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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Schlafgemach erwartete. Wenn sie überhaupt zurückkam - aber dann war auch das Feuer überflüssig. Er griff nach dem Krug, stellte ihn jedoch so heftig zurück, dass Wasser herausspritzte. Sie brachte ihn dazu, sich wie ein kindischer, rachsüchtiger Bengel zu benehmen!
    Als er sich altes, trockenes Zeug anzog, dachte er daran, mit welchen Hoffnungen er am Abend zuvor das gleiche getan hatte. Die ganze Nacht hindurch hatte er zwischen Eifersucht, rauschhafter Seligkeit, Enttäuschung und kalter Ernüchterung geschwankt - das Auf und Ab ging ihm auf den Sack. Heute sollte Ninian ihm gestohlen bleiben. Er würde sie aus seinen Gedanken verbannen und alles alles tun, was sie nicht mochte, woran sie keinen Anteil hatte. »Einmal in Jahr ohne Weiber«, hatte der Bulle gesagt - man würde sehen, wer sich in dieser dunklen Nacht am meisten vergnügte!
     
    Sie hatten die Ruine des Alten Zirkus erreicht und mit einer Anstrengung arbeitete sich Wag an Jermyns Seite vor.
    »Was haste denn vor, Patron?«, keuchte er.
    »Wir gehen zu den Höfen.«
    »Was? Heut Nacht? Oioioi, da wird’s aber hoch hergehn.« Eine Weile versuchte er Schritt zu halten, dann gab er es auf. »He, Patron, renn nich so, ich kann nich mehr schnaufn.«
    Seine schmale Brust arbeitete wie ein Blasebalg und Jermyn verlangsamte seine Schritte. Erleichtert blies Wag die Backen auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Angst um Kamante hatte Spuren in seinem hageren Gesicht hinterlassen.
    »Hoffentlich fürcht sie sich nich, so allein. Am besten wär, sie kriecht gleich ins Bett«, murmelte er.
    »Halt’s Maul«, knurrte Jermyn, »kein Mann soll sich jetzt um Weiber scheren!«
    Er verschwieg, dass Kamante kurz nach ihnen den Palast verlassen hatte. Ihm war egal, wo die Kleine ihr Vergnügen suchte. Von ihm durfte sie keine Hilfe erwarten, sollte Ninian das Kindermädchen spielen. Aber Wag brauchte das nicht zu wissen, sein Gejammer würde nur stören. Sie traten aus dem Schatten der Zirkusmauern und schlugen die Straße zu den Gladiatorenschulen ein.
    Ohrenbetäubender Lärm schlug ihnen entgegen. Das Gedränge, das rund um den Zirkus schwächer geworden war, nahm wieder zu und ohne den Respekt, den Jermyns rote Haarstacheln einflößten, wären sie kaum vorangekommen.
    Es waren auffällig wenig Frauen in der Menge, dafür Männer jeden Alters und Standes. Viele besser Gekleidete trugen Masken, aber alle strebten in seltsamer Einmütigkeit in eine Richtung. Die meisten schwenkten Flaschen und Krüge und wetteiferten um die eindrucksvollsten Rülpser und Fürze. Alle paar Schritte blieb einer stehen und kotzte in die Gosse.
    Wag wich angeekelt vor einem Speier zurück.
    »Was die Patrona wohl dazu sagn würde?«
    »Wer?«Jermyn sah ihn aus kalten Marmoraugen an und Wag zog den Kopf ein.
    Sie schlugen sich zur Scytenschule am nördlichen Rand des Zirkus durch. Der Bulle stand am Eingang und hielt Ausschau nach ihnen. Mit einem begeisterten Schrei stürzte er sich in die Menge.
    »Oi, Jerrmyn, das is gutt, dass du gekommen bist!«, dröhnte er, »wir werrden eine Menge Spaß haben. Und Wag is auch da«, gutmütig schlug er dem kleinen Mann auf die Schulter, dass dieser in die Knie ging, »gutt, gutt, je mehr kommen, um Ihn zu ehren, desto besser, dann wird Er uns starrk und glücklich machen!« Lachend breitete er die Arme aus und um ihn her stimmten alle in sein Gelächter ein. Selbst Jermyn lächelte; der Bulle hatte getrunken, aber seine ansteckende Fröhlichkeit kam nicht aus der dicken Korbflasche, die er ihnen anbot.
    Jermyn zögerte, dann griff er zu, setzte sie an die Lippen und trank in langen, durstigen Schlucken. Der ungewohnte Wein formte einen glühenden Ball in seinem leeren Bauch, stieg als rötliche Wolke in seinen Geist. Diesmal war es ihm recht - Wags Worte hatten die Erinnerung an Ninian wieder geweckt, der Wein trübte ihr Bild. Er reichte die Flasche an Wag weiter, ohne auf dessen fassungslose Blicke zu achten.
    »Wo ist Witok?«
    »Och, err ist schon vorgegangen«, der Bulle beugte sich vertraulich vor, »heut kämpfen wirr um den wahren Meisterringer, nicht für zahlende Gaffer, nur unter uns, verrstehst du? Er prrüft, ob alles rrechtens ist«, er grinste. »Hat Ninian dich also gehen lassen? Was macht sie heut Nacht?«
    Jermyn zuckte die Schultern und das Lächeln des Bullen verblasste. Wie Wag scheiterte er an der Mauer des schwarzen Blicks.
    Sie ließen sich mit dem Menschenstrom durch die Gassen hinter den

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