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AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

Titel: AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Barnstijn
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mich auf dem Rückweg um einmal mehr mit Rückenwind die 20 Kilometer zurück zu fahren. Es gibt wenig besseres, als auf dieser Art einer geraden Straße im höchsten Gang entlang zu düsen. Es störten nur die Fliegen, die genauso mühelos vorankamen und mich dem ganzen Weg begleiteten.
    Es war wieder ein phantastischer Tag, doch nun war ich mürrisch (einige Bier halfen ein wenig), wollte Sex (es würde leider keinen geben) und tat mir der Rücken weh (die Luftmatratze würde dabei nicht viel helfen) – nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.
    * * *
    In den kürzeren Ferien gingen wir mit der fünfköpfigen Familie oft an einen nahegelegenen Stausee, der Blydedam in der atemberaubenden Postkartenkulisse der 900 Meter tiefe Blyde river canyon, in einer ganz einfachen Hütte ohne Strom oder warmes Wasser logieren. Der See selbst ist von mächtigen Bergen, darunter die berühmten runden Drie Rondawels, umgeben und die dunkelblauen Fluten sind bis zu sechzig Meter tief. Nilpferde, Krokodile und riesige Welse haben hier ihr Zuhause, während an den Ufern das Gestrüpp aus Dornbüschen fast undurchdringlich ist, nur von einigen der imposanten Baobab- Bäumen unterbrochen. Wir kochten täglich auf dem Feuer (meine Aufgabe), gingen in den Bergen wandern bis hoch zu einigen Höhlen am unzugänglichen Paul Krugers Kop , schauten uns das gefährliche Fauna aus sicherer Distanz an und ruderten im Kanu über den meist stillen See. Immer wieder ein erquickendes Erlebnis; besser noch als die Reisen mit Sack und Pack ans 900 Kilometer entfernte Meer in KwaZulu-Natal.
    Es waren die Herbstferien im Oktober und es stand keinen Aufenthalt am Blydedam an, als ich im Bosveld Slaghuis zum ersten Mal arbeiten gehen sollte. Ich heulte noch Mutters Ohren voll, dass ich doch nun keine Lust hätte. Sie hatte unterdessen jedoch beim Victor, dem Chef, ein gutes Wort für mich eingelegt und so bestand sie darauf, dass ich mich wie ein Mann benehmen solle. Ich wollte es ja auch – irgendwie, aber wusste von Tuten und Blasen nichts und vor allem nicht, worauf ich mich einließ.
    Als Erstes setzte man mich gleich ans de-bonen , also Knochen vom letzten Rest Fleisch befreien für Wurst und so weiter. Wenn man noch nicht mit einem rasierklingenscharfen Messer umgehen kann, schneidet man sich dabei natürlich gleich in die Finger – ich hatte ab dem punkt ständig wunde und nach Fleisch riechende Hände. Ich bekam eine rot-weiß gestreifte Schürze, die ich täglich selbst waschen durfte, und als Lohn ZAR 15,00 am Tag (etwa EUR 1,50 nach heutigem Kurs). Man ließ mich auch die Tüten der Kunden einpacken und ans Auto tragen: viele kauften gleich ganze Schafe, Impalas oder Schweine und viertel Rinder; es war buchstäblich ein Knochenjob aber machte dennoch viel Spaß.
    „Moet asseblief nie in jou Tande krap, as daar klante in die winkel is nie!“ Man wusste nicht recht, mit einem unerfahrenen Jungen wie mich viel anzufangen, dennoch gab man mir die Chance und ich durfte zudem so viel Biltong (getrocknetes, gesalzen und gewürztes Fleisch aller möglichen Tiere) und anderen Leckereien essen, wie mir in die Finger kamen und mein Teenagerkörper lechzte danach. Die Angewohnheit, mir mit dem Finger in die Zähne zu puhlen, ließ ich dann aber auch schnell bleiben. Ich verstand es,  gut mit den Kunden umzugehen und durfte auch bald an die Kasse und sogar selbst Fleisch schneiden! An die Bandsäge ließ man mich – zum Glück – jedoch noch nicht. Man benutzt in Südafrika übrigens kein Hackbeil, um Koteletten zu schlagen. Die Säge machte ständig ein irre hohes Geräusch und musste am Abend ganz penibel gesäubert werden. Dies und die Aufgabe, das bis dahin übel riechende, 2 Meter lange Schneidebrett zu schrubben, entfielen bald auch auf mich. An Samstagen durfte ich während der Schulsemester auch arbeiten, musste jedoch noch nicht, wie die Anderen, um 5:00 Uhr vor Ort sein!
    „Kyk asseblief, dat die rakke altyd vol is!“ Man hatte noch viele andere Produkte im Laden, wie Butter, Käse, Gemüse, verpackte Fleisch- und Wurstwaren und Grillzubehör. Auf all dies sollte ich ein wachsames Auge halten und, wie in einem Supermarkt, die Regale voll halten, Ware rotieren und auszeichnen. Am besten fand ich das Herumhantieren mit der Etikettenpistole: jedes Päckchen Butter bekam einen Preisaufkleber und bald konnte ich dies im Maschinengewehrtempo! War vorne alles voll, konnte ich die Waren in den Kühl- und Gefrierkammern einräumen und sortieren.

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