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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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»Nicht aus einer so hübschen Nachbarschaft.«
    »Und von wo sind Sie hergezogen?«
    »Vom Nordpol.« Wieder ein kokettes Lachen und Kopfschütteln. »Zumindest könnte es so sein.«
    »Lassen Sie mich raten. Maine? Ich habe den Eindruck, als seien Sie Neuengländerin.«
    »Darf ich Ihnen nachschenken?«
    »Nein, vielen Dank.«
    Sie nahm mir das Wasserglas aus der Hand, das erst halb leer war, und ging zur Spüle.

    In diesem Moment brach die Hölle los.
    Ich hörte schwere Schritte und Rufe. Sie kamen von draußen.
    Fast sofort wurde die Hintertür aufgestoßen. Holz und Glas splitterte. Ich hörte, wie die Vordertür ebenfalls eingeschlagen wurde.
    Dann stürmten Polizisten von beiden Seiten in die Küche. Sie trugen Kampfanzüge und richteten die Waffen auf Mary Wagner.

92
    Mary ließ das Wasserglas fallen, aber ich hörte es nicht zerbrechen. Plötzlich war die Küche voll mit lautem Gebrüll und Marys Angstschreien.
    »Raus aus meinem Haus! Ich habe nichts verbrochen. Lassen Sie mich los, bitte. Warum sind Sie hier?«
    Ich hielt meine Marke vor mich, weil ich nicht sicher war, ob das MEK des LAPD wusste, wer ich war.
    »Auf den Boden legen!« Die Pistole des Einsatzleiters war auf Marys Brust gerichtet. »Runter! Jetzt! Auf den Boden!«
    Sie wich schreiend zurück, machte einen Buckel und hielt die Arme abwehrend verschränkt.
    Ich konnte nur sehen, wie sie mit ihrem nackten Fuß in eine Glasscherbe trat. Sie schrie vor Schmerzen, dann warf sie sich beiseite, als hätte sie eine Ohrfeige bekommen.
    Mit dem anderen Fuß trat sie in die Wasserpfütze und rutschte aus. Sie schlug wild um sich, als sie auf den Boden stürzte.
    Blitzschnell warf sich das MEK auf sie. Zwei Polizisten rollten Mary herum und legten ihr auf dem Rücken Handschellen an. Ein anderer las ihr ihre Rechte vor. Wahrscheinlich kamen die Wort zu schnell, als dass sie diese verstehen konnte.
    Jemand nahm mich am Ellbogen und sprach in mein Ohr. »Sir, würden Sie bitte mit mir kommen?«
    Ich ignorierte ihn, ganz gleich, wer er war.
    »Sir?« Der Polizist packte mich wieder. Ich schüttelte ihn wütend ab.

    »Sie braucht Erste Hilfe.« Aber niemand schien mich zu hören. Wenn doch, dann ignorierten sie mich schlichtweg.
    »Ma’am, haben Sie alles verstanden, was ich Ihnen vorgelesen habe?«, fragte der Polizist, der sie verhaftet hatte. Sie nickte. Immer noch lag sie mit dem Gesicht nach unten auf dem Fußboden. Ich war ziemlich sicher, dass sie kein Wort begriffen hatte.
    »Ma’am, Sie müssen ja oder nein sagen. Haben Sie alles verstanden, was ich Ihnen vorgelesen habe?«
    »Ja.« Es klang wie ein Keuchen. Sie atmete schwer. »Ich habe es verstanden. Sie glauben, ich habe etwas Schlimmes gemacht.«
    Jetzt reichte es mir. Ich schob mich durch die Polizisten hindurch und kniete neben ihr nieder.
    »Mary, ich bin’s, Agent Cross. Ist alles in Ordnung, Mary? Haben Sie wirklich verstanden, was jetzt geschieht?«
    Sie war immer noch in Panik, aber nicht orientierungslos. Ich sorgte dafür, dass die Glasscherbe aus ihrem Fuß entfernt wurde. Dann wickelte ich ein Geschirrtuch um den Fuß und half ihr, sich aufzusetzen.
    Sie blickte mit wilden Augen umher, als suche sie den Raum nach einem vertrauten Gegenstand ab.
    »Mary, Sie wurden verhaftet. Sie müssen jetzt mitgehen. Verstehen Sie, was ich sage?«
    »So, wir übernehmen jetzt.« Ein Polizist, vielleicht halb so alt wie ich, trat neben mich.
    »Geben Sie mir noch eine Sekunde«, bat ich.
    »Nein, Sir«, erklärte er. »Wir sollen die Verdächtige sofort festnehmen.«
    Ich wandte mich von Mary ab und sagte leise. »Was glauben Sie wohl, dass ich hier tue? Ich will Ihnen doch helfen.«

    »Sir, meine Anweisungen sind klar. Bitte, treten Sie zurück. Das ist unsere Festnahme.«
    Entweder ich gab jetzt nach, oder ich machte eine wirklich hässliche Szene. Eine andere Alternative hatte ich nicht. Ich dachte ernsthaft darüber nach, aber meine Wut richtete sich nicht gegen die Polizisten, die die Verhaftung vornahmen, sondern gegen ihren Boss. Außerdem war der Schaden bereits angerichtet.
    Innerhalb von Sekunden hatten sie Mary Wagner auf den Beinen und schoben sie durch die Tür. Das blutige Tuch lag zerknüllt auf dem Boden. Ein lang gezogener roter Blutfleck zog sich über das Linoleum hin.
    »Erste Hilfe!«, schrie ich ihnen nach, aber sie konnten mich nicht mehr hören. Außerdem war es ihnen scheißegal, was ich zu sagen hatte.
    Ich schwöre, ich wollte jemandem die Fresse polieren. Ich

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