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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Sie es oder nicht. Ein früherer Gerichtstermin bedeutet,
dass Christine weniger Zeit bleibt, einen neuen Status quo herzustellen. Eigentlich darf der Richter die vorläufige Anordnung nicht berücksichtigen, aber das ist, als würde man verlangen, eine Glocke nicht gehört zu haben, die geläutet hat. Also je früher, desto besser, ehrlich. Eigentlich ist es ein Glück für uns, einen so frühen Termin bekommen zu haben.«
    »Ja, großartig«, meinte ich. »Wir sind die reinen Glückspilze.«
    Ben forderte mich auf, einen genauen Bericht darüber zu schreiben, was in Kalifornien geschehen war. Auf seinen Rat hin hatte ich ein Tagebuch geführt, seit ich sein Mandant geworden war. Darin stand, wie viel Zeit ich mit Alex verbracht hatte, welche Dinge mir zu seiner Entwicklung aufgefallen waren, Familienfotos und - vielleicht am wichtigsten - alle Bedenken, die ich wegen Christine hatte. Die Tatsache, dass sie unseren Sohn zwei Tage früher als abgemacht einfach abgeholt hatte, fiel mit Sicherheit darunter. Diese Hochs und Tiefs bei ihr waren tatsächlich sehr Besorgnis erregend. Gehörte die jüngste Entwicklung dazu?
    »Da ist noch etwas«, sagte Ben. »Das dürfte Ihnen ganz und gar nicht gefallen.«
    »Hören Sie, wenn Sie irgendetwas finden, das mir bei dieser leidigen Sache gefällt, verdoppele ich Ihr Honorar.«
    »Nun, eines Ihrer stärksten Argumente ist die Beziehung von Alex zu seinen Geschwistern.«
    »Jannie und Damon werden nicht in den Zeugenstand treten«, erklärte ich lakonisch. »Das ist ein endgültiges Nein, Ben. Ich werde es nicht erlauben.«
    Wie oft hatte ich erlebt, dass man erwachsene tüchtige Menschen vor Gericht als Zeugen auseinander genommen
hatte? Zu viele, um es auch nur einen Moment in Betracht zu ziehen, meine Kinder dem auszusetzen.
    »Nein, nein, nein«, versicherte mir Ben. »Keineswegs. Aber es könnte eine positive Wirkung haben, wenn sie bei der Verhandlung anwesend wären. Sie wollen doch Alex zurück, oder? Das ist doch unser Ziel, richtig? Wenn ich mich irre, dann möchte ich mit Ihrem Fall keine Zeit mehr verschwenden.«
    Ich blickte in meinem Arbeitszimmer umher, als gäbe es dort irgendeine magische Antwort. »Ich muss darüber nachdenken«, sagte ich schließlich. »Ich melde mich bei Ihnen.«
    »Denken Sie immer an das große Bild, Alex. Es wird nicht angenehm, bei weitem nicht, aber letztendlich wird es sich lohnen. Wir können gewinnen. Wir werden gewinnen.«
    Er war so ruhig und gesammelt. Natürlich hatte ich nicht erwartet, dass er emotional werden würde - ich war aber einfach nicht in der Stimmung für ein rationales Gespräch mit meinem Anwalt.
    »Können wir morgen ganz früh miteinander sprechen?«, fragte ich.
    »Selbstverständlich. Aber hören Sie, Sie dürfen die Hoffnung nicht aufgeben. Wenn wir vor dem Richter stehen, müssen Sie tief in Ihrem Herzen sicher sein, dass Sie der bessere Elternteil für Ihren Sohn sind. Das heißt nicht, dass wir Christine Johnson schlecht machen müssen, aber Sie dürfen auf keinen Fall niedergeschlagen hereinkommen oder so aussehen, als fühlten Sie sich besiegt. Okay?«
    »Ich fühle mich nicht besiegt, nicht mal annähernd. Ich kann meinen Sohn nicht verlieren, Ben. Ich werde Alex nicht verlieren.«
    »Ich werde alles in meiner Macht tun, damit das nicht geschieht.
Wir sprechen morgen weiter. Rufen Sie mich in der Kanzlei oder daheim an. Sie haben meine Handynummer?«
    »Ja, habe ich.«
    Ich weiß nicht, ob ich mich von Ben verabschiedete oder auflegte, ehe ich das Telefon durchs Zimmer schleuderte.

31
    »Was ist denn da oben los?«, rief Nana von unten. »Alex? Alles in Ordnung?«
    Ich blickte auf das zerschmetterte Telefon auf dem Boden und fühlte mich völlig aus dem Gleichgewicht geraten. »Alles bestens«, rief ich zurück. »Mir ist nur etwas runtergefallen. Alles okay.«
    Die Notlüge schmerzte mich, aber im Moment konnte ich niemanden ertragen. Nicht mal Nana Mama. Ich stieß mich von meinem Schreibtisch ab und legte den Kopf zwischen die Knie. Verdammt, Christine. Was war bei ihr schief gelaufen? Es war einfach nicht richtig, das musste sie doch auch wissen!
    Sie hätte keine schmerzlichere Taktik einschlagen können. Sie hatte sich entschieden wegzugehen, uns zu verlassen. Sie hatte mir erklärt, sie wäre ungeeignet, Alex’ Mutter zu sein. Sie hatte das Wort ungeeignet verwendet. Und dann hatte sie ständig ihre Meinung geändert. Für mich hatte sich nie etwas verändert. Ich hatte Alex gewollt, von der

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