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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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glänzten Tränen, die Zähne hatte er so fest zusammengebissen, dass die Kiefernknochen vorsprangen. Trotzdem wimmerte er ab und zu, wenn sich die Nadel in seine blutverschmierte Haut bohrte.
    LaPrixa ließ sich davon nicht stören. Sie summte beruhigend und setzte sorgfältig Stich um Stich in die Achselhöhle des Mannes, wo die Schwanzspitze eines meergrünen Ungeheuers in den dunklen Haaren verschwand. Eine schwierige, besonders schmerzhafte Stelle, selbst harten Männern kamen die Tränen, wenn sie dort arbeitete. Aber sie wollten es so und wenn sie zahlten, stach LaPrixa ihnen Bilder an jeder Stelle ihres Körpers.
    Sie lächelte, als dem Mann ein Stöhnen entfuhr. Er war hart im Nehmen, hatte noch geschwatzt und Witze gemacht, aber als sie höher und höher in die zarte Haut gestochen hatte, war er still geworden, bis nur noch sein pfeifender Atem zu hören war.
    Manche Kunden flehten sie mitten in der Sitzung an aufzuhören, aber eine Künstlerin wie LaPrixa schätzte es nicht, ihre Werke unvollendet zu lassen. Bis jetzt hatte noch keiner ihre Werkstatt mit einem halbfertigen Bild verlassen, wenn auch schon mal einer die Besinnung verlor, was die Hautstecherin nicht hinderte, unverdrossen weiterzumachen.
    Im Allgemeinen bestand sie darauf, ihre Arbeit in einer Sitzung zu vollenden, da ihr sonst Schwung und Eingebung verloren gingen. Ein Schwächling hätte, als Beweis seiner Zaghaftigkeit, mit dem halbfertigen Bild herumlaufen müssen zum Gespött all seiner Freunde und der Mädchen, die er beeindrucken wollte. Den vollen Betrag hätte LaPrixa dennoch gefordert und bei ihren Preisen schmerzte auch das.
    Über Mangel an Kundschaft konnte sie sich nicht beklagen. Die jungen Männer betrachteten es als Mutprobe, zu ihr zu gehen, um durch eine bunte Hautstecherei oder ein bizarres Narbenrelief ihre Männlichkeit zu beweisen. LaPrixa wies keinen ab, dem der Bart wuchs und der zahlen konnte.
    Auch Frauen kamen zu ihr. Elegante Hetären, Dirnen und Bademädchen und jene, die so fest an die Unvergänglichkeit ihrer Liebe glaubten, dass sie sich den Namen ihres Liebsten unauslöschlich auf den Körper bannen ließen. Sie alle rühmten ihr Geschick und ihre sanfte Behandlung und die geheimnisvollen Tränke, mit denen sie die Schmerzen linderte.
    Dieser Kunde würde tapfer durchhalten, er trug schon einige ihrer Kunstwerke auf dem Leib und er würde auch diesmal nicht kneifen, wenn es ihn auch hart ankam.
    Wenn LaPrixa die Nadel mit neuer Farbe füllte, nahm er einen großen Schluck von dem starken dunklen Branntwein, der neben ihm stand. Auch das erlaubte die Hautstecherin nicht jedem, manche wurden davon zappelig oder angriffslustig. Er konnte eine Menge von dem Zeug verkraften und wenn es ihm half, sollte es ihr recht sein.
    Gerade hatte er sich seufzend zurechtgelegt und sie wollte die frisch gefüllte Nadel ansetzen, als es leise an der Tür klopfte. Mit gerunzelter Stirn blickte LaPrixa auf, – es war verboten, sie bei dieser Arbeit zu unterbrechen.
    »Komm herein. Ich hoffe, es ist wichtig«, sagte sie streng, als Cheroot den kahlen Schädel zur Tür hereinsteckte.
    »Die Kleine ist da«, antwortete er ungerührt.
    LaPrixa hatte sich über ihren Kunden gebeugt und knurrte: »Ja, und?«
    »Allein«, erwiderte er bedeutungsvoll. »Sieht aus wie Katze mit Schwanz in Tür.«
    Die Nadel blieb reglos in der Luft hängen. »Allein ...« Einen Moment schien LaPrixa wie erstarrt. Ein harter Glanz trat in die dunklen Augen.
    »Führ sie in das Spiegelgemach, aber sei höflich!«
    Cheroot nickte und schloss leise die Tür.
    LaPrixa betrachtete die Nadel in ihrer Hand, als wüsste sie nichts damit anzufangen und legte sie endlich beiseite.
    »Hör zu, Dangast, mir ist die grüne Farbe ausgegangen. Zieh dich an und komm ein andermal wieder.«
    Sie betupfte das halbfertige Bild mit einer farblosen Tinktur, so dass der Mann zischend den Atem einzog und begann eilig die Farbschalen in ihren Kasten zu setzen und die Leinenmappe mit den Nadeln aufzurollen. Verdutzt richtete er sich auf, den Arm immer noch über den Kopf gereckt.
    »Die Schale war doch voll, als du losgelegt hast«, wagte er einzuwenden, aber die Frau schnitt ihm das Wort ab.
    »Das war nicht das richtige Grün, du willst doch nicht, dass es wie Stümperei aussieht, oder? Ich sage dir, wir können heute nicht weitermachen.«
    »Aber du machst niemals zwei Sitzungen«, begann er misstrauisch.
    »Nun mach dir mal nicht ins Hemd, Kerl. Ich mach dein Bild fertig. Es

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