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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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drückst du dich um den Lohn für die Träger«, sagte sie halb lachend, halb missbilligend.
    »Man muss eben wissen, wo man spart«, entgegnete Jermyn ungerührt und legte seine Hand auf ihre Schulter. Nach kurzem Zögern schlang sie ihren Arm um seine Hüfte und schmiegte sich an ihn. Die Nachtluft war kühl, es war angenehm, sich aneinander zu wärmen.
    Eine Weile gingen sie schweigend; nach und nach verloren sich die anderen Nachtschwärmer in den Straßen und Gässchen rund um den Großen Zirkus, der wie ein tiefer Schatten im Dunst der Nacht aufragte und die aufgeregten Stimmen blieben hinter ihnen zurück. Als sie den Rand ihres Ruinenfeldes erreicht hatten, umfing sie nur noch die Stille, die seit Jahrhunderten über diesem Ort lag.
    »War das nicht Ely, wie heißt er noch gleich ... dein Wagenführer?«, fragte Jermyn, während sie durch die vergangene Pracht schlenderten.
    »Ely ap Bede? Ja, erinnerst du dich an ihn?«
    Jermyn hatte Ely nur einmal am Tag der großen Hochzeit gesehen, der viele Mondumläufe zurücklag. Er lachte leise und drückte sie an sich.
    »Was denkst du denn? Ich vergesse nichts, was an diesem Tag geschehen ist. Was habt ihr geredet?«
    Er spürte unter seinem Arm, wie sie die Schultern hob.
    »Oh, nichts besonderes. Er lud mich in sein Haus ein.«
    Jermyn fluchte innerlich. Er liebte es nicht, wenn sie Ely besuchte. Der Mann war ein Bindeglied zu ihrem früheren Leben. Warum konnte er sich ihrer nie sicher sein?
    »Gehst du hin?«
    »Vielleicht«, erwiderte sie gleichgültig. Plötzlich lachte sie.
    »Ihm hat die Anwesenheit der Damen sehr missfallen, besonders der unverheirateten. Er meinte, wenn das seine Töchter wären ... Er hat erzählt, dass Violetta seit Neuestem in den engeren Zirkel der Fürstin geladen wird, was seine Frau mit Genugtuung und ihn mit Sorge füllt, abgesehen davon, dass es ihn eine Menge Geld kostet. Violetta wollte heute Abend auch im Gefolge der Fürstin mitkommen, aber er hat es ihr streng verboten.«
    »Und was sagte er zu deiner Anwesenheit?«, neckte Jermyn sie. »Du bist auch ein junges Mädchen und unverheiratet, oder?«
    »Nein«, sagte sie, »ich bin Ninian, die Abenteurerin. Ich teile Tisch und Bett mit einem Gesetzlosen und habe kein Recht mehr auf den Schutz eines Vaters!«
    Sie schüttelte seinen Arm ab und rannte in die Dunkelheit hinein.
     
    Kamante sprang leichtfüßig über geborstene Steinplatten, Geröll und vertrocknete Unkrautstauden, bis sie sich den Bruchstücken einer umgestürzten Säule näherte. Hier verlangsamte sie ihre Schritte, denn unter den Steintrommeln verlief der Schutzring, den Ninian um den Palast gezogen hatte und den nur sie ungehindert überschreiten konnte.
    Seit dem verhängnisvollen Einbruch in die Schatzkammer hielt sie ihn aufrecht, um nicht von einem unverhofften Angriff überrascht zu werden. Übertrat ein Fremder die unsichtbare Linie, so bäumte sich die Erde unter seinen Füßen auf wie ein bockendes Pferd und er fand sich ein gutes Stück entfernt auf dem Boden wieder. In Sichtweite des kleinen Seitentores hing eine Glocke an einem Holzpflock, mit der sich Besucher bemerkbar machen konnten. War Ninian im Palast, hob sie die Sperre auf, sonst musste der Fremde sich gedulden, bis sie zurückkam. Doch geschah dies nicht häufig, sie wurden selten gestört in der Einsamkeit ihrer Ruinen.
    Nur Jermyn, Wag und Kamante kannten die Lücken und das Mädchen schritt vorsichtig zwischen den beiden Säulenstücken hindurch, die den Durchgang nach Südwesten markierten, wo Hafen und Fischmarkt lagen. Dann nahm sie ihren fröhlichen Lauf wieder auf.
    Eine gute Stunde Weges lag vor ihr, aber nicht einmal der kühle Dunst des frühen Morgens, der sich in winzigen Wassertröpfchen auf ihrer Filzkapuze absetzte, konnte ihre Freude dämpfen. Sie schüttelte sich lachend, als das gelbe, vorjährige Gras des Brachfeldes ihren Rocksaum durchnässte und schwang ausgelassen den großen Korb.
    Erst als sie die erste Gasse erreicht hatte, mäßigte sie ihre Schritte und setzte ihren Weg gesittet fort, wie Wag es ihr eindringlich ans Herz gelegt hatte.
    Kamante rollte die Augen, als sie an seine Ermahnungen dachte - er hatte sie ungern gehen lassen. Aber Ninian hatte es erlaubt und Kamantes Herz war von Dankbarkeit für die Patrona erfüllt. Längst hatte sie ihr verziehen, dass sie dem unterhaltsamen Zeitvertreib an dem Schellenmann ein Ende gemacht hatte, obwohl sie ab und zu mit leisem Bedauern daran dachte. Als sie in dem immer

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