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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Nein.
    Woher wissen wir, dass es sich um eine Einzeltäterin handelt? Wissen wir nicht mit absoluter Sicherheit, aber alles deutet darauf hin.
    Woher wissen wir, dass es sich um eine Mörderin handelt? Ein Frauenhaar, vermutlich von der Täterin stammend, wurde unter einem Sticker im Kino in Westwood gefunden.
    »Das ist vielleicht eine günstige Gelegenheit, Agent Cross zu bitten, uns einen Überblick über das Profil zu geben, das das FBI erstellt hat. Dr. Cross ist aus Washington hergekommen, wo er Fälle gelöst hat, bei denen es um Serienmörder ging, wie Gary Soneji und Kyle Craig.«
    So an die hundert Augenpaare wanderten zu mir. Ich war als Beobachter zu dieser Besprechung gekommen, aber jetzt rief man mich auf die Bühne. Na schön, ich sollte die Gelegenheit nicht verstreichen lassen und auch nicht die Zeit der Leute verschwenden.
    »Nun, lassen Sie mich damit anfange, dass ich keineswegs
absolut überzeugt bin, dass Mary Smith eine Frau ist«, sagte ich.
    Das dürfte auch die in den letzten Reihen von den Sitzen reißen.

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    Das tat es allerdings. Ein Raunen ging durch den Raum. Zumindest hatte ich die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Anwesenden.
    »Ich sage nicht, dass es sich eindeutig um einen männlichen Täter handelt, aber wir haben diese Möglichkeit noch nicht ausgeschlossen. Und ich finde, Sie sollten das auch nicht tun. Wie auch immer.« Ich erhob meine Stimme. »Es gibt da ein paar Dinge, die ich Ihnen über diesen Fall erzählen kann.
    Mangels präziser Erkenntnisse verwende ich ab jetzt das Pronomen sie. Wahrscheinlich ist sie weiß, Mitte dreißig bis vierzig. Sie fährt einen eigenen Wagen, ein Fahrzeug, das in der exklusiven Wohngegend, wo die Morde begangen wurden, nicht auffällt. Sie hat wohl eine gute Schulbildung, einen festen Arbeitsplatz, vielleicht im Dienstleistungsbereich, wo sie womöglich überqualifiziert ist.«
    Ich sprach noch eine Zeit lang und beantwortete dann Fragen. Nachdem ich fertig war, erteilte Jeanne Galletta der Ballistik das Wort, um mehr über die Waffe zu erfahren. Danach beendete sie die Besprechung.
    »Noch ein letzter Punkt«, sagte sie. »Kileen, setzen Sie sich wieder, bitte. Danke, Gerry. Wir sind noch nicht fertig. Ich sagen Ihnen, wenn wir fertig sind.« Sie wartete, bis alle still waren.
    »Ich brauche Ihnen nichts über die alberne Presseberichterstattung zu sagen. Nur so viel: Benehmen Sie sich alle so, als sei ständig eine Kamera auf Sie gerichtet, denn wahrscheinlich ist da eine. Wir können uns keinerlei Pannen leisten,
Leute. Das meine ich bitter ernst. Menschliches Versagen darf nicht vorkommen.«
    Mir fiel auf, dass Gallettas Augen bei den letzten Worten auf van Allsburg ruhten. Wahrscheinlich hatten sie darüber hinter geschlossenen Türen mit dem Stellvertretenden Bürgermeister gesprochen. Dann erinnerte ich mich, dass wir ein Wahljahr hatten. Der Bürgermeister brauchte ein eindeutiges Ergebnis bei diesem Fall - und zwar schnell. Ich bezweifelte, dass das möglich war.
    »Okay, das wär’s für jetzt«, sagte Galletta. Der Raum erwachte zum Leben. Sie fing meinen Blick auf und nickte zum kleinen Konferenzraum.
    Ich schob mich durch die Menge, um dorthin zu gelangen. Dabei fragte ich mich, worüber sie wohl mit mir sprechen wollte.
    »Und wie läuft’s so?«, fragte ich, nachdem sie die Tür hinter uns geschlossen hatte.
    »Was hatte das zu bedeuten?«, fuhr sie mich wütend an.
    »Was zum Teufel meinen Sie?«, fragte ich.
    »Mir widersprechen, von Mary Smith als einem Mann reden, Verwirrung zu diesem Zeitpunkt stiften. Ich brauche Leute, die voll konzentriert arbeiten. Außerdem müssen Sie mir vorher sagen, wenn Sie aus heiterem Himmel längst geklärte Punkte wieder aufgreifen.«
    »Längst geklärte Punkte? Aus heiterem Himmel? Wir haben darüber gesprochen, und ich habe Ihnen gesagt, was ich darüber denke.«
    »Ja, und dann haben wir es ad acta gelegt.«
    »Nein. Wir haben es nicht ad acta gelegt. Nur Sie, Jeanne. Ich weiß, dass Sie unter ungeheurem Druck stehen -«
    »Gottverdammt ja! Hier ist Los Angeles, nicht Washington, D.C. Sie haben keinen blassen Schimmer.«

    »O doch. Ich habe durchaus Ahnung. Aber merken Sie sich für die Zukunft: Wenn Sie wollen, dass ich bei einer Besprechung etwas sagen soll, sollten Sie mir das vorher mitteilen, um jede Überraschung zu vermeiden. Und erinnern Sie sich an das, was Sie vorhin gesagt haben: Ich habe Gary Soneji und Kyle Craig zur Strecke gebracht.«
    Ich bemühte mich, ruhig zu bleiben,

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