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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Entdeckung, wartete Ninian mit kühlem Lächeln bis ein eleganter Jüngling mit verwegener Stirnlocke sich schwungvoll vor ihr verbeugte.
    Sie dankte mit einem kleinen Neigen des Kopfes, legte ihre Fingerspitzen in seine Hand, raffte mit der andern zierlich ihre Röcke und schritt langsam, langsam die Stufen zur Tanzfläche empor. Als hätten sie nur auf sie gewartet, stimmten die Musikanten einen lebhaften Reigen an und der Tanz begann von neuem.
     
    Wie vor den Kopf geschlagen starrte Donovan hinter ihr her. Er erinnerte sich: Ein Mädchen in Weiß und Silber mit glitzernden Sternen im dunklen Haar, umweht von einem schimmernden Schleier. Mit lachenden Augen und geröteten Wangen sah es zu ihm auf, schwebte an seiner Hand durch einen hohen Saal und wiegte sich in seinen Armen. Ein kurzer, süßer Traum, gefolgt von grausamer Qual und hoffnungslosem Erwachen . .. schmerzliches Verlangen schnürte ihm die Kehle zusammen. Er vergaß die niedlichen Mädchen, warf den Pokal beiseite und drängte sich durch die Tanzenden. Das Herz drehte sich um in seiner Brust, aber er konnte nicht anders.
    Man machte ihm respektvoll Platz - wenigstens hier herrschte er unangefochten. Das weiße Kleid schimmerte unter den bunten Roben hervor wie der Mond hinter Wolken und gebieterisch legte er dem entzückten Giles d’Aquinas, dem Neffen des zornigen Guy, die Hand auf die Schulter. Ärgerlich fuhr der junge Mann herum, senkte die Augen vor dem Sohn des Patriarchen und gab seine Tänzerin widerstrebend frei.
    Die Paare trennten sich zu einer Parade und es dauerte eine Weile, bevor Donovan vor ihr stand. Mit klopfendem Herzen sah er in die funkelnden Augen hinter der weißen Maske.
    Er hatte geglaubt, alle vornehmen und reichen Damen auf dem Tanzplatz zu kennen, und er bemerkte die neugierigen Blicke, die auf seine Partnerin gerichtet waren.
    Wortlos führte er sie durch die Figuren der Quadrille. Sie tanzte gut, nur ein wenig unsicher, als habe sie manches vergessen. Als guter Tänzer stellte er sich darauf ein und flüsterte ihr die nächsten Schritte zu. Als sie nach einer verschlungenen Promenade zusammenkamen, lächelte sie ihn lieblich an.
    »Ich hatte gehofft, dass du hier sein würdest, Donovan. Du tanzt meisterhaft!«
    Wie ein Schlag traf es ihn, beinahe wäre er aus dem Takt gekommen.
    »Ava?« Er hatte keine Erscheinung gehabt, sie war es aus Fleisch und Blut. Mechanisch legte er ihr die Hand auf die Hüfte und drehte sie um ihre Achse. Ihre Augen blitzten.
    »Nein, Ninian, mein Lieber, das weißt du doch.«
    Er gab sie frei, sie wich drei Schritte zurück und kam wieder auf ihn zu. Oh ja, er erinnerte sich.
    Unwillkürlich blickte er suchend über die Menge und sie lachte.
    »Keine Angst, er ist nicht da. Glaubst du, er würde ruhig zusehen, wie du mich im Arm hältst?«
    »Aber er lässt dich allein herkommen?«
    Sie versank in einem tiefen Knicks, als der Tanz endete, und er musste sich zwingen, nicht auf ihren entblößten Busen zu starren.
    »Was soll er dagegen tun? Ich mache, was ich will!«, ihre Stimme klang hart. »Ich wollte hier tanzen und er kann es nicht und will es auch nicht.« Mit einem kleinen, grausamen Lächeln setzte sie hinzu: »Mit ihm tanze ich andere Tänze. Aber wir wollen nicht mehr von ihm reden!«
    Sie nahmen ihren Platz unter den anderen Paaren zu einem Wechseltanz ein.
    »Hast du keine Angst herzukommen?«
    Sie zuckte geringschätzig die bloßen Schultern, auf denen Goldstaub im Schein der Lampen glänzte.
    »Warum? Niemand wird mich erkennen. Und du wirst mich wohl nicht verraten, oder?«
    Donovan sah ihr an, dass sie es ihm nicht zutraute. Sie hatte nichts zu befürchten, niemand konnte ihr etwas anhaben. So ergab er sich und nahm demütig hin, was sie ihm gewährte - eine Nacht lang durfte er sie im Tanz in den Armen halten und mit ihr sprechen.
    Die Musikanten entlockten ihren Instrumenten die zärtlichen, verführerischen Melodien der höfischen Liebeslieder. Es war nicht der aufpeitschende Rhythmus der Trommeln, dem man sich nicht entziehen konnte, sondern ein langsameres, gemesseneres Anwachsen, das aber die Tanzenden nicht weniger in Erregung versetzte.
    Angriff und Zurückweisung, Lockung und Widerstand, Verweigerung und Hingabe - die Musik gab es vor und die Tänzer folgten ihr getreulich, bis die Augen vor Verlangen strahlten, der Atem keuchend von halbgeöffneten Lippen strömte und die Wangen unter dem Puder leuchteten.
    Ninian tanzte. Ihre Füße erinnerten sich an die

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