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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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widerlegten das.
    Hatte Mary Smith tatsächlich das Bett gemacht, nachdem sie drei Menschen ermordet hatte? Wenn ja, dann verstand sie ihr Handwerk. Nana hatte vor langer Zeit dafür gesorgt, dass ich den Unterschied zwischen einer echten Krankenhausecke und einer schlampigen lernte. Mary Smith kannte diesen Unterschied ebenfalls.
    Die sorgfältig geglättete Tagesdecke war von Blut durchtränkt, besonders um Ms Cartoulis herum. Beide Opfer hatten Schusswunden im Kopf, außerdem war Cartoulis’ Gesicht mit dem Messer verunstaltet worden - die übliche Vorgehensweise von Mary Smith - und wie in der E-Mail versprochen. Ich konnte die unsägliche Angst im Gesicht Convers sehen, aber Cartoulis’ Gesicht war eine einzige offene Wunde.
    Das erinnerte mich an die Morde in Antonia Schifmans Wagen - ordentlich und gleichzeitig schlampig.
    Ein Killer mit völlig unterschiedlichen Impulsen.
    Wenig später stieß ich auf weitere äußerst beunruhigende Hinweise. Auf dem Sessel neben dem Bett lag die gelbe Lederbrieftasche von Susan Cartoulis. Darin befanden sich ihr Führerschein und Kreditkarten.

    Ich durchsuchte die Brieftasche. Alles Mögliche, aber auch etliche leere Plastikhüllen. Beim Anblick der leeren Hüllen lief es mir eiskalt über den Rücken. »Gottverdammt!«, stieß ich laut hervor. »Fotos!«
    Einer von der Spurensuche wandte sich an mich. »Worum geht’s denn? Haben Sie etwas gefunden?«
    »Wissen wir, wo Susan Cartoulis’ Ehemann ist?«, fragte ich.
    »Er soll in einem Flugzeug sitzen, auf dem Flug aus Florida. Wieso?«
    »Ich muss wissen, ob die Frau Familienfotos in der Brieftasche hatte.«
    Meine Frage war eine reine Formalität. Ich war ziemlich sicher, dass ich die Antwort kannte. Das wäre das zweite Mal, bei ebenso vielen Morden, dass Mary Smith sich für Familienfotos interessiert hatte. Erst hatte sie die Kinder nur ohne Mutter allein zurückgelassen, jetzt aber stahl oder zerstörte sie ihre Fotos. Ihre Methode war zunehmend zerstreuter geworden und ihre E-Mails immer selbstsicherer.
    Wie geradlinig verlief der mörderische Weg von jetzt an? Und wohin führte er mich?
    Ich glaube, ich könnte nicht mit mir leben, wenn Mary Smith auch Kinder ermordete, ehe wir sie erwischten. Ich hatte große Angst, dass genau das geschehen könnte.

64
    »Haben Sie eine Minute Zeit, Dr. Cross. Wir müssen uns unterhalten.«
    Ich schaute auf. Detective Jeanne Galletta stand an der Tür. Ihre Miene war angespannt. Sie wirkte älter, als sie bei unserem letzten Treffen ausgesehen hatte, und dünner, als habe sie zehn Pfund verloren, was sie keineswegs nötig hatte.
    Wir gingen auf den Korridor hinaus. »Was ist los? Sagen Sie nicht, dass noch etwas passiert ist.«
    »Ich will die Pferde noch nicht scheu machen«, sagte sie leise mit müder Stimme. »Aber eine Frau hat einen blauen Geländewagen gesehen, wie er den Parkplatz verließ, und zwar auffällig schnell. Das war gegen zwei Uhr. Ansonsten ist ihr nicht viel aufgefallen. Könnten Sie die Frau vielleicht befragen. Danach vergleichen wir unsere Notizen, ehe ich die Aussage weiterleite.«
    Ich fand ihr Vorgehen gut. Ich war ziemlich sicher, dass sie dasselbe wie ich dachte: Der Fall des Scharfschützen 2002 in Washington hatte zu einer riesigen öffentlichen Suche nach dem - wie sich später herausstellte - falschen Fahrzeug, einem weißen Van mit schwarzer Aufschrift geführt. Es war ein Albtraum für Polizei und Presse. Diesen Fehler wollte das LAPD jetzt nicht wiederholen.
    »Könnten Sie es gleich tun? Das würde mir helfen, und ich wüsste es zu schätzen«, fügte sie hinzu. »Wenn ich es weiterleiten muss, will ich keine Zeit verlieren.«
    Ich hasste es, den Tatort jetzt zu verlassen. Es gab hier eine Menge Arbeit. Wenn Jeanne nicht so offensichtlich unter Stress stünde, hätte ich vielleicht abgelehnt.

    »Geben Sie mir fünf Minuten, um hier abzuschließen«, sagte ich. »Dann komme ich gleich runter.«
    Im Gegenzug bat ich Jeanne um einen Gefallen. Sie sollte sich bei Giovanni Cartoulis erkundigen, ob seine Frau in der Brieftasche Fotos gehabt hätte. Wir konnten zwar frustrierend wenig mit dieser Information von ihm anfangen, aber es war wichtig zu wissen, ob Mary Smith Familienfotos gestohlen hatte. Außerdem mussten wir herausfinden, ob wir Giovanni Cartoulis als Tatverdächtigen ausschließen konnten, wie die anderen Ehemänner. Jeanne hat diese Aufgabe mit ihren Leuten übernommen, und ich war zufrieden, wenn ich die Berichte bekam. Das LAPD

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