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Axis

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Titel: Axis Kostenlos Bücher Online Lesen
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Stelle kam, wo Turk stand – womöglich von Turk selbst. Und das erschreckte sie so sehr, dass sie die Augen lieber ganz zumachte. Ganz fest zumachte. Und die Hände zu Fäusten ballte. Und ihn sprechen ließ.
     
    »Alles in Ordnung, Lise?«, fragte Brian.
    »Ja«, erwiderte sie. Da stand ein Weinglas vor ihr und Mahmut war dabei, einzuschenken. Nachzuschenken. Sie schob es von sich. »Tut mir leid.«
    Turk hatte einiges zu ihr gesagt.
    Vertrauliche Dinge. Dinge, die sie mit ins Grab nehmen würde. Dinge, die ausschließlich für sie bestimmt waren.
    Er hatte sich dafür entschuldigt, dass er sie verließ. Er hätte keine andere Wahl; es gebe nur noch eine einzige Tür, die ihm offen stehe.
    Als sie ihn fragte, wo er denn hinwolle, sagte er: »Nach Westen.«
     
    »Er ist nach Westen gegangen«, sagte sie zu Brian.
     
    Und als sie sich schließlich zwang, den Kopf zu heben und hinzusehen, richtig hinzusehen, war es nicht Turk, den sie erblickte, sondern Isaac. Er war verletzt, einer seiner Arme war in die verkehrte Richtung gebogen, aber er leuchtete wie ein Vollmond. Seine Haut strahlte in ständig wechselnden Farben, so wie es die Erinnerungskugeln getan hatten. Als wäre er zu einer von ihnen geworden. Und das war er wohl auch.
    Sie begriff das alles, weil Turk es ihr erklärt hatte. Turks lebloser Körper lag unter Trümmern begraben, doch seine lebendige Erinnerung war hier, in diesem zerschundenen Überbleibsel von Isaac, das die Hypothetischen-Bäume ausgegraben hatten. Und Esh war auch bei ihm, ebenso wie Jason Lawton, ebenso wie Anna Rebka.
    Und Diane?
    Diane, sagte er, habe lieber dableiben wollen.
    Und Dvali?
    Nein. Dvali nicht.
    Dann überließ sich Isaacs leuchtende Hülle dem Wind, und der Wind trug ihn nach Westen.
     
    Brian sagte irgendetwas über »dein Buch«.
    »Es hat nie ein Buch gegeben.«
    »Und hast du etwas über deinen Vater herausgefunden?«
    »Das eine oder andere.«
    »Ich habe nämlich selber ein bisschen recherchiert. Nachdem du Tomas Ginn erwähnt hattest, habe ich Erkundigungen eingezogen. Ginn ist tot. Er wurde bei einem Verhör getötet.«
    Lise sagte nichts.
    »Das Gleiche ist vielleicht mit deinem Vater passiert.«
    »Vielleicht?«
    »Nein – bestimmt.«
    »Hast du Beweise dafür?«
    »Ein Foto. Nicht unbedingt ein Beweis. Es ist nicht gerichtsverwertbar. Aber es ist die Wahrheit, Lise, sofern es die Wahrheit ist, nach der du suchst.«
    Ein Foto von ihrem Vater – von seiner Leiche… Sie wollte es nicht sehen. »Ich weiß, was passiert ist.«
    »Tatsächlich?«
    Ja, sie wusste, was mit ihrem Vater geschehen war, und sie wusste sogar etwas, was Brian nicht wusste: Sie wusste, was ihn getötet hatte, und sie wusste auch, warum.
    Sie hatte ihrer Mutter in Kalifornien eine entsprechende E-Mail geschickt: Er ist nicht weggegangen. Er wurde verschleppt. Das weiß ich jetzt.
    Ihre Mutter schrieb zurück: Dann kannst du ja nach Hause kommen.
    Aber dort bin ich doch schon, antwortete Lise, und später, als sie im Morgennebel am Hafen spazieren ging, begriff sie, dass das die Wahrheit war.
     
    Auf dem Weg nach Port Magellan hatte Lise sich an einer Bushaltestelle von Sulean Moi verabschiedet. Sie hatte die Marsianerin gefragt, ob sie allein zurechtkommen würde, doch natürlich stand es ganz außer Frage, dass sie zurechtkommen würde. Seit Jahrzehnten schlug sie sich, unterstützt von wohltätigen Vierten, so durchs Leben. Und es gebe noch einiges zu tun, sagte sie. Im Fall Isaac sei sie gescheitert, aber es würde weitere Kämpfe geben. Was immer das Netzwerk der Hypothetischen sein mochte – Sulean Moi war nach wie vor dagegen, dass es mit den Menschen verkehrte. »Ich möchte kein winziges Element in den Datenströmen irgendeines riesenhaften Wesens sein«, sagte sie. »Und meine Gattung soll es auch nicht sein.«
    »Wohin wollen Sie jetzt also gehen?«
    Die Marsianerin lächelte. »Vielleicht gehe ich nach Westen… Wie sieht es bei Ihnen aus? Kommen Sie einigermaßen zurecht?«
    Nein, sie würde nicht zurechtkommen. Lises Erinnerungen an die Rub al-Khali würden noch auf Monate, wenn nicht Jahre, für schweißgetränkte Träume sorgen. Doch sie erwiderte nur achselzuckend: »Ich werde es überleben«, und das musste als aufrichtig angekommen sein, denn die Marsianerin ergriff ihre Hand, sah ihr in die Augen und nickte feierlich.
     
    »Ich wünschte, es wäre besser für uns gelaufen«, sagte Brian, und das war seine Art, einzugestehen, dass ihre Ehe endgültig der

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