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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Verstand zu verlieren. Ist schon gut. Sie haben einige Fragen?«
    »Ich weiß, dass Sie bereits vom LAPD befragt wurden und dass jeder Verdacht gegen Sie ausgeräumt ist. Deshalb mache ich es so kurz wie möglich.«
    »Das weiß ich zu schätzen«, sagte er. »Bitte, fangen Sie an. Ich möchte helfen, die Person zu finden, die uns das angetan hat. Ich brauche das Gefühl zu helfen, etwas zu tun.«
    Ich saß auf einem farblich passenden Sofa. Zwischen uns stand ein großer polierter Marmorblock als Tisch. »Tut mir Leid, wenn ich mit dem Offensichtlichen anfange. Hatte Ihre Frau Ihres Wissens nach Feinde? Ist Ihnen da jemand eingefallen, seit es geschehen ist?«
    Er fuhr sich mit den Händen durch den Bart, dann über die Augen. »Glauben Sie mir, ich habe mir den Kopf zermartert. Aber es ist irgendwie Ironie. Marti war einer der beliebtesten Menschen in der Stadt. Alle liebten sie, was hier draußen selten vorkommt. Sie können das überprüfen.«
    Er verstummte, sein Gesicht verzerrte sich. Er war kurz davor zusammenzubrechen. Ich hatte das Gefühl, dass ich seine Gedanken lesen konnte. Alle liebten sie. Vergangenheitsform.
    Seine Schultern senkten sich. Er wischte sich mit der geschlossenen Faust die Augen. »Verzeihung. Ich denke immer,
dass ich verarbeitet habe, was passiert ist. Aber das ist nicht so.«
    »Lassen Sie sich Zeit«, sagte ich.
    Ich wollte ihm viel mehr sagen. Ich wollte ihm sagen, dass ich wusste, wie er sich fühlte. Nicht nur, die Frau zu verlieren, sondern auch, sie auf diese schreckliche Art und Weise zu verlieren. Vor einiger Zeit hatte ich mich so gefühlt, wie er sich jetzt fühlte. Aber wenn er das Gleiche durchmachte wie ich bei Maria, gab es keinen Trost, und schon gar nicht von einem Fremden, einem Polizisten. Wenn ich ihm jetzt etwas Persönliches sagte, würde das nur mir gut tun. Deshalb sprach ich nicht über Maria und wie sie ermordet worden war.
    »Dad?«
    Zoey, die älteste Tochter, stand in dem hohen Bogen zwischen Korridor und Wohnzimmer. Sie sah verängstigt, winzig und schrecklich allein aus.
    »Ist schon gut, Schätzchen«, sagte er. »Mir geht es gut. Komm mal her.« Er öffnete die Arme. Sie rannte zu ihm, aber um das Sofa herum, um mir auszuweichen.
    Sie fiel ihm um den Hals, und beide fingen an zu weinen. Ich fragte mich, ob sie zuvor ihren Vater hatte weinen sehen. »Schon gut«, sagte er und strich ihr übers Haar. »Alles okay, Zoey. Ich liebe dich. Du bist so ein gutes Mädchen.«
    »Ich liebe dich auch, Daddy«, flüsterte Zoey.
    »Wir machen das später«, sagte ich leise. »Ein andermal. Ich habe ja Ihre Aussage in der Akte. Viel mehr brauche ich ohnehin nicht.«
    Er schaute mich dankbar an. Die Wange hatte er gegen Zoeys Kopf gepresst. Sie schmiegte sich an ihn. Ich sah, dass die beiden sich sehr nah standen, und dachte an Jannie.
    »Bitte, lassen Sie mich wissen, wenn ich irgendetwas für Sie tun kann«, sagte er. »Ich möchte helfen.«
    »Es wäre für mich hilfreich, wenn ich mal kurz durch Ihr Haus gehen dürfte«, sagte ich.
    »Selbstverständlich.«
    Ich stand auf und wollte gehen. Doch dann drehte ich mich um. Ich konnte nicht anders. »Sie machen es genau richtig«, sagte ich zu ihm. »Ihre Kinder werden Ihnen darüber hinweghelfen. Bleiben Sie eng mit ihnen verbunden.«
    »Das werde ich. Sie sind alles, was ich noch habe. Ich danke Ihnen. Sie sind sehr verständnisvoll.«
    Damit ließ ich es bewenden, und ich hatte das Gefühl, dass er wusste, dass ihm nicht nur ein Polizist einen guten Rat gegeben hatte, sondern ein Vater und Ehemann. Plötzlich wollte ich in diesem Haus nicht länger bleiben als unbedingt nötig.

45
    Als Detective hätte ich gern mehrere Stunden im Haus der Lowenstein-Bells verbracht, um alle Details in mich aufzunehmen. Doch unter den gegebenen Umständen gab ich mir fünfzehn bis zwanzig Minuten.
    Ich begann beim Pool. Ich stellte mich ans tiefe Ende und blickte hinunter auf die Linien für die Bahnen in Royalblau. Laut Schätzungen hatte Mary Smith auf Marti Lowenstein-Bell von diesem Punkt aus geschossen. Eine einzige Kugel direkt in den Kopf. Dann hatte sie die Leiche mit dem langstieligen Käscher herangezogen.
    Hier stand die Mörderin und machte sich mit dem Messer ans Werk, ohne die Leiche aus dem Wasser zu holen. Die Dutzende von Schnitten im Gesicht des Opfers waren schlampig und wahllos ausgeführt worden. Als wollte sie alles ausradieren.
    Es erinnerte mich an das, was Leute zuweilen mit Fotos machen, wenn sie symbolisch

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