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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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mich zu überreden, ihm zu erlauben, eine CD zu kaufen. Kein Wort über die geheimnisvolle Freundin. Jannie bereitete sich auf ihre erste naturwissenschaftliche Präsentation vor und wollte wissen, ob ich ihre Freunde an einen Lügendetektor anschließen könnte. »Aber klar! Gleich nachdem wir dich und Damon angeschlossen haben.«
    Dann erzählte mir Jannie etwas, das mich stark beunruhigte. »Dieser Journalist war wieder hier. Nana hat ihn weggejagt. Sie hat ihm richtig Bescheid gesagt und gemeint, er sei eine Schande für sein ganzes Gewerbe.«
    Nach den Kindern sprach ich noch mit Nana. Danach bestellte ich den Zimmerservice. Schließlich rief ich Jamilla in San Francisco an. Ich war mir bewusst, dass ich die Anrufe in umgekehrter Stressanordnung tätigte. Die schwierigsten zuletzt. Selbstverständlich musste ich auch die Zeitzonen in Betracht ziehen.
    »Dieser Mary-Smith-Fall hat ja blitzschnell landesweit Aufmerksamkeit erregt«, sagte Jamilla. »Bei uns munkelt man, dass das LAPD weit entfernt ist, sie zu schnappen.«
    »Lass uns über etwas anderes als die Arbeit sprechen«, schlug ich vor. »Ist dir das recht?«
    »Eigentlich muss ich gleich los, Alex. Ich treffe mich mit
einem Freund… nur einem Freund«, fügte sie etwas zu schnell hinzu. »Mach dir keine Sorgen.« Das klang für mich aber wie der Code für: Denk mal ernsthaft über uns nach.
    »Klar, geh schon.«
    »Telefonieren wir morgen?«, fragte sie. »Tut mir wirklich Leid, aber ich muss los. Bis morgen, Alex.«
    Ich versprach ihr anzurufen und legte auf. Nur ein Freund, dachte ich. Zwei Anrufe erledigt, einer stand noch aus. Der wirklich schwierige. Ich griff wieder zum Telefon und gab die Nummer ein, die ich auswendig kannte.
    »Hallo?«
    »Ich bin’s, Alex.«
    Christine machte eine Pause - wieder eine undurchsichtige Reaktion. »Hallo«, sagte sie schließlich.
    »Kann ich mit Alex sprechen?«
    »Selbstverständlich. Bleib dran. Ich hole ihn. Er hat gerade zu Abend gegessen und ist im Spielzimmer.«
    Ich hörte Christines gedämpfte Stimme. »Es ist Daddy.« Das Wort gab mir einen Stich - gleichzeitig warm und schmerzlich.
    »Hallo, Daddy.« Seine aufgeregte Stimme weckte in mir einen Gefühlssturm. Ich vermisste ihn wie verrückt. Ich sah sein Gesichtchen vor mir, sein Lächeln.
    »Hallo, Kleiner. Was gibt’s Neues?«
    Wie jeder Dreijährige war Klein Alex am Telefon befangen. Unser Gespräch war daher kurz. Leider. Nach einer besonders langen Pause hörte ich Christine wieder im Hintergrund.
    »Sag auf Wiedersehen.«
    »Auf Wiedersehen.«
    »Wir sehen uns bald«, versicherte ich ihm. »Ich liebe dich, Kumpel.«

    »Ich lieb dich auch, Daddy.«
    Dann legte Klein Alex auf. Nach dem entlassenden Klick war ich wieder mit dem Mary-Smith-Fall allein in meinem Zimmer und vermisste die Menschen, die ich mehr als mein Leben liebte. Genau das war mein Gedanke - doch was hatte er zu bedeuten?

Teil Drei
    Jonglierakte

47
    Mary Smith saß auf einer Parkbank, während ihre süße kleine Ashley auf dem Spielplatz tobte. Gut so. Nach dem
    Toben wäre sie schön müde. Mary musste noch Brendan und Adam von ihren Spielkameraden abholen. Hoffentlich blieb ihr genügend Zeit, um nach einem unmöglichen Tag die Gedanken wieder ordnen zu können.
    Sie blickte auf ihr nagelneues Tagebuch in ihrem Schoß und bewunderte das dicke Papier und den wunderschönen Leineneinband.
    Tagebücher waren der einzige Luxus im Leben, den sie sich gestattete. Sie bemühte sich, jeden Tag ein wenig zu schreiben. Vielleicht würden die Kinder diese Seiten später einmal lesen und dann wissen, wer sie wirklich war, nicht nur Köchin, Zofe und Chauffeur. Inzwischen hatte sich sogar das Tagebuch gegen sie verschworen. Ohne zu denken hatte sie auf die erste Seite Tomaten, Karotten, Cornflakes, Saft, Windeln geschrieben. Mist!
    Nein, das ging nicht! Sorgfältig riss sie die Seite heraus. Vielleicht war es albern, aber für sie war dieses Buch ein heiliger Ort, wo man keine Einkaufsliste aufschrieb.
    Plötzlich wurde ihr bewusst, dass Ashley weg war! O mein Gott, wo ist sie?
    War es eine Sekunde gewesen? Sie verspannte sich. Vielleicht war es länger gewesen als ein paar Sekunden?
    »Ashley? Süße?«
    Schnell überflogen ihre Augen den kleinen, gut besuchten Spielplatz. Mehrere Blondschöpfe auf den Schaukeln. Es
rannten auch welche umher, aber keine Ashley. Der Platz war von einem schmiedeeisernen Zaun umschlossen. Wie weit konnte sie gelaufen sein? Mary rannte zum

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