AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)
drehte sie im Schloss und steckte ihn ein. Sie stieg die drei Stufen zu dem Becken hinauf, zog die Stöpsel aus den Fischmäulern und ließ heißes und kaltes Wasser in das Marmorbecken laufen.
»Hier«, sie deutete auf einen großen Wandschirm, der den hinteren Teil des Raumes abtrennte, »da kannst du dich ausziehen. Ich mache dein Badewasser fertig.«
Zu müde, um zu widersprechen, gehorchte Ninian. Sie trat hinter den Wandschirm, nestelte die Schnüre des Mieders auf und streifte Rock und Jacke ab. Beides legte sie auf eine Liege mit geschwungenen Beinen und warf einen sehnsüchtigen Blick zu dem breiten Bett an der hinteren Wand. Es sah so einladend aus ... Sie trat näher und liebkoste die glatten, frischen Laken, die federleichten, buntgewebten Decken. Ein zarter Duft strömte aus ihnen und sie seufzte. Wie gut wäre es hineinzukriechen und zu schlafen, tief und traumlos, bis aller Kummer vergessen war.
LaPrixa wählte unterdessen aus ihrem Vorrat von Spezereien, was sie dem Bad zusetzen wollte. Mit Bedacht nahm sie die farbig funkelnden Fläschchen heraus und gab einige Tropfen daraus in das Becken. Wie eine Beschwörung murmelte sie dabei die Namen der Essenzen.
»Lavandula, Aurantia, Vetiveria, Santala ...«
Zuletzt warf sie zwei Handvoll getrockneter Blüten dazu und schlug das purpurfarbene Wasser mit einem Bastquirl, bis es schäumte.
All diese Handgriffe hatte sie schnell und geschickt ausgeführt. Nun warf sie einen verstohlenen Blick zu dem Wandschirm, zog einen winzigen Schlüssel an einer Kette zwischen ihren Brüsten hervor und öffnete ein verschlossenes Fach. Vorsichtig nahm sie eine mit klarer Flüssigkeit gefüllte Phiole heraus und wog sie nachdenklich in der Hand.
Ein Geräusch ließ sie zusammenfahren, hastig verbarg sie das Glas in den Tiefen ihres Rockes und drehte sich um.
Ninian war hinter dem Wandschirm hervorgetreten. Im Gehen wand sie die dunklen lockigen Haare hoch und steckte sie so gut es ging fest, aber einige widerspenstigen Strähnen fielen auf ihre nackten Schultern herab. Als sie an dem Spiegel vorbeikam, warf sie einen verstohlenen Blick auf ihr Spiegelbild und lächelte.
LaPrixa starrte sie an.
Arme Bysshe. ,Er ist nicht wirklich da, Maggia, er sieht nicht mich, wenn wir beieinander liegen, da ist ... da ist eine andere zwischen uns', hatte das Bademädchen traurig gesagt, als sie von ihrem Kummer gesprochen hatte. Kein Wunder, dass sie vergeblich auf Jermyns Gunst gehofft hatte. Wie konnte ihr weicher, ein wenig plumper Leib neben dieser zierlichen, makellosen Schönheit bestehen?
Die straffen, schlanken Gliedern erinnerten die Hautstecherin an die biegsamen, kraftvollen Akrobatinnen, die sich von ihr verzieren ließen. Die festen, jungen Brüste und der sanfte Schwung der Hüften war dabei nicht knabenhaft, sondern weiblich genug, um jeden Mann zu entzücken. Und sie wusste, dass sie schön und begehrenswert war.
LaPrixa ballte die Fäuste. Ja, arme Bysshe – die hier hat er vor sich gesehen, wenn er bei dir lag, nicht dich, du Närrin! Die ist sein Schatz, sein wirklicher Schatz und ich hab sie hier in meiner Gewalt! Ist Rache nicht süß, Bysshe?
Ninian stieg die Stufen zum Becken hinauf und unter dem Blick der großen Frau flutete die Röte über Hals und Gesicht. Befangen schlug sie die Augen nieder.
LaPrixa reichte ihr wortlos die Hand, das Mädchen ergriff sie und stieg in das Bad. Als sie in das warme, duftende Wasser glitt, seufzte sie leise und lächelte dankbar.
Die Hautstecherin erwiderte das Lächeln nicht, sie streifte die Ringe ab und trat hinter das Mädchen. Ninian versteifte sich, als sie die Hände auf ihren Schultern spürte, aber LaPrixa begann sachte ihren Nacken zu kneten und allmählich tat das Bad seine Wirkung. Der Widerstand ließ nach, unter der sanften Berührung schloss sie die Augen und entspannte sich. Wenn die suchenden Finger die harten Stellen an Schultern und Rücken berührten, zuckte sie zusammen, aber LaPrixa verstand ihr Handwerk. Behutsam lockerte sie das verkrampfte Gewebe, bis Ninian vor Behagen seufzte. Sie sah nicht auf, sonst wäre sie über den grimmigen Ausdruck in dem dunklen Gesicht über sich erschrocken.
LaPrixa schwitzte; unter dem engen Lederwams spürte sie den Schweiß zwischen ihren Brüsten und den Rücken hinabrinnen. Wie von selbst bewegten sich ihre Finger, sie glitten über die Schultern, die zarten Schlüsselbeine, umspannten den schlanken Hals, kneteten, streichelten, drückten.
Seit sie
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