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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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fast die Gosche eingeschlagen haben. Er hat sich uns angeschlossen un er is sein Futter wert, muss ich sagen. Kennt sich in ’ner Menge feiner Häuser aus und hat uns zwei feine Fischzüge vermittelt. Er is ’n prächtiger Spitzel, weil er wie ’n besserer Herr aussieht un überall rein kommt, wo sie uns die Tür vor der Nase zuschlagen. Un«, Babitt hatte eine bedeutungsvolle Pause gemacht, »er hat den komischen Kauz angeschleppt, der uns diesen Mordsbrocken von einem Auftrag gebracht hat.«
    Ein wenig atemlos, da er sich in Begeisterung geredet hatte, war er verstummt. Bescheiden hatte Tartuffe dagestanden und Jermyns kalten Blick ruhig erwidert. In seiner nüchternen, unauffälligen Tracht, mit dem milden Gesicht und dem schütteren, farblosen Haar sah er aus wie ein biederer Bürger und wirkte merkwürdig fehl am Platz in dem verwahrlosten Gemach.
    Jermyn hatte so lange geschwiegen, dass alle unruhig wurden und mit den Füßen scharrten, aber endlich hatte er Knots und Mule zugenickt und auf Tartuffe gedeutet.
    »Schick ihn weg!«
    Babitt war aufgefahren.
    »Warum, Mann?«
    »Weil ich es sage.«
    »Aber ...«
    »Entweder er oder ich - du kannst es dir aussuchen!«
    Babitt war wütend, aber er brauchte Jermyn.
    »Du hast ihn gehört«, er vermied den Blick des Mannes, »es gibt hier jetzt ’nen neuen Patron, wie’s aussieht, also verschwinde!«
    Er hatte erwartet, dass Tartuffe sich weigern und Lärm machen würde, aber seine Augen waren nur kurz zu Jermyn geglitten, dann hatte er die Schultern gezuckt und war wortlos gegangen. Babitt hatte seinen Zorn nicht länger zügeln können.
    »Was sollte das? Willst du die andern beiden auch rausschmeißen?«
    Jermyn hatte den Kopf geschüttelt und liebenswürdig gelächelt.
    »Warum sollte ich das tun? Sie sind in Ordnung und dir treu ergeben. Außerdem bist du ihr Herr, nicht ich!«
    »Ach, nee, und Tartuffes Herr war ich nich? Was hattest du an ihm auszusetzen?«
    »Er hatte sich sehr fest und sehr kunstvoll verschlossen, mein ahnungsloser Babitt. So etwas kann nur ein geübter Gedankenlenker. Das wusstest du nicht? Warum hat er es dir nicht gesagt, wenn er es ehrlich mit dir meinte? Wer sich so verschließt, kann vielleicht auch sehen und lenken, das heißt, er kennt alle deine geheimen Pläne und Gedanken - keine angenehme Vorstellung, nicht wahr? Und da dachte ich, ein Gedankenseher in der Truppe reicht.«
    Babitt hatte eine Weile gebraucht, um das zu verdauen.
    »Und du? Vielleicht kriechst du ja auch in meinen ... meinen Gedanken herum.«
    »Du musst dich eben auf mein Wort verlassen, dass ich es nicht ohne Not tun werde«, hatte Jermyn freundlich erklärt und etwas in seinem Blick hatte Babitt davon abgehalten, weiter auf der Sache herumzureiten.
    Und so war es weitergegangen: Jermyn hatte sich geweigert, den Weg des Auftraggebers zu gehen und Ciske war entführt worden - Ciske mit dem süßen kirschroten Mund, den träumerischen dunklen Augen und dem weichen, anschmiegsamen Leib. Die kleine Putzmacherin hatte keine Ahnung, woher Babitt das Geld für die hübschen Geschenke nahm. Sie war ein anständiges Mädel, er hatte lange um sie werben müssen und sie hatte ihn erst vor so kurzer Zeit erhört, dass seine Leidenschaft für sie noch hell brannte, als sie verschwand.
    Der Anblick ihres abgehackten kleinen Fingers mit dem sorgfältig gefeilten Nagel und dem schmalen Ring mit der roten Koralle gegen den bösen Blick hatte ihn mehr erschüttert als alles andere, was ihm bis dahin in seinem Leben in den dunklen Vierteln begegnet war. Sie war sein Liebchen und im ersten, schrecklichen Augenblick war sich Babitt keineswegs sicher gewesen, ob Jermyn sich durch ihre Entführung zwingen lassen würde weiterzumachen.
    Aber das seltsame Pärchen hatte ihn nicht im Stich gelassen. Zusammen hatten sie sich bemüht, einen anderen Weg zu finden, aber erst nachdem Ninian die geheimnisvolle Karte entdeckt hatte, war es vorangegangen. In seiner Verzweiflung über den zweiten Finger, der ihm zugesandt worden war, hatte er das Steinbild mit seinen verwirrenden Verzweigungen als Spielerei abgetan, aber Ninian hatte ihn schnell eines Besseren belehrt.
    »Sperr die Augen auf, Babitt«, hatte sie ihn angefahren. »Das ist eine Diebeskarte, da hat sich einer aus deiner Zunft vor langer Zeit die Mühe gemacht, alle bekannten und geheimen unterirdischen Wege für die Ewigkeit festzuhalten. Die breiten braunen Strahlen, die von diesem Mittelpunkt ausgehen, der durch das

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