Ave Maria - Roman
Sender. Auch einer, der die Karriereleiter hinaufstürmt. Und jetzt habt ihr beide noch etwas gemeinsam. Ihr seid beide tote Jemands. Getötet von einem Niemand, den ihr nicht mal gesehen habt, als sie direkt vor euch stand.
Ich habe euch ein bisschen Zeit zum Genießen gelassen, ehe ich zu euch hinaufkam. Genügend Zeit, damit ihr euch in eurem Kokon des Betrugs sicher fühltet. Vielleicht sogar genügend Zeit, damit ihr das tun konntet, wofür euer hinterlistiges Rendezvous dienen sollte. Als ich dann ins Zimmer trat, sah ich ihn zuerst. Das war Glück. Willst du wissen, weshalb? Weil ich wollte, dass du siehst, wie er stirbt. Dein Gesicht war vor Angst völlig verzerrt, ehe ich dich erschossen habe. Danach habe ich deine Angst herausgeschnitten. Stück für Stück. Bis du keine Angst mehr hattest.
Du warst gar nichts mehr.
Gar nichts warst du mehr, Suzie Cartoulis.
Genau wie ich.
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Ich war noch auf der Straße, als ich von Mary Smiths letztem Verbrechen - diesmal einem dreifachen Mord - hörte.
Das war der massivste Streich des Killers bis jetzt, zumindest soweit wir es wussten. Ich ging immer noch Hinweisen auf den Dreifachmord in New York City nach, kam aber nur langsam voran. Und jetzt musste ich an einen neuen Tatort.
Susan Cartoulis, eine Nachrichtenmoderatorin, die schon mehrere Preise bekommen hatte, war gemeinsam mit ihrem Lover in einem Zimmer im Ramada Plaza Suites in West Hollywood tot aufgefunden worden.
Der tote Mann war Brian Conver, Sportdirektor am selben Sender, wo Ms Cartoulis arbeitete. Eine zweite Frau, Mariah Alexander, eine Collegestudentin, die Southern Cal besucht hatte, war ebenfalls getötet worden. Warum das?
Ich bat Agent Page, mir Mary Smiths neueste E-Mail übers Telefon vorzulesen, während ich weiterfuhr. Der Text machte klar, dass die Fernsehmoderatorin das Hauptziel gewesen war. Mr Conver wurde namentlich nicht erwähnt, und es gab keinerlei Hinweise auf eine Mariah Alexander.
»Was wissen wir über Susan Cartoulis?«, fragte ich Page. »Passt sie in den modus operandi?«
»Im Prinzip, ja. Sie passt genau ins Puzzle. Verheiratet, ein Sohn, gut aussehend, in der Stadt sehr bekannt. Sie war die Ankerfrau für die Zehn-Uhr-Nachrichten eines Regionalsenders. Außerdem Ehrenvorsitzende der Kampagne für die Abteilung für Kinder mit Verbrennungen am Cedars-Sinai-Hospital.
Der Sohn ist neun Jahre alt. Wieder eine perfekte Mammi.«
»Mit einem Lover.«
»Na ja, ich schätze, niemand ist perfekt. Vielleicht will Mary uns das klar machen?«
»Durchaus möglich«, sagte ich.
Die Presse würde diesen Fall gierig verschlingen, als hätte sie den Hals noch nicht voll genug. Mir taten Susan Cartoulis’ Mann und der kleine Sohn Leid. Ihre Ermordung und der Ehebruch würden der Öffentlichkeit mit allen Details geschildert werden.
»Meinen Sie, dass das eine Rolle spielt? Die perfekten Mütter, die doch nicht ganz so perfekt sind?«, fragte Page. »Scheinheiligkeit an der Heimatfront? So einfach?«
»Wenn es Mary Smith darum geht, verschleiert sie das hervorragend. Dabei drückt sie sich in ihren E-Mails glasklar aus. Außerdem entsprechen die meisten ermordeten Frauen ihrem Ruf - soweit wir wissen.«
»Soweit wir wissen«, wiederholte Page. »Behalten Sie das im Gedächtnis, ja?«
»Alles klar. Warum graben Sie nicht mal bei den anderen Opfern nach. Vielleicht stoßen Sie ja auf kleine schmutzige Geheimnisse, die wir übersehen haben. Fangen Sie bei Arnold Griner an. Ich wette, der kann Ihnen das eine oder andere Ding über die Frauen erzählen. Schließlich ist das sein Job, oder?«
»Die forensische Untersuchung von Klatsch, was?«, meinte Page und lachte. »Mal sehen, was ich tun kann. Vielleicht schaffe ich es ja, dass Griner zur Abwechslung mal über etwas anderes als nur sich selbst spricht.«
»Wer war das andere Opfer? Diese Mariah Alexander?«
»Der Sachverhalt stinkt wirklich. Sie war Zimmermädchen
im Hotel. Collegestudentin. Wir glauben, dass Mariah mit ihrem Generalschlüssel ins Zimmer gekommen ist.«
»Noch etwas«, sagte ich. »Wenn jemand fragt, haben Sie von mir nichts gehört und wissen auch nicht, wo ich bin.«
Page schwieg kurz. »Ich werde nicht lügen, wenn jemand mich fragt, aber ich werde nicht freiwillig irgendwelche Informationen herausrücken. Ich bin jetzt auf dem Weg ins Büro.«
»Gut. Übrigens leisten Sie hervorragende Arbeit.«
»Für einen dämlichen Surfer?«
»Genau, Schwachkopf.«
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