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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Adelsgeschlechts, die Isabeau nicht neben sich dulden würde.
    Der Patriarch erfüllte ihr großzügig fast jeden Wunsch, aber sie liebte das verschwenderische Leben und häufte immer wieder hohe Schulden an. Das kleine Lustschloss am Ouse-See, das sie ihrem Gatten abgeschmeichelt hatte, gehörte ihr nicht, und als Witwe würde sie von Donovans Großmut abhängig sein. Am meisten aber musste sie um ihre Herrschaft über die elegante Welt der großen Stadt fürchten. Sie gab den Ton an, nach dem alle Vornehmen tanzten, und darauf wollte sie am wenigsten verzichten, wie Duquesne sehr wohl wusste.
    Nein, die Heilkundigen hatten keine bessere Verbündete als die Fürstin im Kampf um das Leben des Patriarchen. Sie, die sich nie in ihrem Leben Gedanken über das Wohlergehen ihrer Mitmenschen gemacht hatte, hegte und pflegte den alten Herrscher mit einer Sorgfalt, die ihr niemand zugetraut hatte. Die Schar ihrer Anhänger bewunderte sie dafür und selbst viele Angehörige der alteingesessenen Adelsfamilien, die ihren Aufstieg missbilligten, zollten ihr zum ersten Mal widerwillig Lob und Anerkennung.
    Doch Duquesne ließ sich nicht täuschen. Wenn sie einen Weg fände, ihre Stellung auch nach dem Tod des Patriarchen zu sichern, würde sie ungerührt zusehen, wie der alte Mann sich um sein Leben aß und trank, dessen war er sicher. Sie wusste, dass Duquesne sie durchschaute, hasste und fürchtete ihn und versuchte gewiss, den Patriarchen gegen ihn einzunehmen. Aber noch schützte ihn die unbegreifliche Laune des Alten, die ihn allein von all seinen Bastarden bei Hof duldete und ihm sogar Macht und Einfluss verlieh.
    Als Duquesne vor einigen Jahren aus der Heimat seiner Mutter nach Dea zurückgekehrt war, hatte Isabeau ihre Netze nach ihm ausgeworfen, sehr vorsichtig und geschickt. Er hatte es schnell gemerkt und sie seine Verachtung spüren lassen. Danach hatte sie ihre Hoffnungen auf Donovan gesetzt, war aber klug genug gewesen, ihn nicht zu verführen, denn Donovan konnte sich nicht verschließen, kein Geheimnis bewahren. Sehr erfolgreich hatte sie die mütterliche Freundin gespielt und genoss das unbedingte Vertrauen des leichtgläubigen Tölpels. Duquesne aber hatte bald genug über sie zusammengetragen, um ihre Stellung erschüttern zu können, und so erfuhr er von ihr vieles aus der engsten Umgebung des Patriarchen und von Donovan kannte er alle Träume, Wünsche und Ängste.
    Auf diese Weise hatte er von dem Hundsfott Jermyn gehört, aber auch von der kleinen Fürstin aus den Bergen, Ava von Tillholde, in die Donovan sich vergafft hatte. Seinen Vater hatte das so gefreut, dass er ins Haus der Weisen geeilt war, um mit dem Fürstenpaar über eine Heirat zu verhandeln. Duquesne hatte ihn nicht bewegen können, ihn mitzunehmen, und eine Weile hatte ihn die Aussicht, den Halbbruder verheiratet und als Vater eines Thronerben zu sehen, in Besorgnis versetzt. Als Donovan in Tillholde weilte, um seine Werbung voranzutreiben, hatte Duquesne ernsthaft über einen Unfall nachgedacht, der dem täppischen Erben von Dea oder dem Mädchen zustoßen konnte. Aber am Ende hatte er seine Hände nicht besudeln müssen, die Heiratspläne hatten sich zerschlagen, die Braut war ohne sein Zutun verschwunden. Alles war wieder offen ...
    »Oi, Duquesne, du träumst. Oder ordnest du in Gedanken das Staatswesen neu?«
    Der Patriarch stieß mit seinem langen Ebenholzstock nach ihm und lachte über seinen eigenen Witz, dass seine feisten Wangen bebten. Duquesne zuckte zusammen, vom Knauf des Stabes empfindlich in die Seite getroffen. Er verzog keine Miene.
    »Verzeiht meine Abwesenheit, Herr, die Musik des jungen Herrn - Ihr versteht. Und warum sollte ich etwas ändern, was unter Eurer Hand so meisterhaft gedeiht?«
    Jetzt lachte der Patriarch so, dass ihm die Tränen aus den Augen sprangen. Sein Gesicht rötete sich beängstigend und die Fürstin sah ihn besorgt an.
    »Du verblüffst mich immer aufs Neue, Duquesne. Seit wann bist du ein Musikliebhaber? Und schmeicheln kannst du besser als alle Speichellecker um mich herum.«
    Er zog ein spitzenbesetztes Taschentuch aus dem pelzverbrämten Ärmel und wischte sich die Tränen ab. Darüber warf er Duquesne einen boshaften Blick zu. Dem jungen Mann stieg das Blut in die Wangen, aber kein Muskel regte sich in dem scharf geschnittenen Gesicht und schließlich fasste sich der Patriarch wieder.
    »Nun, also, was ist’s?«, fragte er ungeduldig, »weshalb bist du hier?«
    Duquesne neigte den Kopf.
    »Ich

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