AvaNinian – Zweites Buch
gestreifte Tuch spannte. »Ich verlange Schadenersatz von Euch, Herr, Ihr werdet mir alles ersetzen, was Eure Leute in ihrer Tölpelhaftigkeit beschädigt haben, und wenn Ihr Euch weigert«, er tippte Duquesne mit einem weißgeätzten Finger auf die Brust, »wenn Ihr Euch weigert, edler Herr, dann wende ich mich an Euren Herrn Vater ...«
Er brach mit einem seltsam gurgelnden Geräusch ab und sackte in sich zusammen. Duquesne hatte ihm mit dem Handrücken über das Gesicht geschlagen und stieß mit dem Fuß gegen den Reglosen.
»Schafft das weg!« knurrte er und stieg die Leiter hinauf.
»Wir ham sie gefunden, Patron, oi, Babitt, das glaubste nich ...«
»Nee, so was haste noch nie gesehn un der Bastard - halt mich fest, Bruder, ich lach mir weg! Hör ma, Patron, hör ma zu! Erzähl, Kleiner!«
»Also, pass auf ... wie wir zu die Gerbershallen kommn, is da ’n Riesenradau un Leute un Mengen von Wächtern, Duquesnes Kerle und die feinen Herrn aus’n Palast. Wir frag’n so ’rum, als ob wir von nix was wüssten, un da sind sie doch hinter unsern beidn Wunderkindern her, durch die Höfe un überall und jetz sind sie in die Lagerhallen un Duquesne un alle Wachen auch. Wir also, marsch, zu’n Eingang, du weiß schon, gegenüber von Mnozer, dem Hehler, aber da wimmelte es nur so von die bunten Heinis. Gibt ja kein andren Eingang nich, aber jemand hat geschrien, dass sie oben bei die Luke über’n Stinkehof sind, weißte, wo die Pissekübel stehn. Wir über Schleichwege hin, paar andere sind noch mit, Mnozer un der lange Petke, un ham uns versteckt. Es stank - puh, un genau über die Kübel standn sie, die beiden, oben, auf der Planke, wo sie die Felle an Seilen in die Stinkbrühe tauchn. Ich konnt sie deutlich erkennen un plötzlich kam der Bastard durch die Luke geschossen - mit ’nem scheußlich langen Messer un is auf sie los. Wir ham alle geschrien, und weißte was? Sie sind gesprungen, die beiden, ham sich aneinander geklammert un ham sich einfach fallen lassen ...«
Knots hielt in dem Bericht, den er atemlos herausgesprudelt hatte, inne und schüttelte verwundert den Kopf, als könne er nicht glauben, was er gesehen hatte. Aber Mule nickte eifrig und er fuhr fort:
»Un dann, dann sind sie einfach weggeflogen. ’N Windstoß hat se weggetragen, über die Häuser ...«
»Jou, aber der Bastard, der Bastard«, Mule schlug sich auf die Schenkel und brach in dröhnendes Gelächter aus. Knots grinste und tippte sich an die Stirn.
»So geht das schon den ganzn Weg, er kann sich gar nich beruhign. Jednfalls, der Bastard, der hatte soviel Schwung drauf, der konnt nich mehr bremsen, rutscht auf die Planke ’raus un als die beiden vor seinen Augen wegflogen, hatt er das Gleichgewicht verlorn und is runtergefalln.«
»Jou, un wär beinahe in die Pisse geplumpst, der feine Pinkel, platsch«, prustete Mule.
»Ja, beinah, aber er hat sich grad noch festhalten können un sich wieder hochgezogn. Aber ausgesehn hatt er - huh, wie der neunschwänzige Teufel, un seine Wachen, die durch die Luke gekuckt ham, die hatt er angeschnauzt ...«
»Fast wär er dringelegn«, murmelte Mule und wischte sich wie ein Kind mit den Fäusten die Lachtränen weg.
»Wo sind die beiden jetzt?«
Es waren Babitts erste Worte seit Knots und Mule in die Wohnung gestürzt waren. Seine Stimme klang ausdruckslos und Knots schielte verwundert zu ihm hinüber, wo er im Halbdunkel auf der Kante seines Bettes saß.
»Wir ham sie ’n paar Gassen weiter weg, in ’ner Toreinfahrt gefundn. Warn beide ’n bisschen wackelig auf den Beinen un mussten sich aneinander festhalten. Er hatt sie fast aufgefressen, die Kleine«, Knots grinste anzüglich, »aber wie er sie losgelassn hat, hat er schon wieder gegrinst wie ’n Dämon. Er hat gesagt, wir solln vorgehn, sie kommn langsamer nach, war’n bisschen viel, sogar für sie. Hör mal, ich glaub, da sind sie schon ...«
Knots unterbrach sich und lauschte, auf der Treppe waren polternde Schritte zu hören, begleitet von Gelächter. Die Tür flog auf und Jermyn und Ninian torkelten Arm in Arm herein. Sie sahen zum Fürchten aus, die Gesichter verdreckt und blutend. Ninians Haare standen vom Kopf ab, als sei eine Sturmbö hineingefahren; sie humpelte, aber ihre Augen glitzerten, sie lachte, während Jermyn Knots und Mules Gejohle mit herablassendem Winken entgegennahm. In den schwarzen Augen tanzten Funken, als er die Arme ausbreitete.
»Na, wie haben wir das gemacht, Freunde? Ihr dürft
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