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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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vollständige NONOLET gekennzeichnet ist, sind die Hauptabwasserkanäle des alten Dea, die dünneren blauen Linien die Nebenkanäle. Die Wappen stehen für die vornehmen Häuser, die einen direkten Anschluss an das Abwassersystem hatten - hier Castlerea, d’Aquinas, Vesta und wie sie alle heißen. Nur die Götter wissen, wie die Karte in Fortunagras Besitz gekommen ist, sie muss älter sein als seine Familie, denn sein Wappen fehlt.« Sie hatte spöttisch gelacht. »Vielleicht hat einer seiner Vorfahren sie anlegen lassen, es würde mich nicht wundern. Benutzt hat er sie nicht, möglich, dass er ihr Geheimnis nicht einmal kennt. Das NONOLET bezeichnet jedenfalls das große Sammelbecken unter dem Patriarchenpalast - siehst du, hier ist das Wappen der Kaiser - und die Schatzkammer, denn es ist mit Gold unterlegt. Wenn du dir die Tränen aus den Augen wischst, kannst du die dünne, weiße Linie erkennen, die neben dem nordwestlichen Hauptkanal entlang läuft. Sie beginnt im Stadtgraben an der Mauer und endet am NONOLET. Alle weißen Linien sind Diebeswege, schau, wie krumm sie verlaufen. Sie beginnen irgendwo und enden immer an einem der großen Häuser. Die Zeichen daneben konnte Jermyn nicht lesen, aber er meinte, es müssten Maulwurfzeichen sein. Wenn du also etwas für Ciske tun willst, reiß dich zusammen und streng deinen Kopf an.«
    Beschämt hatte Babitt die Zeichen genauer betrachtet und festgestellt, dass sie sich nicht von denen unterschieden, die noch heute benutzt wurden. ,Freie Bahn und reiche Beute‘ versprachen sie oder warnten vor starker Bewachung und er hatte wieder Hoffnung geschöpft.
    »Wir ziehen in der übernächsten Nacht nach Einbruch der Dunkelheit los. Am besten packt ihr einen Jauchekübel auf den Karren«, Jermyn hatte gegrinst, als sie die Nasen rümpften. »Seid nicht so zimperlich. Jeder macht einen großen Bogen um die Nachtmeister und es fällt nicht auf, wenn wir uns an den Einstiegen zum Kanal zu schaffen machen.«
    »Die Nachtmeister ham alle Plaketten vom Rat«, hatte Babitt eingewandt, »die müssen sie vorzeigen, wenn die Stadtwächter danach fragen un außerdem sin sie pingeliger, wenn’s um ihre Rechte geht als ’ne Jungfer mit ihrer Ehre. Is kein Spaß, mit ihnen aneinanderzugeraten. Ich kenn schließlich meine Pappenheimer.«
    »Dafür habt ihr ja mich dabei. Ich werd ihnen schon war passendes vorgaukeln!«
    Wie immer hatte Jermyn das letzte Wort behalten und Babitt hatte als Zeichen für den Mittelsmann ein Hemd an die Stange vor seinem Fenster gehängt.
    Erstaunlich schnell war der Mann mit den toten Augen erschienen und hatte die Nachricht ohne Anzeichen von Überraschung oder Genugtuung entgegengenommen. Aber in seiner Aufregung hatte Babitt zuviel gesagt und als Jermyn und Ninian am Tag des Einbruchs bei ihm eintrafen, um die letzten Vorbereitungen zu erledigen, war Jermyn böse geworden.
    »Du Hornochse, wie hast du bei so viel Schwatzhaftigkeit bis jetzt überlebt? Es reichte doch, ihm zu erzählen, dass wir’s machen. Warum musstest du ihm auf die Nase binden, wann genau wir losschlagen? Ich trau diesem Auftraggeber nicht, je weniger der weiß, desto besser.«
    Er hatte noch einige unschöne Namen hinzugefügt und befohlen, sofort aufzubrechen. Damit war alles schwieriger geworden. Sie hatten sich einen neuen Einstieg überlegen müssen, da der Plan, als Nachtmeister aufzutreten, vor Anbruch der Dunkelheit nicht durchzuführen war. Nun zeigte sich, wie gut Ninian die Karte im Kopf hatte. Nachdem sie eine Weile gegrübelt hatte, meinte sie:
    »Ein Tunnel beginnt in dem Abwasserkanal, der in der Nähe des Nördlichen Tores aus der Stadtmauer in den Stadtgraben mündet. Es ist ein ziemlicher Umweg, aber ich weiß nicht, wo wir besser einsteigen können.«
    »Na, großartig«, hatte Jermyn geknurrt, »am helllichten Tag zwischen all den berittenen Laffen hindurch ...«
    Es war ihnen nichts anderes übriggeblieben, aber zur Abwechslung hatten sie Glück. Der Wind stand so, dass es in der Umgebung des Abwasserrohres unerträglich stank und die elegante Meute, die sich an diesen kühlen, aber sonnigen Frühlingstagen im Stadtgraben herumtrieb, jenem Teil des Grabens fernblieb. Ein paar neugierige und misstrauische Blicke waren ihnen gefolgt und ein Wichtigtuer war herangeritten, um zu sehen, was fünf grau gekleidete Gestalten mit einem Karren an diesem Tummelplatz der vornehmen Welt zu suchen hatten. Aber Jermyn hatte ihn fest ins Auge genommen und beflissen

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