Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
Vom Netzwerk:
Tanzschritte, folgten bald wie von selbst der Musik. Sie fühlte sich leicht und unbeschwert wie auf dem Ball im Haus der Weisen. Aber sie war kein unwissendes Kind mehr, sie kannte Hingabe und Erfüllung. Ihre Glieder waren kraftvoll und geschmeidig, ohne Anstrengung tanzte sie einen Tanz nach dem anderen - kühl und weiß wie ein Mondstrahl zwischen der funkelnden Gesellschaft.
    Es dauerte nicht lange, bis andere jungen Männer es wagten, ihrem zukünftigen Herrn diese liebliche Dame zu entführen, allen voran der schwarzgelockte Giles d’Aquinas, der sie zuerst erobert hatte. Donovan gab ihre Hand nur widerwillig her, aber dies waren die Freien Tänze und er musste sich fügen, wenn die Dame es wollte. Und sie wollte es. Obwohl sie ihn so begeistert begrüßt hatte, legte Ninian ihre Hand lächelnd in die Hand eines anderen und ließ sich von ihm davonwirbeln. Donovan konnte es kaum ertragen und seine Mundwinkel schmerzten von dem gezwungenen Lächeln. Schon nach unziemlich kurzer Zeit stand er hinter Ninians Galan und legte eine ungeduldige Hand auf seine Schultern. Neugierige Blicke folgten ihm, man tuschelte über sein Benehmen, aber er war wie besessen.
    Ninian tanzte ohne Rast von einem zum anderen und ihre Augen lachten ihn aus.
    Die meisten Damen bedachten das weiße Fräulein mit neidvollen und missgünstigen Blicken, der gewagte Schnitt ihres Kleides rief spitze Bemerkungen hervor. Die Edelfräulein steckten die Köpfe zusammen und rätselten, wer sich hinter der Maske verstecken mochte. Düster sahen sie zu, wie Donovan hinter der Fremden herlief, und wünschten sie in aller Wohlerzogenheit dahin, wo der Pfeffer wächst.
    Margeau de Valois aber schäumte vor Wut. Sie hatte ihren Augen nicht trauen wollen, als die Person aus der Sänfte gestiegen war und bei der Promenade an ihr vorbeigeschritten war.
    Während des Tanzes verrenkte sie sich den Kopf, um mit selbstquälerischer Verbissenheit zuzusehen, wie sich das unverschämte Geschöpf in ihrem prächtigen Kleid wiegte.
    Es stand ihr gut, besser als es Margeau je gekleidet hätte - in Fragen des Geschmacks war das Fräulein de Valois stets ehrlich. Gallebitter stieg es in ihr hoch und als sie das nächste Mal in die Nähe der Fremden kam, zischte sie: »Unschuldiges Weiß? Wie langweilig, meine Liebe!«
    Die andere richtete die glänzenden Augen auf das zornige Gesicht, die dünnen, blonden Strähnen, die sich aus der Frisur gelöst hatten, und als sie sich auf dem Rückweg begegneten, flüsterte sie zuckersüß:
    »Für Euch arme Blonde, gewiss. Wie gut, dass Ihr es nicht tragen müsst!«
    Margeau zuckte zusammen. Sie fühlte sich doppelt verhöhnt. Hatte der elende Schneider von ihrer schmachvollen Niederlage geredet? Das würden sie beide büßen ...
    »Pardon, Fräulein, Ihr steht falsch.«
    Erst als er sie ärgerlich beiseite schob, merkte sie, dass sie auf den falschen Herrn zugetanzt war, wodurch beträchtliche Verwirrung entstand. Mit hochrotem Kopf suchte sie ihren rechten Platz, als das weiße Fräulein vorbeischwebte.
    »Ihr solltet lieber auf Eure Schritte achten als auf mein langweiliges Kleid, meine Liebe!«, lachte sie und Margeau erstickte fast an ihrer Wut.
    Ninian amüsierte sich prächtig. Die Bewunderung der Herren gefiel ihr, der Eifer, mit dem sie sich darum bemühten, mit ihr zu tanzen, Donovans waidwunde Miene, wenn er ihre Hand abgeben musste, und der giftige Wortwechsel mit dem blonden Fräulein. Vor allem aber genoss sie die eleganten, formvollendeten Bewegungen des Tanzes, ob schnell oder gemessen. Ihr war, als habe sie alle Erdenschwere abgelegt und flöge wie eine Wolke von Schneekristallen über den Tanzboden.
    »Warum bist du so ernst, Donovan?«, spottete sie, während sie vor ihm hin- und herschritt und jedes Mal in einen kleinen Knicks versank, wenn sie die Hand wechselte. »Freut es dich nicht, dass wir wieder einmal miteinander tanzen können?«
    Donovan starrte hilflos in ihr lächelndes Gesicht. Der weiche Mund war ihm so nahe, dass er ihn hätte küssen können, er beneidete die weiße Feder, die sich so zärtlich an ihre Wange schmiegte. Er spürte ihren warmen, biegsamen Leib unter dem glitzernden Mieder und der zarte Duft ihrer Haut stieg ihm stärker zu Kopf als der Wein, den er getrunken hatte. Er zitterte vor Verlangen, aber gleichzeitig litt er. Über all ihrer Süße lag ein kalter, flimmernder Glanz wie der Silberflitter auf ihrer Maske. Dieses Mädchen verletzte ihn, wie Ava es niemals getan hätte.

Weitere Kostenlose Bücher