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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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gesalzene Erbsen in Tüten gefüllt und Süßigkeiten aller Arten in solchen Mengen verkauft, dass man bis Mittag beinahe an jeder Straßenecke eine unglückliche Mutter sah, die ihrem Sprössling den Kopf hielt, während dieser die unmäßig genossenen Leckereien wieder von sich gab. Man wartete sehnsüchtig auf den Abend, wenn die Kinder endlich schliefen, eingelullt von dem süßen Wein, den sie an diesem Abend trinken durften, damit ihr Schlummer auch recht tief und lang sein würde.
    Denn heute begannen sie wirklich, die Wilden Nächte.
    Jermyn und Ninian erging es nicht besser als allen anderen Herrschaften der Stadt.
    Als sie am frühen Morgen müde und durchfroren in den Vorraum stolperten, empfingen sie laut streitende Stimmen.
    »Un du gehs nich allein in die Stadt, Mädchen, un das is mein letztes Wort!«
    »Wär schön, wenn wär letztes Wort, Wag! Will nich hierbleibn, war arg langweilig gestern!«
    »Na, das is dreist! Ich führ dich überall ’rum un du maulst, du undankbares Gör ...«
    »Ach, Scheiße«, Jermyn verdrehte gereizt die Augen und marschierte zur Leiter. Ninian folgte ihm gähnend, aber oben erwartete sie eine böse Überraschung: In keinem Kamin brannte Feuer, die Luft war kalt und abgestanden.
    Wütend schleuderte Jermyn seine Jacke zu Boden. »Verdammt noch mal und bestimmt weigert er sich auch, Kahwe zu kochen.«
    Ninian stöhnte. »Wenn man wenigstens baden könnte.«
    Sie hatten schon vor den verschlossenen Türen des Badehauses gestanden, die Mädchen hatten frei und LaPrixa war verschwunden oder ließ sich verleugnen. Und ihr eigenes Waschhaus - oh, ja, die Amphore war gefüllt, aber bei dem Gedanken an kalte Wassergüsse schauderten sie beide.
    Schließlich kletterte Jermyn fluchend hinunter, um Holz zu holen, während Ninian im Kamin ihres Schlafzimmers vergeblich in der Asche stocherte. Eine Weile mühten sie sich mit Feuerstein und Zunder, dann opferte Jermyn drei kostbare Phosphorhölzchen.
    »Dieser elende Wag«, knurrte er und blies vorsichtig in die Flämmchen. Ninian, die einen angesengten Finger schlenkerte, erwiderte spitz:
    »Wie schnell du dich daran gewöhnt hast, bedient zu werden! Früher hast du bestimmt selbst Feuer gemacht, oder? So was verlernt man doch nicht.«
    »Ach ja? Ich wette, du hast dir gerade zum ersten Mal die Finger dabei verbrannt, was, Fürstin?«, er wischte sich mit der Hand über die Stirn, was einen breiten, rußigen Streifen hinterließ, und kniff böse die Augen zusammen. Als das Feuer endlich brannte, waren sie so schlechter Laune, dass sie wortlos zwischen die kalten Decken krochen und sich den Rücken zuwandten.
    Als Jermyn am späten Nachmittag erwachte, war der Platz neben ihm leer und einen Moment lang zog die bekannte Furcht seinen Magen zusammen.
    »Sei nicht albern, sie hockt sicher bei Wag in der Küche«, beruhigte er sich ungeduldig und starrte, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, zur Decke.
    Bis jetzt waren diese Wilden Nächte nicht verlaufen wie erhofft. Der Ausflug zum Hafen war ein Reinfall gewesen, die Fischer hatten nur für sich selbst gefischt und gar nicht daran gedacht, etwas von ihren Schätzen herzugeben. Er hatte keine Lust gehabt, sich die Mühe zu machen, sie zu zwingen - ihm hatte nicht der Sinn nach Fisch gestanden. Ninian hatte sich geärgert, vor allem, weil sie ihm zum Ausgleich für den weiten Weg zum Hafen einige Partien Himmelsspiel auf dem Platz der d’Este zugestanden hatte.
    Gebracht hatte es ihm nicht viel, ein paar Mal hatte er sich übel verschätzt und sich nicht mit Ruhm bedeckt. Aber während Ninian auf ihn gewartet hatte, war ihr der alberne Schneider über den Weg gelaufen und hatte von den Freien Tänzen vor dem Patriarchenpalast geschwatzt. Ihre Augen hatten geleuchtet, als sie davon erzählte, und er musste nicht in ihren Kopf schauen, um zu wissen, dass es sie dorthin zog. Ausgerechnet in diese Nacht, in der er seine eigenen Pläne mit ihr hatte!
    Mürrisch überlegte er, ob es sich überhaupt lohnte aufzustehen, als ein zarter Duft nach Kahwe durch den Raum zog, dem er nicht widerstehen konnte. Unten fand er die Küchentür weit offen und mit dem einladenden Duft drangen Licht und Wärme heraus.
    In der Küche hatten sich die Wogen geglättet. Ein helles Feuer brannte im Kamin, Wag und Kamante saßen einträchtig nebeneinander und auf dem Tisch standen Schüsseln mit Grütze und Honig. Ninian hockte mit hochgezogenen Knien auf der Bank und lachte.
    »Seht ihr, ich hab doch gesagt,

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