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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Kammerherr ein wenig zu dicht dahinter gestanden hatte.
    Als die Tür sich längst geschlossen hatte, lachte der Patriarch immer noch lautlos in seinen fetten Hals. Die Fürstin schlug spielerisch mit dem Fächer nach ihm.
    »Du bist ein grausamer alter Mann, Cosmo«, sagte sie leichthin, »warum bringst du sie so gegeneinander auf?«
    Der Fürst lachte keuchend weiter und als er wieder zu Atem gekommen war, erwiderte er:
    »Auf diese Weise bleiben sie wach und regsam. Duquesne wird sich doppelt bemühen, mich davon zu überzeugen, dass er mehr zu meinem Nachfolger taugt, und dient mir auf diese Weise besser denn je. Donovan dagegen wird sich nie sicher sein, ob ich meine Gunst nicht doch dem anderen schenke, und wird auch sein Bestes geben. Hast du nicht bemerkt, wie er sich überwunden hat? Leicht ist ihm das nicht gefallen, dem Weichling. Was für ein Jammer, dass sich ihre Vorzüge nicht in einer Person vereinen!«
    »Hast du nie erwogen, Duquesne als Nachfolger einzusetzen?«, fragte die Fürstin vorsichtig und ließ ihre Hand auf die des Gatten gleiten. Er warf ihr einen gereizten Blick zu.
    »Bist du nicht bei Trost? Den Sohn einer schwarzen Konkubine? Nein, nein, Donovan wird mir auf den Thron folgen, dann können selbst diese altersschwachen, stammbaumgeilen Adelsfamilien nichts mehr gegen unseren Herrschaftsanspruch sagen. Die Vorfahren seiner Mutter haben in grauer Vorzeit vielleicht die ersten Sickergruben dieser prächtigen Stadt ausgehoben und das gilt mehr als Fähigkeit und Verdienst. Aber wage es ja nicht, Duquesne über die Vergeblichkeit seiner Hoffnungen aufzuklären, ich brauche ihn so scharf, wie er jetzt ist. Und was die Grausamkeit angeht«, er seufzte, tätschelte ihre weiße Hand und warf einen wehmütigen Blick auf die Weinkaraffe, »sie ist das einzige Vergnügen, das mir altem Mann geblieben ist, und ich gedenke nicht, darauf zu verzichten, mein Herz!«
     
     
    Gleicher Tag, vor Sonnenuntergang
    »Verdammnis ... höllenschwarze Katzenkacke, au, verdamm mich, jetz reicht’s mir! Scheißtunnel ... auhh ...«
    Grimmig lauschte Babitt auf den leisen, ununterbrochenen Strom von Flüchen hinter sich, während er dem flackernden Lichtschein folgte, der für Augenblicke das poröse Gestein der Wände dem undurchdringlichen Dunkel entriss. Der Tunnel war hier gerade so hoch, dass er aufrecht gehen konnte, aber seine Haare streiften die Tunneldecke. Für Mule musste es die reine Qual sein - zu niedrig, um aufrecht zu gehen, und zu hoch, um ein Kriechen auf allen vieren zu rechtfertigen. Von Knots war nichts anderes zu hören als das tonlose Pfeifen, das er von sich gab, wenn er angespannt war, und das trockene Knistern seiner Finger, die mit der Knotenschnur spielten. Die beiden anderen bewegten sich vollkommen lautlos.
    Gelähmt von der wachsenden Angst um seine Geliebte war Babitt zuletzt beinahe willenlos Jermyns Leitung gefolgt, aber hier, in seinem eigenen, vertrauten Element war die Beklommenheit von ihm abgefallen und die Laterne in seiner Hand zitterte nicht. Es erleichterte ihn, dass sie endlich aufgebrochen waren, um dem grausamen Spiel um Ciskes Leben ein Ende zu setzen. Wenn es auch ein Gang ins Ungewisse war, so war es doch besser, als untätig auf die nächste grässliche Botschaft zu warten.
    Mit Kennermiene betrachtete er die Tunnelwände. Seine Bedenken über den Zustand des uralten Ganges waren grundlos gewesen, die Alten hatten gewusst, was sie taten.
    Längst vergessene Mitglieder seiner Bruderschaft hatten den Gang in das weiche Gestein gegraben, er folgte dem großen Abwasserkanal, nur durch wenige Fuß lockeren Erdreichs von ihm getrennt. Vom Rauschen der Kloake war fast nichts zu hören, doch drang ihr Gestank mit der dumpfigen Luft durch die schmalen Belüftungsschlitze, die seine Vorgänger mit kluger Bedachtsamkeit in die Erde gehauen hatten. So gab es immer genügend Luft in dem engen Gang, wenn sie auch zum Steinerweichen stank.
    Nach Ninians Karte mussten sie dem Kanal eine ganze Weile folgen. Es war ein langer, dunkler Weg, der an einer steilen Treppe enden würde, wo sich der Strom in das schauerliche Loch ergoss, von dem aus das Abwasser der ganzen Stadt in den Fluss geleitet wurde.
    Dieses Sammelbecken lag unter dem Patriarchenpalast. Babitt dachte an Jermyns höhnisches Grinsen, als er seinen Finger auf den schwarzen Fleck gelegt hatte, der wie der geschwollene Leib einer ungeheuren Spinne im Zentrum der netzartigen Kanaladern saß.
    »Seht ihr, das liegt unter

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