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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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eine Art, Ninians Wünsche zu erfüllen, die ihn manchmal unerträglich reizte.
    »Was ist, wenn Duquesne hier auftaucht, um die Regierungsgeräte seines Vaters zurückzuholen, während wir weg sind?«, versuchte er es ein letztes Mal.
    »Das glaube ich nicht, der hat auch genug für diese Nacht, und außerdem wird der Patriarch es ihm nicht erlauben. Aber wenn es dich beruhigt, schlage ich einen Bannkreis rund um den Palast. Der Erdboden wird sich unter jedem Fuß - außer meinem - erheben. Wag und Kamante können dann zwar auch nicht weg, aber das macht nichts, sie schlafen ja. Jetzt hör auf zu jammern. Ich will endlich diesen Dreck loswerden!«
    Ohne seine Zustimmung abzuwarten, holte sie saubere Wäsche, Beinlinge und eine Tunika aus der Truhe, wickelte sie zu einem Bündel zusammen und verließ das Schlafgemach.
    Nach einer Weile ging Jermyn in den Übungsraum, griff im Vorübergehen nach den Kleidern, die er vor dem Einbruch abgelegt hatte, und folgte ihr mürrisch durch die kalte, graue Dämmerung.
    Als er sich später, den Kopf an ihre Brust gelehnt, in dem duftenden Wasser ausstreckte und die Wärme wohltuend in seine schmerzenden Glieder drang, musste er zugeben, dass sie recht gehabt hatte.
     
    Der alte Gupta, der frühmorgens die Pforte hütete, wenn nur wenige stille Gäste LaPrixas Badehaus besuchten, hatte sie eingelassen, den zahnlosen Mund zu einem breiten Grinsen verzogen. Er hatte etwas gemurmelt, aber nur LaPrixa und Cheroot verstanden sein Kauderwelsch und so wussten sie nicht, ob ihn ihr erbärmlicher Zustand erheiterte oder ob er schon etwas von dem lächerlichen Ausgang der Jagd im Gerberviertel gehört hatte.
    Mit so viel Würde, wie sie aufbringen konnten, waren sie eingetreten und hatten nach LaPrixa verlangt.
    Die Hautstecherin war tatsächlich erschienen, wie Jermyn vorausgesehen hatte, nicht erfreut, um diese Zeit geweckt zu werden.
    »Ihr seid ganz schön dreist«, knurrte sie ungnädig, das weite Gewand hochziehend, das von ihrer braunen Schulter gerutscht war. Aber sie tat, worum sie gebeten wurde.
    »Nicht der Rede wert, nur ein paar kleine, harmlose Schnitte.«
    Sie reinigte die Wunden mit einer farblosen Tinktur, sehr sanft bei dem Mädchen und bedeutend weniger sanft bei dem jungen Mann, was ihr einen geistigen Rippenstoß eintrug. Nach einem kurzen Blickwechsel senkte sie die Augen und spuckte aus.
    »Wo habt ihr euch herumgetrieben? So ward ihr noch nie zugerichtet.«
    Jermyn gähnte ihr ins Gesicht.
    »Bezähme deine Neugier bis morgen, LaPrixa, heute sind wir zu müde zum Erzählen.«
    »Söhnchen ...«
    Die Hautstecherin runzelte drohend die Brauen, aber Ninian legte ihr bittend die Hand auf den Arm.
    »Na schön, badet jetzt. Ich werde Harissa sagen, welche Essenz sie in das Wasser geben soll, damit die Wunden sich nicht entzünden. Wenn ihr fertig seid, werd ich euch noch verbinden. Und lasst euch ruhig Zeit, meine Schätzchen, manche Leute stehen ja gerne früh auf!«
    Jermyn grinste, als er an ihre giftigen Worte dachte. Träge griff er nach dem Becher, der neben dem Becken stand. Da sie keinen Wein tranken, hatte LaPrixa Barliwasser bringen lassen, einen Aufguss aus Getreide, getrockneten Früchten und Gewürzen. Er schmeckte herb, aber erfrischend. Auf einem Teller lagen Gerstenfladen, schrumpelige Äpfel und Dörrfleisch und Ninian schob sich einen der salzigen Streifen in den Mund.
    »Wird Zeit, dass der Winter zu Ende geht, ich kann das trockene Zeug nicht mehr sehen«, meinte sie kauend.
    Jermyn lächelte nachsichtig. Die ganze Stadt lebte seit Wochen von Gedörrtem und Eingelegtem. Viele Garküchen verkauften nichts anderes mehr als Fladen und Bohnensuppe. Ihm war es gleich, was er aß, solange er jeden Tag satt wurde - den verzweifelten Hunger seiner Kindheit würde er nie vergessen. Ninian aber sehnte sich nach der gewohnten Vielfalt.
    Sie glitt tiefer ins Becken, leise stöhnend, als das Wasser in ihren Wunden brannte. Dankbar spürte er ihre Arme um sich, ihre Lippen weich an seinem Hals. Er ließ den Kopf an ihre Schulter sinken und genoss mit wohligem Schauder ihre zärtlichen Hände. Schläfrig starrte er hinauf zu der farbenglänzenden Decke des Badegemachs. Silbrige Fische und blaue Wogen auf schillerndem Grün verschwammen vor seinen Augen, wurden zu den Wellenkräuseln auf dem Siegel aus Meteorsilber.
    »Warum wollte er den Kasten haben?«, murmelte er und ergriff ihre Hand, die mit dem Kupferring spielte. »Was macht man mit Prägestöcken und

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