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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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ist, nach all dem Ärger, den wir deswegen hatten. Aber wenn ich’s mir jetzt so ansehe«, er setzte sich ächzend auf die Bettkante, »hab ich mich wohl umsonst abgeschleppt.«
    Er ergriff einen Metallstab und reichte Ninian einen zweiten, etwa eine Handspanne lang und daumendick. Die kreisrunde Scheibe am unteren Ende war mit einer erhabenen Gravur versehen. Ninian betrachtete das Emblem, plötzlich schwindelte ihr. Sie sah sich in einem fensterlosen Raum, wo schweigsame Männer mit ernsten Mienen arbeiteten.
    » Jeder kleine Fürst macht seine eigenen Münzen«, hörte sie die Stimme ihres Vaters, »dabei wäre es viel klüger sich zusammenzutun. Aber wie üblich hören sie nicht auf meine Vorschläge.«
    Die jähe Traurigkeit verdrängend sprang sie auf, wühlte in dem Beutel und warf eine Handvoll Silbermünzen auf das Bett.
    »Prägestöcke«, sagte sie, »das sind die Prägestöcke für die Silbermünzen der Stadt, und hier«, sie deutete auf die anderen Stäbe, »das gleiche für Gold- und Kupfermünzen.«
    »Na prächtig, und was will jemand mit Prägestöcken?«, fragte Jermyn mürrisch.
    »Was weiß ich. Falschgeld prägen?«
    »Dafür bräuchte er Gold oder Silber und darauf hat er ja großzügig verzichtet«, er rieb sich müde die Augen. »Und der andere Kram?«
    »Hm, das scheinen Siegel zu sein. Schau mal, kommt dir das bekannt vor?«
    Er nahm den Stempel entgegen, dessen Holzgriff durch langen Gebrauch glatt poliert war und betrachtete die handtellergroße, aus schwarzem Stein geschnittene Siegelscheibe.
    »Das kenn ich auch«, murmelte er, »aber ich kann es nicht lesen«, er rutschte vom Bett und trat vor den Spiegel.
    »POLITANUS DEAM REGNA ...«, buchstabierte er mühsam, »und in der Mitte ein ... stimmt das? - ja, ein Speer, der im Boden steckt - das Wahrzeichen unserer heißgeliebten Stadt, wenn ich nicht irre«, seine Brauen fuhren in die Höhe, »weißt du, was das ist, Süße? Das Siegel des Patriarchen, das auf all diesen Zetteln hängt, mit denen uns der hohe Herr zur Zeit beglückt.«
    »Was? Gib her ... au«, sie verzog das Gesicht, als sich die Wunde in ihrem Arm bemerkbar machte.
    »Ja, tut dies nicht - macht das nicht - bei strengen Strafen - im Namen des Patriarchen, der ganze Scheiß. Durch dieses Siegel wird aus jedem Wisch Papier eine offizielle Bekanntmachung und wir haben es geklaut! Wunderbar, das große Stadtsiegel - das wird uns die ganze Bande auf den Hals hetzen. Und das andere Ding?«
    Ninian griff nach dem letzten Gegenstand, aber kaum hatte sie ihn berührt, ließ sie ihn mit einem Aufschrei fallen.
    »Oh, nein, das ist das gleiche grässliche Zeug wie die Gliederkette aus dem Brautschatz! Es ist kälter als Eis.«
    Sie schüttelte sich und schob das kleine Ding mit der Stiefelspitze von sich. Jermyn hob es auf.
    »Aber es ist auch ein Siegel«, murmelte er und drehte es in der Hand. Es war aus einem Stück gefertigt, kleiner als das Stadtsiegel. Die Gravur war nur undeutlich zu erkennen, eine aufrecht stehende Gestalt mit flatterndem Haar, umgeben von Wellenlinien. Jermyn zuckte die Schultern.
    »Keine Ahnung, was das sein soll. Aber es muss wertvoll sein, sonst hätten sie es nicht in dem blöden Kasten aufbewahrt.«
    »Wir sollten es Vitalonga zeigen, er wird wissen, was es ist, das widerliche Ding«, sie musterte das Siegel in seiner Hand voller Abscheu.
    »Ja, aber das hat Zeit. Ich bin hundemüde«, er warf den Stempel in den Beutel und gähnte. »Wir packen den ganzen Kram in den Kamin und wenn’s mir besser geht, bring ich es rauf in den Wachturm. Sobald sich das Geschrei beruhigt hat, schaun wir, was wir damit machen.«
    Er verstaute die Prägestöcke und Siegel, bückte sich ächzend nach den Säcken mit ihrem Beuteanteil und trug alles in den Übungsraum. Als er zurückkam, stand Ninian vor dem großen Spiegel und untersuchte den Schnitt an ihrem Oberarm und die geschwollene Unterlippe.
    »So leg ich mich nicht schlafen«, erklärte sie angewidert.
    »Was hast du vor?«
    Jermyn warf einen sehnsüchtigen Blick auf das einladende Bett.
    »Wir werden diesen ganzen Dreck abwaschen, und zwar mit warmem Wasser, und außerdem müssen unsere Wunden versorgt werden«, sie deutete auf die Risse in seinem Kittel, wo Duquesnes Messer getroffen hatte.
    »Und du glaubst, LaPrixa wird jetzt aufstehn, um uns zu verbinden und unser Badewasser zu richten?«
    »Wenn ich sie bitte, wird sie es tun«, antwortete sie unbeirrt und er wusste, dass sie recht hatte. LaPrixa hatte

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