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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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benutzte.
    »Sie ist praktisch ein Niemand«, fuhr Snyder fort. »Wir haben keinen Führerschein hier oder in einem anderen Staat. Die Nummernschilder sind aus Kalifornien, aber raten Sie mal was noch?«
    »Sie sind gestohlen«, meinte jemand hinten.
    »Sie sind tatsächlich gestohlen«, bestätigte Snyder. »Und sie lassen sich nicht zurückverfolgen. Wahrscheinlich stammen sie von irgendeinem Schrottauto, das jemand irgendwo abgestellt hat. Und zum Schluss ihre Adresse. Mammoth
Avenue in Van Nuys. Das sind nur zehn Blocks von dem Cybercafé, wo wir die verstümmelte E-Mail gefunden haben.«
    »Was wissen wir noch über diese Frau?«, fragte van Allsburg Snyder. »Wird sie observiert?«
    Ein Agent in der vorderen Reihe tippte auf seinem Laptop auf einige Tasten. Dann erschien ein Bild auf dem großen Monitor im Konferenzraum.
    Man sah eine große weiße Frau in mittleren Jahren. Das Foto war über einen Parkplatz hinweg aufgenommen. Sie trug eine rosa Uniform wie ein Zimmermädchen. Ihr Körper war weder fett noch mager. Die Uniform passte, war aber ein bisschen zu klein für ihren männlichen Körperbau. Ich hielt sie für ungefähr fünfundvierzig.
    »Das wurde heute Morgen aufgenommen«, sagte Fred. »Sie arbeitet als Zimmermädchen im Beverly Hills Hotel.«
    »Moment mal. Zimmermädchen? Haben Sie gesagt Zimmermädchen?«
    Mehrere Köpfe drehten sich zu Agent Page um, der auf einem Fensterbrett hockte.
    »Ja, und?«, fragte van Allsburg.
    »Ich weiß nicht. Das klingt vielleicht verrückt -«
    »Los, reden Sie schon.«
    »Eigentlich war es etwas in Dr. Cross’ Bericht«, sagte Page. »In dem Hotel, in dem Suzie Cartoulis und Brian Conver aufgefunden worden, hat jemand das Bett gemacht. Perfekt.« Er zuckte mit den Schultern. »Es ist fast zu gut, aber... ach, ich weiß nicht. Zimmermädchen...«
    Das Schweigen im Raum schien den jungen Mann einzuschüchtern. Er schwieg. Ich glaube, dass Page, wenn er mehr Erfahrung hätte, diese Art Reaktion als Interesse, nicht als Skepsis erkannt hätte. Alle nahmen die Theorie auf. Dann ging van Allsburg zum nächsten Bild über.

    Eine Nahaufnahme von Mary Wagner.
    Aus der Nähe konnte ich das erste Grau in ihren dunklen drahtigen Haaren sehen, die im Nacken zu einem altmodischen Knoten zusammengefasst waren. Ihr Gesicht war rund und matronenhaft, aber ihr Ausdruck neutral und distanziert. Sie schien in Gedanken ganz woanders zu sein.
    Der Mann von hinten meldete sich wieder. »Also, sie sieht wirklich nicht besonders gut aus.«
    Nein, tat sie nicht. Sie war niemand, der einem auf der Straße aufgefallen wäre.
    Praktisch unsichtbar.

86
    Um sechs Uhr zwanzig abends parkte ich einen Block von Mary Wagners Haus entfernt. Das konnte tatsächlich etwas sein, unser großer Durchbruch. Das war uns allen klar. Bis jetzt war es uns gelungen, die Presse auszuschalten.
    Ein zweites Team war in der schmalen Straße hinter dem Haus, und ein drittes verfolgte Wagner von ihrer Arbeitsstätte im Beverly Hills Hotel. Dieses Team hatte soeben durchgegeben, dass sie noch Lebensmittel einkaufe und bald zu Hause sei.
    Und tatsächlich, wenige Minuten später fuhr ein blauer Geländewagen, Rauchwolken aus dem Auspuff stoßend, auf die Zufahrt vor ihrem Haus.
    Ms Wagner holte zwei Plastiktüten aus dem Kofferraum und ging hinein. Sie wirkte sehr kräftig. Es sah ferner so aus, als führe sie ein Selbstgespräch, aber ich war nicht sicher.
    Sobald sie im Haus verschwunden war, fuhren wir ein Stück die Straße hinunter, um bessere Sicht zu haben.
    Mein Partner an diesem Abend war Manny Baker, ein Agent, ungefähr so alt wie ich. Manny hatte einen guten Ruf, aber seine einsilbigen Antworten auf meine Versuche, ein höfliches Gespräch zu führen, waren längst in Schweigen übergegangen. Wir machten es uns im Wagen bequem und beobachteten das Haus der Wagner in der herabsinkenen Dämmerung.
    Ms Wagners gemieteter Bungalow war in schlechter Verfassung, selbst für diese bescheidene Nachbarschaft. Die Tür
im Maschendrahtzaun fehlte völlig. Der Rasen wucherte über die Ziegelsteineinfassung am vorderen Zugang.
    Das Grundstück war kaum größer als das Haus. An der Südseite war gerade mal Raum für die Einfahrt. Der Geländewagen hatte beinahe die Wand des Nachbarn gestreift, als sie hineingefahren war.
    Jeremy Kilbourn, der Mann, der uns wegen des Geländewagens angerufen hatte, wohnte im Nachbarhaus. Ihm gehörten beide Häuser. Wir hatten von ihm erfahren, dass Ms Wagners Bungalow seiner

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