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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Gladiatorenschulen treiben, bis sich vor ihnen schemenhaft in der zunehmenden Dunkelheit eine Ansammlung hoher, schmaler Bauwerke erhob. Die Gebäude umschlossen ein Labyrinth von Hinterhöfen, so alt wie das Ruinenfeld und der Zirkus. Es hieß, in den Alten Zeiten hätten sie die kaiserliche Garde mit ihren Tieren und ihrer Ausrüstung beherbergt. In den Tagen der Patriarchen lebten und arbeiteten hier Handwerker aller Art. Kleine Kaufleute hatten hier ihre Lager und Viehhändler ihre Ställe, es gab Baderstuben, Schenken und Garküchen.
    Im Großen und Ganzen herrschte ehrsame Betriebsamkeit, die Höfe bildeten ein kleines Viertel für sich, aber eines ohne Frauen. Jahrhunderte lang waren sie ein Domizil der Männern gewesen, der Geist des Ortes selbst war dem Weiblichen feindlich gesonnen. Zwar arbeiteten Frauen in den Wasch- und Nähstuben der Höfe, in den Kneipen bedienten hübsche Schankmädchen und viele Männer brachten ab und zu ihren Schatz oder eine Käufliche mit. Aber die engen Zellen waren fast nur an Junggesellen vermietet, Verheiratete und Familien wohnten hier nicht.
    Der größte Teil des Lebens spielte sich in den Hinterhöfen ab, von denen es eine verwirrende Menge gab. Stundenlang konnte ein Fremder umherwandern, ohne an sein Ziel zu gelangen. Fragte so ein armer Kerl endlich händeringend nach einem bestimmten Hof oder auch nur dem Ausgang, so geriet er am Ende an einen Spaßvogel, der ihm weismachte, es seien schon Leute spurlos in den Kellern und Gängen verschwunden und erst Jahre später als weißhaarige Greise wieder aufgetaucht. Wurde der Fremde ungehalten und schalt, schickte man ihn freundlich lächelnd in die falsche Richtung. Man arbeitete und feilschte im Freien, die Männer aßen dort, wenn das Wetter es zuließ. Sie veranstalteten Hahnen- und Hundekämpfe, Würfel klapperten oder die Steine des Himmelsspiels - so waren aus den Kasernen der kaiserlichen Soldaten im Laufe der Jahrhunderte »Die Höfe« entstanden.
    Aber nicht nur die Ehrbarkeit hauste hier. In den tiefen, verwinkelten Kellern versteckten sich Hehler, Zinker und Falschmünzer.
    Wer sich dem Zugriff Duquesnes und seiner Wächter entziehen wollte, fand hier Aufnahme. In Abständen befahl der Patriarch, die Keller »auszumisten«, wie er es nannte, aber es gelang nie vollständig, sie zu leeren, und danach summten die Höfe von zornigem, aufrührerischem Gerede wie ein Wespenschwarm. Nur wenn viel wertloses Falschgeld in Umlauf kam oder nach einem großen Diebstahl griff der Patriarch daher nach diesem Mittel. Es war ihm lieber, wenn in den Höfen Ruhe herrschte.
    In viele dunkle Gänge setzte niemals ein Wachmann seinen Fuß und im tiefsten Keller der Höfe, verborgen vor dem Licht des Tages, lag ein uraltes Heiligtum. Schon die Krieger der Alten Zeit hatten dort geopfert und andere vor ihnen, die lange vergessen waren.
    Vor den Höfen erstreckte sich ein breiter Streifen Brachland, dessen spärlichen, vorjährigen Bewuchs unzählige Stiefel zu braunem Schlamm zertreten hatten. Hier mischten sich schrille Frauenstimmen unter das Geschrei der Männer.
    Wehe der Frau, die in dieser Nacht in den Höfen gefunden wurde! Die Männer wollten unter sich sein und was sie trieben, ging kein Weib etwas an. Nicht einmal die sonst willkommenen Huren durften sich innerhalb der Mauern sehen lassen.
    Lust nach ihrem Schoß verspürten die Männer dennoch und so hatten sich viele Käufliche auf dem Niemandsland versammelt und hofften nicht zu Unrecht auf gute Geschäfte.
    Die Erstklassigen boten sich in buntgeschmückten Wagen feil, auf deren Planen schlüpfrige Bilder gemalt waren. Herausgeputzte Dienerinnen schüttelten einen Schellenkranz und lobten lautstark die Vorzüge ihrer Herrin. Die billigen Huren besaßen nur schmale Strohmatten unter einer einfachen Zeltbahn, sie wiegten sich herausfordernd in den Hüften, rafften ihre schmutzigen Röcke und boten mit schriller Stimme ihre Dienste an. Gingen die Männer weiter, ohne sie zu beachten, folgte ihnen ein Strom von Schmähungen.
    »Kriegst ihn wohl nich mehr hoch, was? Was willste dann hier?«
    »Biste so arm, dass de dirs nur selber machst?«
    »Soll er dir verdorrn un abfalln, du Gauch!«
    Eine grobknochige Person, deren Pockennarben nur unvollkommen von der dicken Schminke verdeckt wurden, hob einladend ihre Röcke vor Jermyn. Angewidert von der Wolke säuerlichen Schweißes und billigen Fusels wandte er sich ab. Sie spuckte in hohem Bogen aus.
    »Was denn? Deine Ische is doch

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