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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Tor.
    »Entschuldigung, haben Sie ein kleines Mädchen gesehen? Blonde Zöpfe, Jeans und ein rotes T-Shirt?«
    Aber niemand hatte Ashley gesehen.
    Oh, lieber Gott! Nein, bitte, nein!
    Da entdeckte Mary ihre Tochter. Ihr zersprang fast das Herz. Ashley hockte hinter einem Baum in einer Ecke des Spielplatzes. Mary stieß ein kurzes Lachen aus, weil es ihr peinlich war, dass sie so schnell fast die Nerven verloren hätte. O Gott, was stimmt mit mir nicht?
    Sie ging zu Ashley. »Was machst du denn hier, Schätzchen?«
    »Ich spiele Verstecken«, antwortete Ashley. »Ich spiele bloß, Mammi.«
    »Mit wem denn, um Himmels willen?« Mary hatte Mühe, nicht laut zu werden. Die Leute blickten schon zu ihr herüber.
    »Mit dir.« Ashley lächelte so süß, dass Mary es kaum ertragen konnte.
    Sie beugte sich hinunter und flüsterte: »Ashley, du darfst nicht einfach so weglaufen. Hast du das verstanden? Wenn du mich nicht sehen kannst, kann ich dich auch nicht sehen. Okay?«
    »Okay.«
    »Gut, warum gehst du jetzt nicht an die Dschungelbrücke?«
    Mary setzte sich wieder auf eine Bank, weit weg von den missbilligenden Blicken. Eine junge Mutter las die L.A.Times und lächelte sie an. »Hallo.«
    »Sie sind bestimmt nicht von hier«, sagte Mary und musterte die Frau von Kopf bis Fuß.

    »Warum sagen Sie das?« Die Stimme der Frau klang ein bisschen beleidigt.
    »Erstens, weil niemand hier so freundlich ist«, antwortete Mary und lächelte. »Zweitens, man muss selbst ein Fremder sein, um einen anderen zu erkennen. Ich komme aus Vermont.«
    Die andere Frau wirkte erleichtert. »Baltimore«, sagte sie und legte die Hand auf die Brust. »Ich habe gehört, dass hier in Kalifornien alle freundlich sind. Sie halten die Autos an und lassen einen über die Straße gehen. Das sehen Sie in Baltimore nicht.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Allerdings sieht man dort auch so etwas nicht.« Sie hielt die Titelseite der Times hoch.
    »Hollywood-Morde, Ermittlungen laufen weiter«.
    »Haben Sie davon gehört?«, fragte die Frau. »Sicher doch, oder?«
    »Es ist kaum möglich, das nicht mitzukriegen.«
    »Es macht mich einfach furchtbar traurig. Ich weiß, ich sollte auch Angst haben, aber eigentlich tun mir nur diese Familien Leid.«
    Mary nickte mit ernster Miene. »Ja, ja, mir geht es ebenso. Ist es nicht schrecklich? Diese armen, armen Kinder. Am liebsten würde man sich die Augen aus dem Kopf heulen.«

48
    Laut den Statistiken, die ich an meinem Schreibtisch las, töteten ungefähr 89 Prozent bekannter weiblicher Serienmörder mit Gift, Ersticken oder tödlichen Injektionen. Weniger als 10 Prozent aller Mörderinnen benutzten eine Pistole als Waffe, und ich hatte keine gefunden, die je ein Messer eingesetzt hatte.
    War Mary Smith die Ausnahme, die die Regel bestätigt?
    Ich glaubte das nicht. Aber damit stand ich offensichtlich ganz allein da.
    Ich überflog die Zeitungsausschnitte, Fotos und Artikel, die vor mir auf dem Schreibtisch ausgebreitet waren. Für mich waren es Teile mehrerer unterschiedlicher Puzzles.
    Aileen Wournos war eine Schützin. 1989 und 1990 hatte sie mindestens sieben Männer in Florida getötet. Als man sie verhaftete, nannten sie die Medien Amerikas erste Serienmörderin. Sie war wohl die berühmteste, keineswegs aber die erste. Fast die Hälfte der Frauen waren schwarze Witwen - Gattenmörderinnen - oder anderweitig von Rache motiviert. Die meisten hatten mit ihren Opfern eine Beziehung geführt.
    Bobbie Sue Terrell, eine Krankenschwester, hatte zwölf Patienten tödliche Insulindosen gespritzt.
    Dorothea Montalvo Puente vergiftete neun ihrer Pensionsgäste, um an deren Sozialhilfeschecks zu kommen.
    Eine Sekretärin unserer Außenstelle, Maureen, steckte den Kopf herein.
    »Möchten Sie etwas von der Burger-Bude?«
    Ich blickte auf. Es war bereits dunkel, und ich war halb verhungert.

    »Wenn sie ein Hühnersandwich haben, wäre das prima. Und einen Orangensaft. Danke.«
    Sie lachte fröhlich. »Wollen Sie einen Hamburger oder einen Cheeseburger?«
    Seit mein persönliches Leben und mein Schlaf völlig durcheinander waren, bemühte ich mich, möglichst wenig Fastfood zu konsumieren. Seit Tagen hatte ich nichts mehr für meine körperliche Fitness getan. Das Letzte, was ich brauchte, war, hier krank zu werden. Ich dankte Maureen und erklärte, ich würde mir später selbst etwas besorgen.
    Gleich darauf stand Agent Page vor meinem Schreibtisch. »Wir läuft’s denn?«, fragte er. »Schon was gefunden?«
    Ich breitete

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