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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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die Arme aus, um ihm die Menge der Informationen auf dem Schreibtisch zu verdeutlichen. »Sie passt nirgends hinein.«
    »Das dürfte auf die Hälfte der weiblichen Serienmörder zugetroffen haben, damals, als sie aktiv waren«, sagte Page. Der junge Agent beeindruckte mich immer mehr.
    »Und was ist mit unseren guten Freunden beim LAPD? Irgendwas Neues von dort?«
    »Allerdings«, sagte er. »Die Ballistik hat ihre Waffe untersucht. Hören Sie sich das an: Ein uraltes Stück. Eine Walther PPK. Immer dieselbe Waffe. Morgen früh findet eine Generalbesprechung statt, falls Sie kommen wollen. Wenn nicht, springe ich für Sie ein.«
    Das waren überraschende Neuigkeiten. Das Alter der Mordwaffe war sehr merkwürdig.
    »Wie alt ist die Waffe? Wissen Sie das?«
    »Mindestens zwanzig Jahre alt. Das macht das Ganze noch ein bisschen rätselhafter, richtig? Dürfte schwierig werden, sie zurückzuverfolgen.«
    »Glauben Sie, dass sie die Waffe deshalb verwendet?
Weil man sie nicht so leicht zurückverfolgen kann?«, fragte ich. Eigentlich dachte ich nur laut. Page nannte auf Anhieb eine Hand voll Möglichkeiten.
    »Sie ist kein Profi, richtig? Vielleicht hatte sie die Waffe seit ewigen Zeiten. Oder vielleicht mordet sie schon viel länger, als wir wissen. Vielleicht hat sie die Pistole gefunden? Vielleicht hat sie ihrem Vater gehört?«
    Alles solide Vermutungen von einem blitzschnell arbeitenden Verstand. »Wie alt sind Sie?«, fragte ich. Plötzlich war ich neugierig.
    Er musterte mich von der Seite. »Hm, ich glaube nicht, dass Sie mich das fragen dürfen.«
    »Entspannen Sie sich«, sagte ich. »Das hier ist kein Einstellungsgespräch. Ich würde es nur gern wissen. Sie denken viel schneller als die meisten Leute, die mir in letzter Zeit aus Quantico über den Weg gelaufen sind.«
    »Ich bin sechsundzwanzig«, sagte Page und grinste.
    »Sie sind ziemlich gut, Page. Aber Sie müssen noch an Ihrem Pokergesicht arbeiten.«
    Er veränderte die Miene nicht. »Ich kann eins aufsetzen, aber hier in der Außenstelle brauche ich das nicht.« Dann wechselte er in einen coolen Surfer-Slang. »Jaa, Fremder, ich weiß, was du über mich denkst, aber jetzt, wo mein Surfing-Stipendium geplatzt ist, widme ich meine gesamte Kraft den Aufgaben hier.«
    Es war schön zu lachen, auch wenn ich hauptsächlich über mich lachte.
    »Eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie auf ein Surfbrett steigen, Page.«
    »Stell es dir ruhig vor, Fremder.«

49
    Gegen fünf Uhr nachmittags war der Besprechungsraum beim LAPD so rappelvoll wie ein Koffer, in den man viel zu viel Mist gepackt hatte. Ich lehnte ziemlich weit vorn an der Wand und wartete, dass Detective Jeanne Galletta die Zirkusvorstellung er öffnete.
    Sie kam forsch herein, begleitet von Fred van Allsburg aus meinem Büro, dem Polizeichef von L.A., Alan Shrewsbury, und einem dritten Mann, den ich nicht kannte. Jeanne sah von allen eindeutig am besten aus und war die Einzige unter fünfzig.
    »Wer ist das?«, fragte ich den Polizisten, der neben mir stand. »Der im blauen Anzug. Im hellblauen Anzug.«
    »Michael Corbin.«
    »Wer?«
    »Der Stellvertretende Bürgermeister. Er ist so unnütz wie Titten an einem Bullen.«
    Ich war froh, dass man mich nicht gebeten hatte, bei dieser Besprechung etwas zu sagen - aber auch ein wenig misstrauisch. Bei Mordfällen dieses hohen Kalibers spielte Politik immer eine Rolle. Ich hoffte, dass sie hier in Los Angeles keine größere Rolle spielte als anderswo.
    Galletta nickte mir kurz zu, ehe sie anfing. »So, Leute, fangen wir an.« Alle waren sofort still. Der Stellvertretende Bürgermeister schüttelte van Allsburg die Hand und verdrückte sich dann durch eine Seitentür. Wie bitte? Was sollte das heißen? Das war kein Gastauftritt, sondern eher ein Geistauftritt.

    »Erst mal die wesentlichen Details«, sagte Detective Galletta.
    Sie ging schnell die Fakten des Falls durch: die Walther PPK, die Kindersticker mit den As und Bs, die sogenannten Perfekte-Mutter-Opfer. Darauf hatte sich die Presse natürlich mit Begeisterung gestürzt. Eine bösartige Zeitung außerhalb L.A.s hatte den Fall »Die Frauen-von-Stepford-Morde« betitelt. Galletta erinnerte uns daran, dass der genaue Wortlaut der E-Mails, die Mary an die L.A.Times geschickt hatte, absolute Verschlusssache war.
    Dann folgten mehrere Fragen.
    Hat das LAPD oder das FBI irgendwelche Erkenntnisse über mögliche Verbindungen zwischen Mary Smith und anderen Mordfällen in der Gegend?

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