AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK
staubdicht zu kriegen und so hatte nach dem ersten Tag auf diesen Pisten alles dort drin schon eine blass braune Schicht. Jetzt weiß ich, weshalb man Campingausrüstung, sogar Klappstühlchen, immer so schön verpackt.
Erreich t man die Zarishoogte, mit Bergrücken von bis zu knapp 1.900 Metern, ändert sich die Szenerie sofort wieder in ein ziemlich grünes fast-Paradies. Keine nennenswerte Zivilisation, dafür glorreich schöne Savannentäler, gespickt mit vielen größeren Bäumen zwischen imposanten Bergen. Hier muss man noch einmal ganz vorsichtig fahren: der Pass hält viele Serpentinenartige Kurven und steile Abwärtsstrecken bereit. Fast ist man davon durch die raue Schönheit der Natur und abgelenkt, sowie die tiefrote Farbe der Straße selbst. Ich hielt jedenfalls bei jeder sich bietenden Gelegenheit an, um Fotos zu machen.
Beim Verlassen dieses Gebirges blickt man auf fast unendlich weite Grasfelder ohne Bäume und nur unterbrochen von koppies die auch bis zur Hälfte mit dem gelben, wogenden Gras bedeckt sind. Am Horizont erkennt man bereits schemenhaft die Wüste Namib, die hier sehr hohe Dünen aus rotem Sand gebildet hat – der Grund für die Berühmtheit des vor einem liegenden Ortes. Überquert man die Ebene erkennt man, dass die koppies nur jeweils an der Ostseite bewachsen sind – vom Westen her weht hier immer nur ein knochentrockener Wind vom eiskalten Atlantik, der keinen Regen aus der Richtung möglich macht.
Der Ort Sesriem ist bereits im Radius von 20 Kilometern umgeben von vielerlei Lodges und Campingplätze. Der beste Platz zum Campen ist wohl im Ort selbst, wo man dreimal soviel wie üblich zahlt aber dafür jeweils einen eigenen Waschraum am Platz und eine Tankstelle mit Café und Internetraum direkt vor der Nase hat. Dieses Etablissement ist offenbar drei Monate im Voraus ausgebucht. Der Name Sesriem könnte auch von der Anzahl an Gebäuden abgeleitet sein, denn viele gibt es nicht. Ein Amtsgebäude der Parkwächter, einen Laden und eine Lodge. Tatsächlich stammt der Name daher, dass man früher von oberen Rand des nahe gelegenen, schmalen Canyons sechs Viehtreiber-Riemen aneinander binden musste, um sich mit einem Eimer das kostbare Wasser vom Boden zu holen.
Dann noch ein sehr großer Campingplatz, an dessen Rezeption man gleichzeitig auch die Gebühr zum Befahren des Parks zahlen darf. Namibier und Südafrikaner kriegen übrigen s Rabatt. Recht günstig ist es auch, hier zu übernachten, aber wieder fehlt der Strom und das warme Wasser lässt so lange auf sich warten, bis man fertig geduscht hat. Dennoch gibt es eine nette Bar, von hübschen Steinmauern umgebene Plätze (der alles umgebene hellrote Sand muss nicht ins Zelt wehen) und freundliches Personal. Hier gibt es nun auch, neben Afrikaner, viele deutsche Touristen die das sagenumwobene Wüstenschauspiel sich anschauen möchten. Am besten sei es gegen Sonnenauf- oder Untergang, daher werde ich heute mal früh schlafen gehen. Vor hier aus sind es noch 60 Kilometern bis ins Sossusvlei.
Man versicherte mir, ich sei willkommen, mit dem Rad durchs park zu fahren und genau das tat ich am Mittag naturgemäß. Ich hatte das gute Stück schließlich nicht nur für den Notfall oder zum Lückenfüllen mitgenommen. Natürlich wollte ich nicht die ganze Strecke fahren, nur ein bisschen die Beine trainieren. Ich war schon fest darauf vorbereitet, auf einer Schotterpiste langsam voranzupreschen, doch es präsentierte sich ab dem Tor zum Park eine prächtige Asphaltstraße. So fühlte ich mich wie Jan Ulrich als ich, trotz starkem Gegenwind, durch die Natur und vorbei an vielen Springböcken fuhr. Der Springbok heißt übrigens so da er, wenn aufgescheucht oder als Balzverhalten, mit allen Vieren riesige, bis zu 3 Meter Höhe Sätze machen kann. Ein schönes, scharf gezeichnetes Tier das in den trocknen Regionen von Südwest-Afrika überall zu finden aber sehr scheu ist – es hält fast immer einen Abstand von mindestens 100 Metern und lässt sich somit, ohne Zoom, schwierig fotografieren.
Zu meinem Erstaunen erreichte ich nach einer Stunde bereits die 20km-Marke, ein klitzekleines Schild im Gras, und beschloss dass es genug sei und ich mir bald ein Bier verdient hatte. Ich erhaschte bereits einige Blicken auf den roten Sanddünen, die wiederum auf dieser, der Ostseite, gut bewachsen sind. Diese Dünen wandern wohl nicht wie sonst üblich, denn die Windrichtung ändert sich ständig. Bevor dies geschah, machte ich
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