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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Gesichter man in L.A. kannte - keine schlechte Leistung für ein ehemaliges Wettermädchen aus Tucson. Nein, danke, sie würde sich nicht von einer weiteren Schwangerschaft abhalten lassen, Karriere zu machen. Besonders nachdem auch New York sehr an ihr interessiert zu sein schien.
    Wie auf ein Stichwort hin klingelte ihr Telefon.
    Sie sah die Handynummer ihres Mannes angezeigt und schob das Headset ins Ohr.
    »Hallo, wo bist du, Liebling?«, fragte sie, allerdings mit mürrischem Gesichtsausdruck. Sie war froh, dass Gio sie nicht sehen konnte.
    »Miami. Ich glaube, wir können heute abschließen. Ich muss in einer Minute nach Palm Beach rauf. Selbstverständlich ist wieder ein Hurrikan am Horizont, deshalb will ich so schnell wie möglich Leine ziehen. Wir brauchen nur noch ein paar Unterschriften, aber es sieht so aus, als wäre der Vertrag unter Dach und Fach.«
    »Großartig«, sagte sie mit hohler Begeisterung. Eigentlich müsste sie wissen, von welchem Projekt er sprach, aber für sie hatten sich alle vermischt. Zuletzt hatte er etwas über ein Einkaufszentrum im Süden Floridas erzählt. War das richtig? Lag Vero Beach im Süden Floridas? An der Schatzküste? Das war das Spiel zwischen beiden. Er sprach von seiner Arbeit, und sie tat so, als sei sie daran interessiert.
    »Ich dürfte also heute Abend schon heimkommen, nicht am Montag. Das wäre schön. Vielleicht spielen wir diese
Woche ein bisschen Golf? Wiatt hat mich endlich nach Riviera eingeladen.«
    »Mh, mh.«
    »Wie geht’s dem kleinen Burschen?«
    »Er ist hier bei mir. Bleib dran.«
    Suzie reichte das Telefon zum Rücksitz. »Das ist Daddy. Sei nett.«
    Im Kopf stellte sie bereits den Terminplan für heute um. Ein Kollege musste die Pressekonferenz des Bürgermeisters über die Morde übernehmen. Die Haushälterin soll Zach nach der Tennisstunde abholen. Brian anrufen und fragen, ob er sich frei machen kann. Dann das Ramada anrufen und sagen, dass wir das Zimmer schon früher brauchen. Noch einmal richtig schön poppen, ehe ihr Mann, der immer nur seine Geschäfte im Kopf hatte, wieder in der Stadt war.
    Der Nachmittag würde einer werden, den man nicht so leicht vergaß.

60
    An: [email protected]
    Von: Mary Smith
    An: Suzie Cartoulis
     
     
    In Los Angeles sehen dich die Menschen jeden Tag im Fernsehen, wenn du die Nachrichten bringst. Du benimmst dich, als wüsstest du tatsächlich, was sich abspielt. Das machst du wirklich super. Eine Rolle spielen, so tun, als ob, mit Stil schwindeln. Aber heute wird es ein bisschen anders ablaufen, Suze. Heute wirst du die Nachricht sein.
    Sie werden berichten, dass Suzie Cartoulis und ihr gut aussehender, ehemaliger Beach-Volleyball-Champion-Lover in einem Hotelzimmer tot aufgefunden wurden. Ermordet. Ja, so drückt ihr euch doch aus, oder? Ermordet? Aber ganz gleich, was sie in den Nachrichten sagen - niemand wird je wissen, wie du mich angesehen hast, als ich dich umbrachte. Diese unglaubliche Angst, diese Verwirrung und - jedenfalls habe ich es so gesehen - auch Respekt.
    Vor deinem schicken Haus in Pacific Palisades war es heute Morgen anders. Du bist mit deinem auf Hochglanz polierten silbernen Mecedes fast in mich hineingefahren, aber du hast einfach durch mich hindurchgesehen. Ja, hast du, Suze. Das kannst du mir glauben. Ich erinnere mich an derartige Dinge.
    Dann hast du - genau wie die anderen - einfach dein Tagespensum abgearbeitet, als sei ich gar nicht vorhanden. Erst hatte ich nur das Gefühl, dass heute dein letzter Tag wäre. Dann war ich sicher.
    Ich habe dich beobachtet, wie du dich von deinem niedlichen
kleinen Jungen zum letzten Mal verabschiedet hast. Wahrscheinlich weiß er gar nicht zu schätzen, was du für ihn tust - all die Opfer, die du für ihn bringst -, aber später wird er darüber nachdenken, wenn jemand anderer ihn in die Schule oder zum Sport fährt. In einem Punkt hast du aber Recht. Du hättest in deinem Leben mehr Zeit mit Zachary verbringen sollen. Hätte, könnte, sollte.
    Dann bin ich dir zu dem Hotel in West Hollywood gefolgt. Anfangs wusste ich nicht, weshalb du dorthin gefahren bist, aber dann wurde es mir schnell klar, dass du nicht allein sterben würdest. Dieser appetitliche blonde Mann, mit dem du dich trafst - ihr beide wart perfekt für einander. Beide nur Hauptrollen.
    Schon mein erster Eindruck von ihm sagte mir, dass er dir ungemein ähnlich ist. Habe ich Recht? Schließlich war er Olympiateilnehmer. Außerdem hat er eine leitende Position in deinem

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