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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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bist - hin und her. Obwohl ich so nah war, hast du eine Ewigkeit gebraucht, bis du mich sahst.

    Als du endlich aufgeschaut hast, warst du bestimmt schon ziemlich müde. Zu erschöpft, um zu schreien, nehme ich an. Du hast dich nur abgewendet. Aber das hat mich nicht daran gehindert, auf dich zu schießen und danach dein hübsches Gesicht in Fetzen zu schneiden.
    Ich sag dir was, Marti, das war das Beste von allem. Allmählich macht mir dieses Zerschneiden von Gesichtern richtig Freude.
    Und jetzt möchte ich dir eine letzte Frage stellen: Weißt du, weshalb du sterben musstest? Weißt du, was du getan hast, um den Tod zu verdienen? Du weißt es, Marti, oder?
    Irgendwie bezweifle ich es aber.

27
    Es war nicht ganz genauso abgelaufen. Der Geschichtenerzähler wusste das.
    Selbstverständlich würde er der L.A.Times und der Polizei nicht alles erzählen, nur so viel würde er sie wissen lassen, wie er brauchte, damit es seine Geschichte glaubwürdig machte.
    Es war so eine gute Story. Ein echter Knüller, das musste er selbst zugeben. Mary Smith! Herrgott. Eine klassische Horrorgeschichte vom Feinsten.
    Da wir gerade von Geschichten sprechen - er hatte neulich eine wirklich gute gehört. Ein »Test für Psychopathen«. Er sollte einem zeigen, ob man wie ein Psychopath dachte. Wenn man die Aufgabe korrekt löste, war man einer. Die Geschichte lautete wie folgt: Bei der Beerdigung ihrer Mutter verliebte sich eine Frau auf Anhieb in einen Mann. Aber sie kannte weder seinen Namen noch seine Telefonnummer noch sonst irgendwas. Wenige Tage später brachte die Frau ihre Schwester um.
    Und jetzt... der Test! Warum hat die Frau ihre Schwester umgebracht? Wenn man richtig antwortet, denkt man wie ein Psychopath.
    Der Geschichtenerzähler wusste die Lösung natürlich auf Anhieb. Diese Frau ermordetet ihre Schwester... weil sie hoffte, dass der Mann, in den sie sich verliebt hatte, auf der Beerdigung wieder auftauchen würde.
    Nachdem er Marti Lowenstein-Bell getötet hatte, war er in Hochstimmung, aber er wusste, er musste die Kontrolle bewahren. Er musste den Schein wahren.

    Deshalb eilte er an seinen Arbeitsplatz.
    Er lief durch die Korridore des Bürogebäudes in Pasadena und sprach mit einem halben Dutzend Kollegen über Dinge, die ihn tödlich langweilten - besonders heute. Zu gern hätte er allen erzählt, was soeben geschehen war - über sein geheimes Leben, darüber, dass keiner ihn erwischt hatte, dass er gerissen und klug war und dass er ein unglaublich großartiger Planer und Killer war.
    Herrgott, wie gern man mit diesem Wort spielte: ein Killer war so und so, der hatte ein Killer -Lächeln, das war zum Killen komisch - alles unglaublicher Blödsinn!
    Diese Menschen waren doch allesamt Weicheier. Sie hatten keinen blassen Schimmer, wie echtes Killen war. Aber er wusste es.
    Und er wusste noch etwas: Es gefiel ihm, sogar besser, als er vorher gedacht hatte. Und er war richtig gut.
    Plötzlich spürte er den Drang, seine Waffe im Büro zu ziehen und alles umzunieten, was sich bewegte, quiekte oder schrie.
    Aber zum Teufel, das war nur Fantasie, ein harmloser Tagtraum und würde nie der echten Story auch nur das Wasser reichen, seiner Story, Marys Story. Die war ungleich besser.

28
    »Alex, dein Büro beim FBI hat so oft angerufen, dass ich zum Schluss gar nicht mehr abgenommen habe. Grundgütiger Gott, was ist mit diesen Leuten los?«, beschwerte sich meine Großtante Tia. Sie stand am Küchentisch daheim und hielt ein buntes Tuch hoch, das wir ihr als Dankeschön mitgebracht hatten, weil sie das Haus gehütet hatte, während wir in Kalifornien waren. Nana saß neben Tia und sortierte einen dicken Stapel Post.
    Unsere Katze Rosie war auch in der Küche. Wenn ich mich nicht irrte, war sie fülliger geworden. Sie rieb sich an meinen Beinen, als wolle sie sagen: Ich bin böse, weil ihr weggefahren seid, aber froh, dass ihr wieder da seid. Tia ist eine echt gute Köchin.
    Ich war auch froh, wieder daheim zu sein. Ich glaube, wir alle waren froh. Dass Christine Alex zurück nach Seattle geholt hatte, hatte unseren Urlaub mehr oder weniger beendet, zumindest die Freude daran. Mein einziges Gespräch mit ihr war sehr angespannt und auch traurig verlaufen. Wir hatten uns beide so sehr unter Kontrolle, waren so darauf bedacht, nicht die Fassung zu verlieren, dass wir uns beinahe gar nichts zu sagen wagten.
    Aber Christine machte mir Sorgen - diese Hochs und Tiefs, diese Wankelmütigkeit, die ich in letzter Zeit ständig bei

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