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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Bullen, dann sah er wieder zu Ninian.
    Sie war aufgestanden, winkte Kaye lächelnd zu und suchte sich einen Weg durch die Reihen. Sein Herz machte einen Satz beim Anblick der schlanken Gestalt in dem schlichten Gewand, die sich so auffällig von den herausgeputzten Damen unterschied. Rasch und anmutig sprang sie von Lücke zu Lücke. Unten angekommen schüttelte sie die dunklen Locken zurück und strich das enge Wams über den Oberschenkeln glatt. Es war eine herausfordernde Geste und Jermyn grinste. Wahrscheinlich hatte es ein paar spitze Bemerkungen gegeben ...
    Sie kämpfte sich durch das Gedränge rund um die Arena, sprach einige Worte mit einem älteren bärtigen Mann, dessen kahler Kopf im Licht der Fackeln glänzte, kletterte dann die Reihen zu ihm herauf und warf sich neben ihn auf die Bank. Ihre Augen blitzten und Thalias Diamant warf zitternde Funken in dem geweiteten Nasenflügel. Bevor Jermyn etwas sagen konnte, packte sie ihn am Aufschlag seines Wamses, zog ihn an sich und küsste ihn auf den Mund. Es war nicht ihre Art und die ungewohnte Zärtlichkeit überrumpelte ihn, doch er ließ sich nicht lange bitten. Es wurde ein leidenschaftlicher Kuss, aber er täuschte Jermyn nicht.
    »Das hast du nur gemacht, um die feinen Damen zu ärgern!«, flüsterte er, als sie sich von ihm löste.
    »Diese herausgeputzten Schnepfen! Sie haben über mein Wams gelästert und über meine Beine, dabei sind sie selbst ausgeschnitten bis zum ... bis zum Bauchnabel.«
    Ja«, grinste er, »es ist kaum zu übersehen.«
    Das trug ihm einen vernichtenden Blick ein, aber er legte den Arm um sie und zog sie an sich. »Mach dir nichts daraus. Du schlägst sie alle.«
    Auf der anderen Seite wandte sich die Fürstin zu ihrer Kusine.
    »Schau, sie ist seine Liebste, die schamlose Person«, sagte sie über die Schulter, »vielleicht hat er mehr Gefallen an Knaben.«
    Eine gewisperte Schmähung war die einzige Antwort und mit leisem Lächeln blickte die Fürstin wieder in die Arena. Margeau konnte so schrecklich nachtragend sein.
    Aber sie hatte heute wenig Mitgefühl für die Freundin; ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem Bullen. Schon einmal hatte sie ihm ihre Gunst geschenkt - ihre Leidenschaft war erloschen, als er im Mittelmaß zu versinken drohte. Nun war er wie ein Phönix aus der Asche erstanden und damit war auch die Glut in ihrem Herzen wieder erwacht. Und das am Vorabend der Wilden Nächte ... Die Fürstin lächelte und krümmte den Finger, um den Meister heranzuwinken.
     
    Die Eröffnung der Schule war ein triumphaler Erfolg gewesen und das Publikum strömte zufrieden durch die aufgerollten Zeltbahnen in die feuchtkalte Nacht hinaus. Die Damen zwängten ihre Roben in Sänften und Kutschen und Witok rieb sich in seinem Verschlag die Hände.
    Den Bullen hatte die Fürstin nicht mehr von ihrer Seite gelassen. Jermyn und Ninian winkten ihm von Weitem zu, nahmen den schwankenden Babitt in die Mitte und ließen sich mit den anderen hinaustreiben.
    Jermyn sah sich suchend um, aber die freien Sänften- und Laternenträger, die, ein gutes Geschäft witternd, hoffnungsvoll vor der Schule ausgeharrt hatten, waren fast alle vergeben. Ganz in ihrer Nähe hatte ein schnaufender Dicker eine der letzen Sänften ergattert und versuchte gerade ächzend, seine Leibesfülle in dem schmalen Kasten zu verstauen, als Leben in die geduldig wartenden Träger kam. Sie hoben ihre Last an und setzen sich in Bewegung wie auf einen unhörbaren Befehl. Der Dicke verlor den Halt, stolperte und wäre um ein Haar im Straßendreck gelandet.
    Mühsam mit den Armen rudernd fand er sein Gleichgewicht wieder und sah fassungslos zu, wie Jermyn und Ninian ihren schwankenden Gefährten in der Sänfte verstauten.
    »Ja, so ein Gesindel! Ja, ihr Haderlumpen, ihr elendigen, ihr ...«
    Die Brust gebläht in gerechtem Zorn begann er seiner Empörung lautstark Luft zu machen, als Jermyn sich zu ihm umwandte. Der Blick des Dicken verfing sich in den schwarzen Augen und schlagartig änderte sich sein Gebaren. Mit einfältiger Miene tappte er herbei, zählte dem verblüfften Träger einige Münzen in die Hand und trollte sich in die Nacht.
    »So ist’s recht«, grinste Jermyn, »ein Marsch in der frischen Luft wird ihm gut tun.« Er gab den Trägern genaue Anweisungen, wohin sie den schnarchenden Babitt bringen sollten, und die Männer setzten sich in Trab.
    Ninian sah ihnen nach.
    »Du steckst Hunderte von Goldstücken in diese Schule, wettest wie ein Verrückter und jetzt

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