Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
Ramada Plaza in West Hollywood und ließ absichtlich mein Handy im Auto, als ich dort ankam. Ich wollte für das FBI nicht erreichbar sein, für keinen, nicht einmal Direktor Burns’ Büro.
    Die im Jugendstil eingerichtete Hotelhalle war still und deprimierend. Schlaffe Palmen blickten auf Reihen von schokoladefarbenen Couchen hinab, die alle leer waren. Zwei ältere Frauen an der Rezeption waren die einzigen Gäste in Sicht.
    Wer auch immer hier das Kommando führte - ich hoffte Jeanne Galletta -, hatte alles hervorragend im Griff. Die einzigen Hinweise, dass hier eine Ermittlung durchgeführt wurde, waren die beiden Polizisten, die neben dem Lift postiert waren. Ich nahm die Treppe zum Tatort, zwei Stufen auf einmal.
    Auf dem Korridor im ersten Stock wimmelte es von LAPD-Leuten. Einige trugen Handschuhe, weiße Stiefel und Polohemden mit dem Aufdruck »Tatorteinheit«. Alle Gesichter waren angespannt.
    Ein uniformierter Officer musterte mich misstrauisch von Kopf bis Fuß. »Wer sind Sie denn?«, fragte er. Auf seinem Namensschild stand Sandhausen. Ich zeigte ihm kommentarlos meinen Ausweis und ging einfach weiter. »He!«, rief er.
    »Selbst He!«, rief ich zurück, ohne stehen zu bleiben.
    Als ich zur Suite 223 kam, stand die Tür weit offen.
    An der Außenseite klebte eine Reihe Sticker, Mary
Smiths Visitenkarten - zwei glitzernde Feen und ein Einhorn, das direkt auf dem Spion klebte.
    Zwei Sticker waren mit A markiert, der andere mit B.
    An der Seite stand der Reinigungswagen des Zimmermädchens.
    »Ist Jeanne Galletta irgendwo?«, fragte ich eine junge Polizistin, die sich an mir vorbeischob. Allein die Zahl der Menschen, die hier kamen und gingen, war beunruhigend.
    Die Polizistin schaute mich gereizt an. »Ich glaube, sie ist unten im Büro. Keine Ahnung.«
    »Dann finden Sie es heraus«, sagte ich. Plötzlich verlor ich die Geduld. »Sagen Sie ihr, Alex Cross sucht sie. Ich warte hier.«
    Ich wappnete mich, ehe ich das Hotelzimmer betrat. Man muss einen Tatort mit einer gewissen Distanz betrachten. Ich hatte immer das Gefühl, als streife ich eine zweite Haut über. Aber man muss auch das Gleichgewicht halten. Ich wollte nie vergessen, dass wir es mit Menschen zu tun hatten, nicht nur Leichen, nicht nur Opfern. Sollte ich je dagegen immun werden, war es Zeit, sich nach einem anderen Beruf umzuschauen. Vielleicht war es ohnehin Zeit für mich.
    Ich fand einen Tatort vor, der so vorhersehbar brutal war, wie ich es bei Mary Smith erwartet hatte.
    Allerdings gab es noch ein paar unschöne Überraschungen, auf die ich nicht vorbereitet gewesen war.

63
    Das Badezimmer war ein Horrorkabinett.
    Mariah Alexander, das neunzehnjährige Zimmermädchen des Hotels, lag nach hinten gebeugt in der Wanne. Der Kopf stand in einem fast unmöglichen Winkel vom Hals ab. Ihre Kehle war aufgerissen, wo eine Kugel jede Möglichkeit zu schreien ausgelöscht hatte. Ihre langen schwarzen Locken waren mit Blut getränkt. Es sah so aus, als sei die Halsschlagader durchtrennt. Das würde auch die vielen Blutspritzer an den Wänden erklären.
    Auf den Bodenfliesen lag neben den baumelnden Beinen der jungen Frau ein Schlüsselbund. Meine erste Vermutung war, dass Mary Smith die junge Frau mit der Waffe bedroht und gezwungen hatte, die Tür zur Suite aufzuschließen. Danach hatte sie sie ins Bad getrieben und dort erschossen - alles blitzschnell.
    Wahrscheinlich waren Susan Cartoulis und Mr Conver zu diesem Zeitpunkt im Schlafzimmer, das vom Bad nur durch einen kurzen Gang getrennt war.
    Jemand - wohl Conver - war aufgestanden, um zu sehen, was los war.
    Wenn ich die Blutflecken auf dem Teppich richtig deutete, hatte Mary Smith Conver auf halbem Weg zwischen Schlafzimmer und Bad getroffen.
    Jetzt aber lag seine Leiche neben der von Susan Cartoulis auf dem Bett. Das Liebespaar lag mit dem Gesicht nach oben, Seite an Seite auf der Schondecke.
    Beide waren nackt - das war das erste Mal bei Mary
Smith. Aber eigentlich war es nur logisch, dass das Paar nackt war, als sie hereinkam.
    Auf den Hüften und über Ms Cartoulis’ Busen waren Kissen drapiert. Ein eigenartiger Anflug von Schamgefühl.
    Mann, diese Mörderin war tatsächlich irre und verwirrend. Ständig etwas Neues. Beim Gedanken an sie wurde mir direkt schwindlig.
    Es wurde noch bizarrer. Das große Bett war perfekt gemacht. Es wäre möglich, dass Cartoulis und Conver das Bett nicht benutzt hatten, als sie Sex hatten, aber die Drinks und eine Kondomhülle auf dem Nachttisch

Weitere Kostenlose Bücher