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AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

Titel: AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Barnstijn
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man wäre bald stecken geblieben inmitten Fußball oder mit alten Reifen spielender Kinder, Frauen die riesigen Bottichen voll mit allem Möglichen auf dem Kopf tragend daher gingen oder Hühner, Hunde, Ziegen und so weiter. Auf den zugänglichen Straßen traf man oft auf Bakkies, die so voller Menschen beladen waren, dass sie hinten fast auf dem Boden hingen – die Motoren quietschend und die Reifen und Ausrichtung der Räder katastrophal. Nur so kommen hier viele von A nach B, außer mit dem kleine Taxibüsschen oder der dreirädrigen Rikschas. Es gab vielerorts so wenige Fahrzeuge, das die fortlaufenden, alphanumerischen Nummernschilder oft noch mit AAA, AAB und so weiter anfingen plus eine dreistellige Zahl. Hatte ein Auto also etwa das Kennzeichen AAA 350, war es erst das dreihundertfünfzigste registrierte Fahrzeug der jeweiligen Kommune. Sogar für die Hauptstadt Maputo gab es viele solche Kennzeichen.
    Mit dem Rad am Strand zu fahren, wie ich später von einem freundlich- hilfreichen Mann erfuhr, war zwar eigentlich nicht erlaubt (“no driving on the beach”), doch ich tat es solange die Ebbe es erlaubte und war vollends in meinem Element. Das Wasser hatte eine ein- bis zweihundert Meter breite, Wattartige Fläche freigelegt, auf dessen festem Sand es sich mit leicht abgepumpten Reifen wunderbar fahren ließ. Genau wie wenn ich mit meinem schwarzen Bakkie unterwegs war, starrten und staunten die Leute über mich auf meinem schwarzen Rad, da ich so nonchalant dahinfuhr. Vorbei an zahlreiche Fischersboote und Dhows, die nun bei Ebbe gestrandet waren sowie Mangrovenwäldchen, dessen Wurzel ebenfalls frei lagen und immer senkrecht aus dem Sand herausschauten. Ich ahnte, dass das Wasser diese Flächen schnell überfluten würde, und sollte Recht behalten. Viele herrliche Bilder ließen sich auf dieser Fahrt von nahezu fünf Kilometer hin und Fußmarsch von fünf Kilometer zurück schießen. Der Strand am Türkis bis dunkelblauem Wasser war sauber und strahlend weiß, immerzu gesäumt von Kokospalmen und Mangroven. Hier und dort befanden sich Ferienanlagen, immer ökologisch niedrig und aus natürlichen Materialien gebaut – Postkarten-perfekt! Ein erquickendes Bad im Meer rundete den idyllischen Nachmittag ab, wonach ich am Abend mangels Strom und sonstigem Energie jedoch nicht schreiben konnte und afrikanisch früh ins Zelt wanderte.
     

     
    * * *
    Es kam eine Zeit, in der Johann, der Hauptmieter unserer WG, der nicht nur im Bereich der Steuerberatung seine Brötchen zu verdienen wusste, mit der Finanzkrise arg konfrontiert wurde. Er gab sein Büro in Hannover auf und richtete sich mit allem Material in seinem kleinen Schlafzimmer einen Arbeitsplatz ein. Da er offenbar für die Arbeit daheim, wie es allzu oft vorkommt, nicht die rechte Selbstdisziplin aufbringen konnte, ging auch dieses Unternehmen bald über den sprichwörtlichen Jordan und Johann versäumte es, kettenrauchend, sogar die Miete zu zahlen.
    In diese missliche Lage wurden wir von der Vermieterin, eine energetische zweifache Mutter die im gleichen Haus in der Penthouse residierte, genähert damit ich den Mietvertrag schnellstens übernehmen sollte. Was auch ohne Problem geschah, denn mein Gehalt war glücklicherweise von keiner Rezession beeinträchtigt. Sie würde auch insgesamt fünf Jahre nicht steigen, doch das stand auf einem anderen Blatt. Es begann eine Periode von knapp vier Monaten, als Johann nunmehr als Untermieter bei Patrick und mir wohnte (Ordnung muss sein!), jedoch keine Miete zahlte. Auch gingen wir uns zunehmend auf die Nerven denn schließlich war er von Unsicherheit geplagt während wir endlich eine Wohnung nur für uns beiden haben wollten.  Dafür gewann ich die Kaution, die ich nach Johanns Ausziehen für mich verbuchen konnte.
    Kurz vor Weihnachten war Johann dann endlich als Zwischenlösung bei einem Freund eingezogen. Er tat uns sicher ein bisschen leid, doch es war die einzige Lösung zumal wir uns, trotz ausgiebiger Suche, nicht in der Lage befanden in eine andere Wohnung umzuziehen. Rasch verstauten wir seine restlichen Möbel in dem ohnehin vollgestopften Keller und stellten unser Bett ins Schlafzimmer. Seitdem ich bei den Großeltern ausgezogen war, konnte ich noch nie in einem vom Wohnbereich separaten Schlafzimmer nächtigen und es war zunächst sehr ungewohnt wenn auch absolut herrlich. Da in dieser Wohnung seit drei Jahren ununterbrochen bei meist geschlossenen Fenstern geraucht wurde, war eine Renovierung

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