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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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...
    Mit einem Schrei fuhr Babitt hoch. Verstört sah er sich um - der enge Gang war verschwunden, dies war sein vertrautes Gemach, aber die Donnerschläge dröhnten fort.
    Der Alpdruck des Traumes hielt ihn gefangen, bis er merkte, dass jemand kräftig gegen die Tür schlug. Polternd fiel der Stuhl um, als er aufsprang.
    Diesmal war Tartuffe in Begleitung eines älteren Mannes mit blauen Augengläsern und von würdigem Aussehen. Babitt hatte ihn noch nie gesehen und beachtete ihn nicht.
    »Wo is das Mädchen?«
    »Gemach, gemach«, Tartuffe hob beschwichtigend die Hand, »das Fräulein ist wohlauf. Mein Herr hat seinen ganzen Einfluss geltend gemacht, um sie zu befreien, aber sie ist etwas mitgenommen - das wirst du verstehen. Wir haben sie in einer Sänfte hergebracht, um sie zu schonen und vor neugierigen Blicken zu schützen.«
    »Ich will sie sehen, bevor ich den Kasten rausrücke.«
    »Gewiss, es soll alles seine Richtigkeit haben«, antwortete Tartuffe glatt. Babitt verschloss sorgfältig die Tür, aber als er die Fackel, die daneben in einem Wandhalter hing, herausnehmen wollte, hielt Tartuffe ihn zurück.
    »Sei so gut und lass sie stecken, das grelle Licht quält meinen Gefährten. Wir haben eine Laterne, die wird reichen, um auf der Treppe zu sehen und deine Dame zu begrüßen.«
    Babitt zuckte die Schultern, er stürzte die Treppe hinunter auf die Straße hinaus. Eine dicht verhangene Sänfte stand vor dem Haus, zwei Träger warteten in einiger Entfernung. Ungeduldig griff Babitt nach dem Türgriff, aber er gab nicht nach und es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten, bis Tartuffe herbeikam und die Tür mit einem Schlüssel öffnete.
    »Warum habt ihr sie eingeschlossen, ihr Schweine?«
    Babitt ballte die Fäuste, nur mit Mühe beherrschte er seine Wut, aber die Träger waren nähergekommen, keine gewöhnlichen Sänftenträger, sondern Schläger, massig und brutal, mit unbewegten, harten Gesichtern.
    »Zu ihrer Sicherheit, nur zu ihrer Sicherheit, mein Freund«, säuselte Tartuffe, »sie war betäubt, als wir sie fanden. Wenn sie zu sich kommt, das arme Ding, und nicht weiß, wo sie ist, versucht sie am Ende aus der Sänfte zu entfliehen. Stell dir vor - so ein hübsches, junges Fräulein, verwirrt, nachts in diesen Straßen«, er wiegte bedenklich den Kopf, »dagegen haben wir vorgesorgt. Willst du sie sehen?«
    Babitt biss sich auf die Lippen und nickte wortlos.
    Im Inneren der Sänfte war es dunkel, aber Tartuffe hielt die kleine Laterne hinein und in ihrem Schein sah Babitt das Mädchen in eine Ecke gelehnt. Ihr Gesicht lag im Schatten und sie rührte sich nicht. Ein schwarzer Spitzenschleier fiel auf ihre Brust. Babitt erkannte ihn, er war ein Geschenk von ihm, ebenso wie das buntbestickte Mieder mit den Seidenbändern. Er selbst hatte die Bänder gelöst und wieder gebunden, nachdem sie sich ihm das erste Mal hingegeben hatte.
    »Ciske ...«
    Sie blieb ganz still und sein Blick fiel auf den kleinen Muff in ihrem Schoß, in dem ihre Hände steckten. Der Traum fiel ihm ein und ihn schauderte.
    »Was hat sie, sie rührt sich nicht?«
    »Ich sagte dir doch, sie wurde betäubt. Wir haben nicht versucht, sie zu wecken«, erklärte Tartuffe geduldig. »Ist es nicht besser, sie wacht bei dir auf, als bei uns? Fass sie an, du kannst dich überzeugen, dass sie lebt. Sie ist warm und atmet.«
    Babitt berührte sanft den bloßen Arm oberhalb des Muffs. Ihre Haut war warm und seidig. Nach kurzem Zögern legte er die Hand auf das Mieder und spürte, wie sich ihr Busen hob und senkte. Und nun hörte er auch ihre leisen Atemzüge. Erleichterung und Freude stiegen ihm wie Wein zu Kopf.
    »Ciske, Liebste, Süßeste, jetzt ist alles vorbei, alles wird gut, hörst du, Liebste?«
    »Ja, ja, schon gut, mein Freund, du siehst, es ist alles in Ordnung. Aber nun zu deinem Teil der Abmachung, nicht wahr? Du bekommst das Mädchen, wir den Kasten.«
    Eine leise Ungeduld hatte sich in die milde Stimme geschlichen und mit einem letzten sehnsüchtigen Blick auf das schlafende Mädchen zog Babitt den Kopf zurück.
    »Ich hole ihn.«
    Auch er hatte es nun eilig. Sie durften nicht auf den Gedanken kommen, den Kasten zu öffnen, bevor er Ciske nicht ins Haus geschafft hatte. Von dort konnte er mit ihr in die Kellergewölbe flüchten - sie würden nicht wagen, hier einen großen Aufruhr zu entfachen.
    Er lief hinauf und untersuchte noch einmal das Schloss auf verräterische Spuren, aber Knots hatte wie immer gute Arbeit

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