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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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überlief es kalt. Seine eigenen Zweifel fielen ihm ein und als der Patriarch ihm langsam den Kopf zuwandte, wünschte er sich tief in die unterirdischen Gewölbe zurück.
    »Battiste?«
    Der Hauptmann fühlte Duquesnes fanatischen Blick auf sich, aber er sah auch, dass der Mann schwankte - er musste erschöpft sein, erschöpft und zutiefst gekränkt, um derart die Fassung zu verlieren, dass er Donovan vor seinem Vater angriff. Auch Donovan sah aus, als wolle er umsinken.
    »Battiste, rede!«
    Der drohende Unterton war nicht zu überhören und müde begann der Hauptmann der Palastwache.
    »Es stimmt, hoher Herr, es war alles so, wie Duquesne sagt. Der junge Herr befahl uns, die Diebe entkommen zu lassen und wir fanden seinen Dolch, wo der Dieb ihn fallen ließ, als er die Flucht ergriff.«
    Der schwere Schädel schwang herum.
    »Ich verstehe nicht, Donovan.«
    »Ihr werdet gleich besser verstehen, hoher Herr«, fuhr Duquesne gehässig fort, »die beiden Verbrecher, die Eure Schatzkammer geplündert haben, waren Mitschüler Eures Sohnes im Haus der Weisen. Drei Jahre haben sie dort zusammengehockt, wer weiß, was sie alles ausgebrütet haben.«
    In dem prunkvollen Gemach war es totenstill geworden, nur das leise Knistern der Flammen im Kamin war zu hören und die Höflinge rückten ängstlich näher zusammen. »Was willst du damit sagen, Duquesne?«
    Sein verzerrtes Gesicht zeigte, dass der alte Mann Zeit gewinnen wollte, bevor er den furchtbaren Verdacht wahrhaben musste. Ihm selbst war keine Form des Verrates fremd, seine eigenen bösen Taten standen wie Gespenster vor ihm auf. Wieder schwollen die Adern in seinem Kopf und der Leibarzt trat besorgt zu ihm.
    »Herr, ich bitte Euch, erregt Euch nicht so, die Säfte ...«
    Mit einem Aufschrei fuhr er zurück; Blut rann ihm übers Kinn, wo ihn der Patriarch mit dem Stockknauf getroffen hatte.
    »Schweig!«
    »Vater!«
    Donovan erwachte aus seiner Erstarrung und griff heftig nach dem Stock, den der alte Mann zu einem zweiten Schlag erhoben hatte.
    »Hört mich an. Duquesne und Battiste haben die Wahrheit gesprochen, aber lasst mich erklären, wie es dazu gekommen ist.«
    Mit abgerissenen Worten berichtete er die Vorgänge im Gewölbe der Schatzkammer, vom Ausbruch der beiden Schatzräuber, von seiner Angst vor Tiefe und Dunkelheit, der überraschenden Begegnung mit seinen einstigen Mitschülern. Er erzählte, wie es geschehen war, dass ihm sein Dolch genommen worden war und wie der Dieb ihn gerettet hatte, als die Angst vor der Verlassenheit in dem unterirdischen Gefängnis ihn beinahe getötet hätte. Es fiel ihm sichtlich schwer zu sprechen, manchmal versagte ihm die Stimme, aber er zwang sich weiterzureden.
    »Und glaubt mir, Vater, ich musste die Stimme der Autorität gebrauchen, um die Wachen aufzuhalten, denn hätten sie die Verfolgung nicht aufgegeben, hätte das Mädchen den Palast zum Einsturz gebracht und Ihr, die Fürstin und alle anderen Bewohner wären unter den Trümmern begraben worden. Wie konnte ich das zulassen?«
    Er verstummte erschöpft und fuhr sich mit der Hand über den Mund, um das Zittern seiner Lippen zu verbergen.
    »Das hätte sie vermocht?«, fragte der Patriarch ungläubig. Seine Gesichtsfarbe hatte sich gebessert. Erleichtert darüber, dass sich der schlimmste Verdacht nicht bestätigt hatte, war er nur allzu gerne bereit, Donovans Erklärungen Glauben zu schenken, aber dies erschien ihm doch unfassbar.
    Donovan nickte nur. Er wollte nicht weiter über die Ereignisse der letzten Nacht sprechen. Duquesnes hasserfüllte Blicke und die halb mitleidigen, halb verächtlichen Mienen der anderen Männer quälten ihn. Aber der Patriarch merkte nichts von den Nöten seines Sohnes. Er rieb sich nachdenklich das feiste Kinn mit den grauen Bartstoppeln.
    »Und der andere Gauner hat meine gesamte Palastwache zum Narren gehalten - ein bemerkenswertes Pärchen! Ich überlege, ob ich meinen lieben Duquesne nicht losschicken soll, damit er mir die beiden aus ihrem Schlupfwinkel aufstöbert. Ich bin sicher, er weiß, wo sie hausen.«
    Duquesne konnte sich kaum auf den Beinen halten, doch bei diesen Worten straffte er sich.
    »Dann können wir herausfinden, wie sehr sie mit meinem Sohn befreundet waren,« fuhr der Patriarch fort. »Wenn ich nicht irre, solltest du Ava von Tillholde heiraten. Warum bricht sie in meine Schatzkammer ein? Ich frage mich, was wohl ihr Vater, der sicherlich ehrenwerte Fürst von Tillholde, darüber weiß? Vielleicht sollte man ihn

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