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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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wenn sie morgen zum Rat kommen und wie wir diesen lästigen Crespin besänftigen. Er wird nichts weniger als Duquesnes Kopf fordern. Was für ein Glück, dass er ebenso habgierig wie hitzköpfig ist. Sorgt dafür, dass sie alle kommen.«
    »Wie Ihr wünscht, Herr, aber ich fürchte, mit Jehan Boinebroke dürft Ihr nicht rechnen, sein Geist hat sich verwirrt. Gestern erhielt er die Nachricht, dass er seine ganze Flotte an die Battaver verloren hat - und sein Sohn war an Bord.«
     
    »Uff!« Der schwere Beutel plumpste zu Boden und Jermyn ließ sich erleichtert auf das Bett fallen. Er gähnte und rieb sich die Augen.
    »Was für eine Nacht. Jetzt schlafen, dann wenigstens zwei Stunden zu LaPrixa und dann essen. Worauf hast du Lust, Süße? Ach ja, und Kahwe, Mengen davon. Komm her, du!«
    Ninian war an der Tür stehengeblieben und strich mit einer müden Gebärde die Kapuze zurück. Als er die Hand nach ihr ausstreckte, stellte sie ihr Bündel ab und kam langsam näher, aber als er nach ihr griff, entzog sie sich ihm.
    »Was ist? Bist du nicht hungrig? Willst du zuerst zu LaPrixa gehen? Große Lust hab ich zwar nicht, aber wenn du es willst ... «
    »Wie kannst du an Essen und Schlafen oder Baden denken?«, fragte sie fassungslos. »Ciske ist tot, sie haben sie umgebracht! Berührt dich das gar nicht?«
    Jermyn erwiderte ihren vorwurfsvollen Blick ehrlich erstaunt.
    »Doch, es ist ’ne echte Sauerei, Babitt kann einem leid tun. Unsere ganze Mühe war umsonst!«
    »Das ist alles? Tut sie dir nicht leid, empfindest du nicht Trauer?«
    »Trauer? Warum? Hab sie nie lebend gesehen. Warum soll ich um sie trauern?«
    Er schien nicht zu verstehen und beinahe verzweifelt antwortete sie:
    »Aber sie ist tot, Jermyn, man hat sie gefoltert und getötet. Wie kannst du so gefühllos sein?«
    Langsam wich das Unverständnis in seinen Zügen dem harten Ausdruck, den er immer bekam, wenn ihre Welten aufeinanderprallten. Er stand auf.
    »Ninian, ich hab das Mädel nicht gekannt. Wie kann ich um jemanden trauern, den ich nicht kenne? In unseren Kreisen und unserem Gewerbe ist ein Leben nicht viel wert. Weißt du, wie viele Tote ich schon gesehen habe? Wenn ich da jedes Mal jammern wollte ... wir sind vogelfrei, vergiss das nicht. Das Töten gehört dazu und bevor es mich erwischt, schlag ich lieber selbst zu. Übrigens«, seine Stimme wurde sanft, »hättest du heute Nacht auch getötet. Was wäre aus Duquesne geworden, wenn du noch ganz aufgeladen gewesen wärst? Gib zu, dass du ihm alles gegeben hast, was noch in dir war!«
    Ninian starrte in sein blasses, erschöpftes Gesicht, in dem die Augen wie schwarze Löcher standen. Die roten Haare klebten an der rußigen Stirn, eine blutverkrustete Wunde lief über die linken Wange und plötzlich wusste sie, dass er recht hatte. Oh ja, sie hätte Duquesne getötet, als sie ihn mit erhobener Waffe über Jermyn gebeugt gesehen hatte. Sie wollte ihn mit der ganzen Kraft des kalten Feuers treffen, weil er es gewagt hatte, ihren Geliebten zu bedrohen.
    »Und was war mit den Leuten im Palast?«, fuhr Jermyn unbarmherzig fort. »Die wären auch gestorben, wenn du die Mauern über uns hättest zusammenbrechen lassen.«
    »Ich habe nicht darüber nachgedacht,« flüsterte sie, »es war mir egal.« Ihre Beine gaben nach, sie ließ sich auf das Bett sinken. »Dann sind wir genauso schlecht wie Ciskes Mörder«, ihre Stimme bebte.
    »Das sind wir nicht!«, erwiderte er scharf. »Du würdest töten, wenn ich in Gefahr wäre, und ich«, er lachte böse, »ich würde ohne Zögern jeden umbringen, der dich bedroht, aber wir würden es beide nie ohne Not tun und niemals mit Freude. Die Kerle, die Ciske auf dem Gewissen haben, hatten Spaß daran. Es wäre nicht nötig gewesen, das Mädel zu töten, aber ich bin sicher, sie hätten es auch dann getan, wenn wir ihnen alles gebracht hätten, was sie wollten. Ciske war in dem Moment verloren, als sie entführt wurde, und ich werde Babitt helfen, ihre Mörder zu finden, aber ...«
    » Wir werden Babitt helfen,« unterbrach Ninian heftig. Jermyn zuckte die Schultern.
    »Von mir aus, aber hör auf, dich schlecht zu machen, davon wird sie nicht wieder lebendig. Und wenn’s dein Gewissen erleichtert: Du hättest die Häuser im Gerberviertel einstürzen lassen können, als sie uns so hart auf den Fersen waren, und hast sie verschont.
    »Da wohnen ja auch arme Leute, die uns nichts getan haben«, fuhr sie entrüstet auf.
    »Pah, die Diener, die im Patriarchenpalast die

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