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AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

Titel: AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Barnstijn
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strengen Durchgang dann auch die Prüfung. Den Führerschein bekommt man in Südafrika für kleines Geld. Dennoch wird man gerne beim ersten Mal durchfallen gelassen wenn man beim bergauf Anfahren beispielsweise nur einen Zentimeter zurückrollt oder an einer 4-Richtung-Stop-Kreuzung nicht genau dann losfährt, wenn man dran ist. Hier gibt es kein rechts vor links, sonder wer zuerst anhält, darf auch zuerst fahren und wenn mehrere mal gleichzeitig halten, gibt man sich Handzeichen. Funktioniert ganz gut und erleichtert auch das Verständnis für einen Kreisverkehr. Auf typisch afrikanisch muss man jedoch, um den nötigen offiziellen Kram zu erledigen, sich an drei verschiedenen Stellen melden. Tut man dies, wie Dirk und ich, im „schwarzen“ Vorort einer größeren Stadt, können für die ganze Angelegenheit gut und gerne drei Tage vergehen.
    Ontmoet twee moffies mekaar sê die een: „hoe gaan dit?“ sê die ander een: “VIGS-skriklik en met jou?”; “AIDS-stekend“ sê die eerste een. Dieser derbe Witz basierte auf das Stigma, dass Schwulen: Moffies bereits in den Achtzigern anhing, dass sie alle HIV oder AIDS hatten (Die Seuche hatte in Südafrika jedoch bald tragischer weise eine weit größere Bevölkerungsgruppe in ihrem Griff). Dies und anderen blöd daher gesagten Sprüchen ließ mich immer hoffen und beten, dass ich nicht so werden würde aber ich musste zuschauen, wie es doch passierte. In der Schule war es später merkwürdiger Weise nicht mehr so ein schlimmes Thema und bald wie erwähnt, ein offenes Geheimnis, dass ich mit Mädchen nichts anfangen konnte. Einige haben es versucht, aber für mehr als Freundschaft reichten ihre Reize auf mich nicht aus.
    Viel eher nutzte ich jede Gelegenheit beim warten vor Klassenzimmern, einem besonders hübschen Burschen ganz eindeutig am Arsch zu fassen -  er schien die Aufmerksamkeit zu genießen aber mehr auch nicht. Hin und wieder fasste ich anderen Jungs beim Duschen auch mal diskret an, aber ohne nennenswerte Gegenreaktion. Man traute sich eben nicht viel. Ich outete mich mit siebzehn sogar schon bei meiner Afrikaans-Lehrerin, eine weise Frau die mich ermutigte, mein Weg zu gehen wie ich es für richtig hielt oder eben nicht lassen konnte. Unser Vertrauenslehrer indes, ein alter knorriger Mann der mich einmal aus dem Berufsunterricht schickte mit: „Ek sal jou bliksem“, hatte keinen Verständnis. Er verhöhnte mich damit, dass er von anderen Schwulen in der Schule wissen würde aber sie mir natürlich nicht nennen würde und fragte, ob ich nicht zum Psychiater gehen würde. Ich lehnte dankend ab: ich wusste bereits, dass dagegen kein Kraut gewachsen war. Ich lehnte es fortan auch ab, seine Unterrichtsstunde zu besuchen.
    Ich hatte bereits Bekanntschaft mit einem bekennenden Schwulen Klassenkameraden, Jean,  gemacht, der zwar nicht mein Typ war (behaart und doch mit sehr femininen Angewohnheiten) aber mit dem ich Gedanken austauschen und zusammen insgeheim rauchen konnte. Wir taten es in der Mall im Dorf oder im, durch einem Loch im Einbauschrank zugänglichen, Dachboden des Internats oder in dessen Kohleraum. Mit siebzehn kam es dann doch einmal zum körperlichen Kontakt zwischen uns und zwar auf dem Internatszimmer, nachdem er monatelang auf mich eingeredet hatte.  Ich gebe lieber keine Details bekannt und sage nur: grauenhaft schlechter Sex! Sogar für das erste Mal.
    Ein lustiges Erlebnis war es andererseits, mit Jean zuvor, mitten in der Schulwoche, nach Hause abzuhauen. Wir starteten ziemlich spät und wollten nachts per Anhalten fahren. Leider ein schlechter Plan, denn mitten im Nirgendwo standen wir im eiskalten Dunkeln und keiner kam vorbei. Zum Glück nach Stunden dann doch die Rettung: einige Farmarbeiter ließen uns bei sich in ihrer sehr einfachen Behausung übernachten, damit es früh morgens weiter gehen konnte.
    Mein schwaches Rebellentum reichte soweit, dass ich mein knallrotes Fahrrad mit in die Schule brachte und nun ganz offen zu jeder Zeit und überall hin fuhr, wo es mir gefiel. Indes hatte ich als einer der wenigen Glücklichen einen eigenen Schreibtisch und Bücherregal  im Zimmer und musste nicht, wie alle Anderen, im Speisesaal studieren. Sollte man eigentlich Bach und Mozart zum Lernen hören, konnte ich es am besten mit lauter (Rock)Musik à la Bon Jovi, Def Leppard, a-ha, Queen und Co. Gute Noten, ob wie in meinem Fall ohne Mühe erlangt oder nicht, waren für solche Privilegien ausschlaggebend.
    Ich nahm aus Protest auch

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