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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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schwenkten ihre Damen wilder, sie wagten hohe Sprünge und die Zuschauer johlten, wenn die fliegenden Röcke bestickte Strümpfe und seidene Strumpfbänder enthüllten. Ließ sich eine Dame ermattet an den Rand der Tanzfläche führen, so stieg ihr Tänzer die Stufen der Plattform hinunter und holte sich eine kichernde Schönheit aus der Menge. Als immer mehr Mädchen aus dem Volk den Tanzboden füllten, passte sich die Musik an und fiel von den langsamen, höfischen Melodien in rasche, fröhliche Volksweisen. Sie fuhren den Zuschauern in die Beine und bald schunkelte die Menge ausgelassen mit.
    Auch Ninian dachte an die Ballnacht im Haus der Weisen. Wie hatte sie es genossen, mit Donovan zu tanzen, selbst ihre Ängste wegen Jermyn hatte sie darüber vergessen!
    Sie konnte sich dem Zauber nicht entziehen, die Klänge lockten, es zuckte in ihren Füßen und neidvoll betrachtete sie die tanzenden Fräulein und Mädchen. Das konnte sie auch und besser ...
    Aber sie war nicht allein. Jermyn kochte, das spürte sie, ohne ihn anzusehen. Seit sie die Ruinenstadt verlassen hatten, stand er unter Spannung, wie immer, wenn er etwas vorhatte. Er hatte nichts gesagt, aber im Gegensatz zu gestern, wo er sich für seine Verhältnisse geradezu herausgeputzt hatte, trug er heute abgetragene Hosen, ein fadenscheiniges Hemd und darüber eine alte Filzkapuze, denn obwohl es im Laufe des Tages milder geworden war, fiel ein leichter Nieselregen. Sie selbst hatte wieder Männerkleidung angelegt, ihr stand nicht der Sinn danach, sich halb entblößt unter die aufgeheizte Menge zu mischen. Auch wenn sie sich aufgeladen hatte, waren die grapschenden und kneifenden Finger lästig.
    Doch während sie zu den glänzenden Fräulein hinaufsah, dachte sie an das weiße Gewand, das sie damals getragen hatte, an die bewundernden Blicke, die ihr gefolgt waren. Leises Bedauern ergriff sie und ihr Fuß bewegte sich wie von selbst im Takt der Musik.
    Jermyn merkte es und es fiel ihm nicht schwer, ihre Gedanken zu erraten. Es hatte ihn geärgert, dass sie ihre reizende Gestalt unter Männerkleidern versteckte, er genoss es, zu zeigen, wem all ihre Lieblichkeit gehörte. Aber jetzt musste er wohl dankbar für ihr jungenhaftes Aussehen sein.
    Nicht, dass er es zulassen würde, dass einer der rausgeputzten Gockel sie zum Tanz holte! Unter der Verzweiflung, die ihm die Kehle zuschnürte, lauerte die Wut.
    Gerade über ihm löste sich ein Junker von seiner Dame und sprang lächelnd die Stufen herunter. Jermyn ballte die Fäuste. Er würde nicht tatenlos zusehen ...
    Ninian hatte die Blicke des jungen Edelmannes schon einige Male aufgefangen. Jedes Mal, wenn er vorbeitanzte, hatte er den Kopf gewandt und ihr zugelächelt, jetzt kam er mit raschen Schritten auf sie zu.
    »Wie heißt du, mein Herz?«
    Ninian öffnete den Mund und Jermyn bohrte die Finger in ihren Arm. Doch der Junker blickte kalt über sie hinweg, galant verbeugte er sich vor ihrer kichernden Nachbarin.
    »Fan...Fanny, edler Herr.«
    »Lass den edlen Herrn, Fanny, heute bin ich Lozzo. Tanz mit mir, meine Schöne ...«
    Das Mädchen legte ihre Hand in die seine und ließ sich auf die Tanzfläche führen.
    Ninians Wangen brannten. Inbrünstig hoffte sie, dass niemand ihren Irrtum bemerkt hatte.
    Ihr Arm schmerzte unter Jermyns unbarmherzigem Griff und sie schüttelte ihn wütend ab.
    »Lass mich!«
    »Komm, wir verschwinden!«, es klang, als würden ihm die Worte gewaltsam abgepresst.
    »Warum?« Aufgebracht sah sie ihn an, aber der Anblick seines hasserfüllten, zerquälten Gesichts fuhr ihr in die Glieder. Wortlos, Tränen der Wut in den Augen, bahnte sie sich einen Weg durch die Menge. Als sie das wüste Gedränge hinter sich gelassen hatten, zerrte er sie in den Schatten einer Hauswand.
    »Was ist los mit dir?«, kam sie ihm zuvor. »Warum soll ich nicht zuschauen und tanzen, wenn ich will?«
    »Weil ich es nicht will, hörst du? Du gehörst nicht zu denen, sondern mir, mir allein. Ich werd nicht zusehen, wie so ein geiler Bock seine Hände auf dich legt!« Er hatte leise gesprochen, aber seine Stimme bebte und die dunklen Augen bohrten sich in ihre.
    »Ich gehöre niemandem!«, erwiderte sie hitzig. »Du hast eine schlechte Meinung von mir, ich wäre nicht mit ihm gegangen! Au, lass mich los, du tust mir weh ... glaubst du mir nicht? Willst du in meinen Kopf sehen ? Bitte, ich kann dich nicht zurückhalten!«
    Jermyn fuhr zurück und senkte den Blick.
    »Nein, nein, das tu ich nicht, nicht

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