AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)
unser Bett denke, graust es mich«, klagte sie. »Die Decken und die meisten unserer Kleider ... Wag ist ein guter Kerl, aber Waschen gehört nicht zu seinen Stärken.«
Die Hautstecherin rollte die Augen. »Ich geb dir Cheroot und zwei Sänften mit. In die eine packen wir dich – es wäre eine Schande, wenn du nach dem Bad und meiner prächtigen Abreibung jetzt noch durch die Gegend läufst. In die andere kommt dieses Bettzeug, ich schenke es dir. Eure Decken und alles, was du zu waschen hast, nimmt Cheroot mit. Wenn es fertig ist, kannst du es abholen. Komm, lass gut sein! Schau, dass du weiterkommst, ich hab schon die halbe Nacht mit dir vertrödelt.«
Sie musste Zuflucht zur Grobheit nehmen, denn Ninian war ihr um den Hals gefallen und küsste sie.
»Ist das dein Ernst? Oh, ich liebe dich, LaPrixa! Du bist wirklich wie eine ...«
»... wie eine Mutter, ja, ja. Ich rufe Cheroot, damit du endlich verschwindest.«
LaPrixa hatte es plötzlich eilig, das Mädchen loszuwerden, der Edelmut stieß ihr sauer auf.
Als Jermyn vom Ruinenfeld in die belebten Gassen gestürmt war, hatte ihm die Mordlust so deutlich im Gesicht gestanden, dass ihm selbst die Hartgesottenen aus dem Weg gingen.
Dabei wusste er nicht, ob die Wut in seinem Bauch Ninians kleinlicher Empörung galt oder seiner eigenen Dummheit. Er hätte die Gefahr erkennen und mit einer einzigen Lüge abwenden können – dass sie Grund hatte, gekränkt zu sein, kam ihm nicht in den Sinn. Zu verschieden war die verzehrende Glut, mit der er nach ihr verlangte, von der lauwarmen Begehrlichkeit, die ihn in Bysshes Arme getrieben hatte. Und es weckte die schwarze Bosheit in ihm, wenn sie ihn steif mit verkniffenen Lippen ansah. Wenn sie plötzlich nicht mehr Ninian war, sondern das Fräulein Ava, das ihm nur Verachtung, oder schlimmer noch, kühles Mitleid entgegenbrachte.
Es hatte ihn wie ein Schlag getroffen, dass diese Ava immer noch in ihr steckte, nachdem er geglaubt hatte, sie durch und durch zu kennen. Der Zorn, als er sie auf dem Sims zurückgelassen hatte, war Ninians Zorn gewesen, und er hatte eingesehen, dass er ihr ein Unrecht angetan hatte. Aber dies – was verlor sie durch seine Spielerei mit dem Bademädchen? Selbst in Bysshes Armen hatte er an sie gedacht! Und hatte er nicht allen Grund gehabt, verzweifelt zu sein? Hätte er sich in ihre Gedanken geschlichen, hätte ihre Empörung nicht größer sein können. Er hielt es sich außerordentlich zugute, dass er der Versuchung bisher widerstanden hatte.
Aufgebracht bog er um eine Ecke und stieß so heftig mit einem harten Schädel zusammen, dass er für einen Moment Sterne sah.
»Du Trottel, kannst du nicht aufpassen, wohin du gehst! Mach doch die Glubscher auf, du Dumpfbacke ...«
Gerade auf so etwas hatte er gewartet.
Er richtete den stechenden schwarzen Blick auf den anderen, bereit, ihm üble Kopfschmerzen zu bereiten, und fand sich Auge in Auge mit dem Bullen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb der Ringer sich den Wangenknochen, der sich kräftig rötete.
»Oi, Jerrmyn, die Hausecke ist nicht aus Glas«, murmelte er und Witok, der neben ihm stand, knarzte angriffslustig:
»Pass selber auf und die frreundlichen Namen behalt für dich.«
Jermyns Zorn fiel in sich zusammen. Er räusperte sich.
»Oi, ihr zwei, hm, lange nicht gesehen. Was habt ihr so getrieben?«
Sie waren bei Tifon gewesen, um die dreihundert Goldstücke zu zahlen, die der Bulle doch nicht so schnell hatte flüssig machen können. Danach hatte Jermyn ihn über seiner Vernarrtheit in Ninian vergessen.
»Wirr haben gestritten, ob wirr in Tierhandel einsteigen oderr lieberr ein Patron suchen, als Leibwächter, man muss leben von irgendwas, aber ich weiß nich, was richtik is.«
Der Bulle zuckte die prächtigen Schultern, sein unglücklicher Blick bereitete Jermyn mehr Unbehagen als laute Vorwürfe. Witok dagegen hatte keine Hemmungen, ihn an sein Versprechen zu erinnern.
»Ja, lange nich gesehen, warrst wohl zu beschäftigt. Kann nich sagen, dass wir viel zu tun hatten, in die letzte Wochen. Wird ja nun nix aus Gladiatorenschule. Hab's gleich zu ihm gesagt, aber er wollt's nich glauben, der große Narr. Komm jetzt, Vitali, wir ham hier nix mehr verlorn.«
Mit einem bösen Blick stapfte er weiter, während der Bulle Jermyn entschuldigend ansah.
»Hör nicht auf ihn, er nimmt sich's so zu Herzen, dass wir nicht mehr im Geschäft sind. Die Tafel ist auch abgenommen«, fügte er zusammenhanglos hinzu und ein verlorener
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