Kehle, aber Campbell war sicher, dass er keinen Puls spüren würde.
»Verdammte Scheiße!« Campbell verzog das Gesicht und blickte beiseite, doch dann wieder zum Pool. Er hielt die Luft an, um nicht zu explodieren. Wer war zu so etwas
fähig? Die arme Frau war praktisch vom Hals an gehäutet. Ihr Gesicht war nur noch ein zerschnittener Fleischbrocken. Um die Leiche herum hatte sich das Wasser im Pool hellrot gefärbt.
Beneke ging näher, um sich alles genauer anzuschauen. »Derselbe Killer. Da wette ich alles. Derselbe irre Killer hat das gemacht.« Er beugte sich vor, um zu helfen, die Leiche der Frau herauszuziehen.
»Wartet!«, rief Campbell. Er zeigte auf den Sanitäter, der noch im Wasser war. »Sie. Raus aus dem Pool. Kommen Sie sofort aus dem Pool!«
Mit versteinerten Mienen schauten alle Campbell an, aber sie wussten, dass er Recht hatte. Selbst Beneke sagte kein Wort. Es gab keinen Grund, noch mehr am Tatort zu verändern, bis die Spurensicherung eintraf. Sie ließen das Opfer dort, wo es war.
»He! He, Leute!«
Campbell schaute auf. Ein Polizist, Jerry Tounley, rief von einem Fenster im oberen Stockwerk. »Das Büro hier ist total verwüstet. Zerbrochene Bilder, Glas, alles verstreut. Und - zieht euch das mal rein - der Computer ist noch eingeschaltet! Sieht so aus, als hätte jemand noch eine E-Mail gesendet, ehe er abgehauen ist.«
26
An:
[email protected] Von: Mary Smith
An: Marti Lowenstein-Bell:
Ich habe zugeschaut, wie du gestern Abend mit deiner Familie gegessen hast. Ihr wart zu fünft. Richtig gemütlich und nett. »Mutter ist die Beste«. Bei diesen makellos sauberen Glaswänden war es ein Kinderspiel, euch zuzuschauen. Ich habe es genossen, dich mit deinen Kindern beim letzten Abendmahl zu beobachten.
Ich konnte sogar das lecker aussehende Essen auf euren Tellern sehen, das natürlich eure Köchin und Kinderfrau zubereitet hatte. Ihr habt einen richtig schönen Abend verbracht, und das ist mir nur recht. Ich wollte, dass du deinen letzten Abend genießt. Besonders lag mir am Herzen, dass deine Kinder eine schöne bleibende Erinnerung haben. Und jetzt habe ich auch an sie eine Erinnerung.
Ich werde ihre süßen Gesichter nie vergessen. Nie und nimmer vergesse ich deine Kinder, Marti. Das kannst du mir glauben.
Was für ein wirklich wunderschönes Haus du hast, Marti, wie es sich für eine berühmte Schriftstellerin und Regisseurin gehört. Ist das übrigens die richtige Reihenfolge? Meiner Meinung nach schon.
Ich bin erst später hineingegangen, als du die kleinen Mädchen ins Bett gebracht hast. Du hast mal wieder die Terrassentüren offen gelassen. Diesmal habe ich sie benutzt.
Ich konnte einfach nicht widerstehen. Ich wollte die Dinge so sehen, wie du sie siehst, von innen nach außen.
Aber ich begreife immer noch nicht, wieso ihr reichen Leute
euch in euren Häusern so sicher fühlt. Diese riesigen Paläste können euch nicht schützen, wenn ihr nicht aufpasst. Und das habt ihr nicht! Ihr habt überhaupt nicht aufgepasst. Zu beschäftigt, Mammi zu spielen - oder zu beschäftigt, ein Star zu sein?
Ich habe dich oben gehört. Wie du die Mädchen ins Bett gebracht hast. Richtig rührend! Und das meine ich ehrlich. Wahrscheinlich hast du gedacht, dass du sie als Letzte zudecken würdest, aber das warst du nicht.
Später, als alle schliefen, habe ich jedes deiner kleinen Mädchen betrachtet. Wie friedlich sie geatmet haben. Sie waren kleine Engel, ohne eine Sorge in der Welt.
Ich musste ihnen nicht sagen, dass sie nichts zu befürchten hätten, denn das wussten sie schon. Bei dir war es das genaue Gegenteil. Ich beschloss, bis zum Morgen zu warten, damit ich mit dir allein sein konnte, Madam Regisseurin.
Ich bin richtig froh, dass ich gewartet habe. Dein Mann, Michael, hat die Mädchen heute in die Schule gebracht. Ich nehme an, er war an der Reihe. Das war für alle ein Glück, besonders für ihn. Er darf weiterleben, und du musstest nicht mit ansehen, wie er starb. Ich habe dich genauso bekommen, wie ich es mir schon lang ausgemalt hatte.
Und jetzt schildere ich dir, was als Nächstes geschah, Marti.
Dein letzter Morgen begann wie jeder andere. Du hast deine unschätzbar wichtigen Pilates-Übungen absolviert, dann bist du in den Pool gestiegen, um Bahnen zu schwimmen. Fünfzig Bahnen - wie immer. Es muss schön sein, einen so großen Swimmingpool zu haben. Noch dazu beheizt. Ich stand da und habe zugeschaut, wie du durch das glitzernde blaue Wasser geschwommen