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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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langen, mit weißem Kies bestreuten Auffahrt zum Haupthaus. »Prachtvilla« war eigentlich die richtige Bezeichnung. Zweistöckig und im spanischen Stil. Dichtes Gebüsch an allen Seiten versperrte mir die Sicht auf die Fassade, aber das Haupthaus hatte eine Wohnfläche von mindestens zweitausendzweihundert Quadratmetern, wahrscheinlich mehr. Wer brauchte so viel Platz zum Leben? Unser Haus in Washington war knapp dreihundertvierzig Quadratmeter groß, und wir hatten jede Menge Platz.
    Balkone schmückten das Obergeschoss. Einige blickten auf die Einfahrt, wo eine schwarze Limousine durch gelbes Polizeiband abgeschirmt stand.
    Dort waren Antonia Schifman und Bruno Capaletti gestorben.
    Die gesamte Umgebung war weiträumig in einem Kreis abgesperrt. Es gab nur einen einzigen Zugang. Zwei Polizisten schrieben die Namen der Leute auf, die hinein- und hinausgingen.
    Die Spurensucher in ihren weißen Overalls untersuchten den Wagen mit einem tragbaren USB-Mikroskop und Staubsaugern, um Beweise zu sichern. Andere machten Polaroidfotos und reguläre Aufnahmen.
    Eine komplette Abteilung war bereits ausgeschwärmt und nahm Proben von der Umgebung. Alles war ziemlich beeindruckend, aber auch deprimierend. Angeblich sitzt die beste forensische Polizeiabteilung in Tokio. Landesweit waren Los Angeles und New York die einzigen beiden Abteilungen,
die mit den Möglichkeiten des FBI mithalten konnten.
    »Ich glaube, wir haben Glück«, sagte Page. »Sieht so aus, als sei die Gerichtsmedizinerin fast fertig.« Er deutete auf eine untersetzte grauhaarige Frau, die neben der Limousine stand und in ein Aufnahmegerät sprach.
    Das hieß, die Leichen waren noch nicht abtransportiert worden. Ich war überrascht, aber für mich waren das gute Nachrichten. Je weniger Leute am Tatort umhergelaufen waren, desto mehr Information konnte ich für Burns sammeln. Und für den Präsidenten. Und seine Frau. Ich vermutete den Grund, weshalb man die Leichen noch nicht weggefahren hatte: Die Toten warteten auf mich.
    Ich schaute Page an. »Sagen Sie dem Verantwortlichen vom LAPD, dass noch nichts weggeschafft werden soll. Ich möchte zuvor alles genau sehen.
    »Und versuchen Sie, einige Leute wegzuschicken. Nur unbedingt nötige Mitarbeiter können bleiben. Fasern, Fingerabdrücke, sonst nichts. Alle anderen haben Pause.«
    Zum ersten Mal zögerte Page, ehe er antwortete. Diese knallharte Seite hatte er bei mir noch nicht erlebt. Das heißt nicht, dass ich üblicherweise meinen Rang herauskehre, aber jetzt und hier war es mir egal, denn sonst konnte ich inmitten dieses Chaos und dieser Verwirrung keine ordentliche Arbeit leisten.
    »Ach ja, noch etwas sollten Sie dem Verantwortlichen sagen«, fügte ich hinzu.
    Page drehte sich um. »Ja?«
    »Sagen Sie ihm, solange ich hier bin, leite ich die Ermittlungen.«

14
    Ich hörte immer noch Direktor Burns’ Stimme im Kopf. Ich möchte Ihre Einschätzung hören, Alex… zum Abendbrot sind Sie wieder bei Ihrer Familie.
    Aber könnte ich nach alldem hier noch einen Bissen essen?
    Mit den beiden Leichen im Inneren stank die Limousine absolut grauenvoll. Einer der besten Tricks, die ich gelernt habe, war: Es bis zu drei Minuten auszuhalten, danach waren die Geruchsnerven betäubt. Danach war alles bestens. Ich musste nur diese drei Minuten überstehen, die mir eindringlich mitteilten, dass ich wieder bei der Mordkommission war.
    Ich konzentrierte mich und nahm jedes scheußliche Detail in mich auf - eines nach dem anderen.
    Als Erstes kam ein Schocker, auf den ich nicht vorbereitet war, obwohl ich zum Teil wusste, was auf mich zukam.
    Antonia Schifmans Gesicht war fast unkenntlich. Ein Teil der linken Seite fehlte völlig. Dort hatte sie wohl der Schuss ganz aus der Nähe getroffen. Was an Fleisch noch übrig war - hauptsächlich das rechte Auge, die Wange und ihr Mund -, war mehrfach zerschnitten. Die Mörderin - Mary Smith - war rasend vor Wut gewesen, doch nur gegenüber Antonia Schifman, nicht gegenüber dem Fahrer, wie es schien.
    Die Kleidung der Schauspielerin schien unberührt zu sein. Keinerlei Hinweise auf sexuellen Missbrauch. Und kein Blut aus den Nasenlöchern oder dem Mund, was bedeutete,
dass sie beinahe sofort aufgehört hatte zu atmen und gestorben war. Wer führte eine derartig brutale Tat aus? Warum Antonia Schifman? Sie schien ein netter Mensch gewesen zu sein, hatte gute Kritiken, alle mochten sie angeblich - na ja, beinahe alle. Wie ließ sich dieses Massaker erklären? Diese Entweihung

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