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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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zurück und schau nach oben.«
    Ninian, die sich willenlos seinen Händen überlassen hatte, fragte misstrauisch: »Warum? Was ist das?«
    »Belladonna«, antwortete er kurz und träufelte ihr vorsichtig einen wasserklaren Tropfen in jedes Auge, »es macht glänzende Augen und einen lockenden Blick. Und zuletzt, meine Liebe«, mit schwungvoller Geste zog er aus dem Korb eine weiße Halbmaske, die mit Silberflitter und einer weißen, geschwungenen Feder geschmückt war, »mach dich unkenntlich, damit alle rätseln, wer dieses vollkommene Geschöpf ist!«
    Er befestigte die Maske an dem Haarnetz und als sie mit einem letzten, fassungslosen Blick in den Spiegel aufstand, wanderte er um sie herum und betrachtete zufrieden sein Werk.
    »So, nun rufen wir eine Sänfte und ich wette meinen Ruf als bester Schneider der Stadt, dass alle Damen vor Neid Gift und Galle spucken und alle Männer dir zu Füßen liegen werden!« Er zwinkerte ihr zu und verließ den Raum.
    »Das hoffe ich«, flüsterte Ninian der weißen Schönheit zu, deren Augen hinter der Maske wie Diamanten glitzerten. Unwillkürlich wünschte sie, Jermyn könne sie sehen.
    Es versetzte ihr einen kleinen Stich, aber entschlossen unterdrückte sie jeden Gedanken an ihn. Heute Nacht würde kein Blick gleichgültig oder verächtlich über sie hinweggleiten, keine eifersüchtige Hand würde sie daran hindern, den Tribut zu ernten, der ihrer Schönheit gezollt wurde! Mit einem Male wusste sie, dass dies die ganze Zeit ihr Ziel gewesen war, deshalb hatte sie sich mit Jermyn gestritten. Sie wollte allein auf dem Volksplatz tanzen, mit jedem, der ihr gefiel, und die Bewunderung der Männer genießen, ohne von finsteren Blicken und hämischen Bemerkungen gestört zu werden!
    Sie warf den Kopf in den Nacken, wechselte einen herausfordernden Blick mit der aufreizenden Schönen im Spiegel und verließ mit klopfendem Herzen Kayes Gemach.
    Es war dunkel geworden, die Nachtluft streichelte kühl ihre nackte Haut, aber es regnete nicht. Die Sänfte wartete vor der Werkstatt. Die müden Träger, die mit hängenden Schultern zwischen den Tragstangen standen, und der Mann, der die Laterne vorantrug, rissen Mund und Augen auf, als sie aus der Türe trat. Sie strafften sich und Ninian hätte am liebsten laut gelacht. Kayes Zauber wirkte schon!
    Er raffte ihre Röcke, um sie vor dem Straßenschmutz zu schützen, und half ihr, die schimmernde Fülle in der Sänfte zu verstauen. Sie legte ihm eine Hand auf den Arm.
    »Ich danke dir, Kaye. Wenn ich jemals gereizt gegen dich war, bitte ich dich um Verzeihung. Du bist ein wahrer Meister!«
    Er lachte geschmeichelt. »Sprich nicht davon, meine Liebe. Hab ich es nicht dir zu verdanken, dass ich hier mein Glück machen konnte? Ohne deine Fürsprache bei Ely ap Bede und seiner Frau wäre ich niemals so schnell von der vornehmen Damenwelt aufgenommen worden. Vor allem von den reichen Kaufmannsgattinnen - die zahlen wenigstens!« Er rollte vielsagend die Augen. »Und nun amüsier dich nach Herzenslust!«
    »Und du? Bist du ganz alleine heut nacht?«, plötzlich schlug ihr das Gewissen, als das Bild eines einsamen Kaye inmitten seiner stillen Werkstatt vor ihr aufstieg.
    Er kicherte. »Nein, nein, mach dir keine Sorgen um mich. Ich habe eine Verabredung mit einem, hm, sehr schmackhaften Jüngling, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Ninian wünschte ihm Glück, Kaye nannte dem Laternenmann ihren Bestimmungsort und drückte ihm ein reichliches Entgelt in die Hand. Die Träger setzten sich in Bewegung und verschwanden in der Dunkelheit.
     
    Nachdem Ninian gegangen war, hatte Jermyn eine ganze Weile auf der Bank gesessen, seine Stiefel angestarrt und abwesend seinen Becher in den Händen gedreht. Wag hatte sich gegen einen wütenden Ausbruch gewappnet und den Arm um Kamante gelegt, die sich ängstlich an ihn drückte.
    Endlich regte Jermyn sich, beinahe sanft stellte er den Becher zurück und sah Wag und Kamante an. Seine Augen waren wie schwarzer Marmor und gerade als sie den kalten, prüfenden Blick nicht länger ertragen konnten, stand er auf.
    »Du bleibst den Tag über hier, Wag. Wir ziehen am Abend zusammen los!«
    Wags Blick wanderte zu Kamante. Viel lieber wäre er bis zum Ende der Wilden Nächte bei ihr geblieben, aber der Geist des Aufruhrs hatte sich verflüchtigt, seit sie von den Masken entführt worden war.
    »W...wenn du es sagst, Patron«, stotterte er. Jermyn nickte flüchtig und verließ die Küche.
    Es dämmerte, als sie durch

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