Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

Titel: AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Barnstijn
Vom Netzwerk:
nicht am Religionsunterricht teil, denn man versuchte uns dort noch die Schöpfungstheorie einzuflößen, während wir in der Stunde zuvor über Evolution gelernt hatten. Auch zog ich es vor, nicht in der dunkelbraunen Kluft der „Kadetten“ mittags zwei Stunden lang übers Rugbyfeld zu marschieren oder während des etwas chaotischen Sportunterrichts Volleyball oder quasi-Fußball zu spielen.
    Lieber saß ich in der Bibliothek und verschlang alles, was es von Stephen King gab, nebst Atlanten und Geschichtsbänder, die mich immer schon faszinierten. Zeitweise war ich auch für das Einräumen der Lektüren nach dem Dewey-Prinzip zuständig. Mit der Aufsichtslehrerin kam ich ohnehin besonders gut zurecht. Mein Lieblingsbuch dort, dass ich jedoch nie las, trug den Titel „How to Read a Book“ – es hatte über 500 Seiten, also würde man theoretisch das Buch lesen müssen um das Buch zu lesen…
    O bwohl man händeringend versuchte, mich des Prestiges halber für die elitären, Anzug tragenden Präfekten zu gewinnen, lehnte ich dies mehrmals ab denn ich empfand sie als reiche Streber und/oder vor Testosteron strotzenden Sportburschen. Dennoch, den Noten nach, zu den Strebern gehörend und dafür mit mehreren Medaillen vor versammelter Schule ausgezeichnet, war ich der einzige dieser oberen Zwanzig der rauchte und mich mit den anderen Rauchern gern umgab und an deren heimlichen Treffen teilnahm. Einen schmalen Grat beging ich damals also in vielerlei Hinsicht.
    Unterdessen langweilte ich mich in den Ferien dermaßen und kam mit meinem Taschengeld überhaupt nicht parat, so dass ich mir einen Job besorgen musste. Mit fünfzehn war es mir vom Gesetztes wegen zwar noch gar nicht erlaubt, doch man nahm es nicht ganz so eng. Die Wahl fiel im überschaubaren Hoedspruit zwischen Autowerkstatt und Metzgerei nicht leicht, doch eines Tages machte ich mich allein mit dem Fahrrad ins 3 Kilometer entfernte, an einer Landstraße und Wildtierfarm liegende Bosveld Slaghuis auf dem Weg und bewarb mich dort erfolgreich als Metzgerjunge. Ich sollte übrigens auch in meiner weiteren Laufbahn, wenn man es so nennen will, nie nach einem Bewerbungsgespräch abgelehnt werden – Früh übt sich eben.
     

T  E  I  L   2
     
    I was a butcher cutting up meat
    My hands were bloody I’m dying on my feet
    I was a surgeon till I start to shake
    I was a-falling but you put on the breaks
    Hey hey you got me rocking now
     
    -Sesriem-
    Auf dem wundersamen, nutztierreichen Campingplatz von Maltahöhe war es heute vor Sonnuntergang noch einmal sehr kalt. Als das Krähen der Hähne mich aus dem leichten Schlaf riss, wollte ich ein Schluck Wasser aus einer Flasche, die außen stand, nehmen und stellte fest, dass es gefroren war. Es brauchte mehr als nur B eretroos um mich wieder auf Kurs zu bringen: gebackene Eier und Jagdwurst (hierzulange sogar Wildbret enthaltend) mussten her. Das Pferd ließ mich jetzt übrigens in Ruhe: es hatte abends noch öfter meine Nähe gesucht, blieb als ich schlief jedoch fern von meinem Zelt. Ein Paar Schnauf- und Kaugeräusche ließ es noch von sich hören, kurz bevor ich einigermaßen beruhigt eindämmerte.
    Auf dem Weg ins etwa 120 Kilometer entlegene Sesriem (das Tor zum spektakulär-berühmten Sossusvlei) überquert man zunächst eine ziemlich dürre Ebene, hier gespickt von schwarzen, lavaartigen Felsbrocken. Nicht einmal das Gras schein dieses Jahr Leben besessen zu haben. Nur einige Straußvögel und Springbokke rannten herum und scheinen hier überleben zu können. Auf einigen Telefonmasten oder in den wenigen Bäumen findet man oft ein riesiges Nest aus Grashalmen: diese wiegen locker 20 Kilogramm und werden von Kolonien relativ kleiner Vögel, den Hamerkop, gemeinsam gebaut und genutzt. Die Straße selbst ist stellenweise eine Herausforderung der Fahrkünste: ein weicher, loser Staub bedeckt sie oft gefühlt knietief und beim Fahren verhält sich das Auto fast wie auf Schnee.
    Ohnehin sind di e Schotterpisten nichts für Anfänger. Man darf wenn überhaupt nur schnell fahren, wenn man eine lange gerade Strecke vor sich hat. Kurven können ganz schnell eine unangenehme Rutschpartie verursachen – man fühlt oft schon bei Tempo 60, wie einem das Heck wegbricht. Mit ganz weichen Lenkbewegungen und ganz vorsichtigen Bremsen kommt man jedoch sicher ans Ziel. Von Vorteil ist ein staubdichtes Auto und leider muss man die Fenster dauernd geschlossen halten; die Ladefläche meines Bakkies ist irgendwie nicht

Weitere Kostenlose Bücher