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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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bestanden.
    Auch die muntere Gesellschaft labte sich am Wein, den die Fürstin in großen Körben hatte herbeischaffen lassen. An Speisen gab es nur Brot und Früchte, mehr hatten ihre schmeichlerischen Worte den Köchen der Palastküche nicht abgerungen. Niemand schien raffiniertere Leckereien zu vermissen, dem Wein wurde jedoch eifrig zugesprochen.
    Vom Tanz erhitzt stand man auf der Tanzfläche und plauderte. Einige Damen hatten sich, unbekümmert um ihre kostbaren Roben, auf die Stufen gesetzt und ließen sich von ihren Kavalieren neue Schuhe anziehen. Kichernd gestatteten sie es, dass die jungen Männer die Röcke lüpften und ihre Füße streichelten, bevor sie die seidenen Bänder um die Knöchel banden. Die durchgetanzten Schuhe warfen sie in die Menge und viele Hände reckten sich danach. Sie waren aus Seide mit Gold- und Silberfäden bestickt, geschickte Fingern konnten sie leicht wieder flicken.
    Donovan, in weiße Beinlinge und ein knappes, schwarzweißes, silberdurchwirktes Wams elegant gewandet, lächelte versonnen. Seit dem Beginn der Wilden Nächte hatte er nicht mehr richtig geschlafen, kaum gegessen und reichlich getrunken. Sein Kopf fühlte sich angenehm leicht und leer an. Ein freundlicher Schleier aus Schlafmangel und Weindunst nahm allem, was ihn sonst quälte, die Schärfe, selbst der Spott seiner Genossen störte ihn nicht mehr. Sie hielten ihn für einen Schwächling, der nichts anderes verstand als die Laute zu schlagen, das Tanzbein zu schwingen und formvollendet mit den Damen zu plaudern, und wenn der Vater ihn besonders mit seinen Forderungen und Vorhaltungen bedrängte, wollte er auch gar nichts anderes tun. Die Musik verstand er und im Tanz war er Herr seiner Glieder, kein unsicherer Tölpel. Und war es ein Wunder, dass er die geistreichen Gespräche der gebildeten Damen mehr schätzte als die Prahlereien der Junker oder die Klagen der Alten?
    Zu Zeiten erfüllte ihn der Gedanke an die drohende Last der Regierungsgeschäfte mit Verzweiflung und es lag ihm auf der Zunge, den Patriarchen zu bitten, Duquesne die Last und die Ehre zu übergeben. Und doch - freundlich lächelnd hob er seinen Pokal, als ihm die Fürstin etwas zurief, von dem er kein Wort verstand - bisher hatte er es nicht ausgesprochen. Noch jetzt ärgerte er sich über die geringschätzige Nachsicht, mit der sein Vater ihn entlassen hatte, als Duquesne gekommen war, um die Maßnahmen für die Wilden Nächte zu besprechen. »Geh nur, mein Junge, das hier wird dich langweilen. Ruh dich aus, damit du auf dem Tanzplatz glänzen kannst, du musst mich würdig vertreten.« In Duquesnes dunklem Gesicht hatte kein Muskel gezuckt, aber als Donovan zur Tür geschlichen war, hatte er gewusst, dass der andere bei solchen Gelegenheiten triumphierte. Dabei stand der Thron ihm allein zu; er, der rechtmäßige Sohn, würde als Patriarch nach seinem Vater regieren!
    In seinem leicht berauschten Zustand schien es nicht mehr so unwahrscheinlich. Auch der merkwürdige Vorschlag des undurchsichtigen Fortunagra verlor seinen Schrecken. So bestürzt war Donovan gewesen, dass er nur mit offenem Mund dagesessen hatte. Aber wäre es nicht klug, sich eines mächtigen Verbündeten zu versichern? Gegen Duquesne, der ihm die Herrschaft streitig machen wollte, und die reichen Kaufleute, die ihm nicht zutrauten, dass er ihre Interessen schützte?
    Er neigte den Kopf vor Thalia Sasskatchevan, die an der Hand eines herausgeputzten Jünglings vorbeischritt und ihm einen heißen Blick aus ihren prachtvollen Augen zuwarf.
    Ach ja, heiraten sollte er auch, eine passende Partie selbstverständlich, wie der Vater es wünschte. Gewiss nicht Thalia mit ihrer zweifelhaften Herkunft ...
    Die Töchter der alten, vornehmen Familien - sie versprachen wenig Freude, blutlose, langweilige Geschöpfe, gut erzogen zwar, aber ohne Lebenskraft. Solch wunderbare Wandlungen wie bei Sabeena Castlerea gab es nur selten.
    Donovan seufzte und leerte den Pokal in einem einzigen Zug. Das Mädchen, das er begehrte, war unerreichbar. Doch der bernsteinfarbene Wein linderte auch diesen Kummer. Jede der vergangenen Nächte hatte er mit einer anderen Gespielin verbracht und er hatte es genossen. Es waren hübsche Mädchen gewesen, hübsch und willig, auf schmeichelhafte Weise verwirrt von der Ehre, das Bett des Thronerben zu teilen. Er lächelte selbstgefällig - ein wenig steif war er von seinen Bemühungen, aber seine Beischläferinnen konnten sich nicht beklagen, er hatte sich wacker

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