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Axis

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Titel: Axis Kostenlos Bücher Online Lesen
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erschöpfter Männer und Frauen – hauptsächlich Männer –, die den Sturm in irgendwelchen Gebäuden oder Ölförderungsanlagen ausgesessen hatten. Sie warteten auf einen Bus, der nach Auskunft der Rettungsleute jede Stunde eintreffen musste und sie an die Nordwestküste bringen sollte. Doch Lise und Sulean hatten die Absicht, vorher, vielleicht in Bustee, auszusteigen und auf eigene Faust über die Berge zu gelangen.
    Sie wandte sich der Marsianerin zu, die im Schneidersitz, das Kinn auf die Hände gestützt, dasaß. »Sind Sie durstig?«
    »Nur müde«, erwiderte Sulean mit dieser alten Stimme, die Lise stets an einen kratzigen Geigenton denken ließ. »Und ich habe an Dvali gedacht.«
    Avram Dvali. Tot. Unerlöst.
    »Wissen Sie, Lise, er hat in so vielen Dingen unrecht gehabt. Aber was die Hypothetischen angeht, könnte er richtig gelegen haben. Ich habe geglaubt, es gebe keine Hypothetischen, das heißt keine bewusst handelnden Wesen. Es gebe nur den Prozess. Die Nadeln der Evolution, die endlos weiterstricken.«
    Lise war nicht wirklich imstande, sich dafür zu interessieren, aber für Sulean war es anscheinend wichtig, und Sulean war nett zu ihr gewesen, daher sagte sie: »Ja und, stimmt das nicht? Was hier passiert ist – wollen Sie etwa sagen, das war geplant?«
    »Nicht geplant. Es gab keinen Galaktischen Rat oder so etwas, der zusammengetreten ist, um zu beschließen, dass ein temporaler Torbogen in Äquatoria aufgestellt wird. Ich vermute, er ist im Verlauf unzähliger Millionen Jahre gewachsen, als Resultat dessen, was ihm vorausgegangen ist, wie jedes andere Ereignis der Evolution auch.«
    »Dann lag Dvali also falsch.«
    »Aber nur im allerwörtlichsten Sinne.« Isaac habe ihr das erklärt, sagte Sulean, als sie im Einkaufszentrum festsaßen. »Millionen von hoch entwickelten, sich reproduzierenden Maschinen sammeln und ordnen Informationen über ein bestimmtes Raumvolumen. Diese Informationen werden von Zeit zu Zeit hierhergebracht, um sie zu sichten. Und der temporale Bogen leitet sie weiter, zehntausend Jahre in die Zukunft, während gleichzeitig ein entsprechender Korpus Information aus älteren Zeiten in die Gegenwart entlassen wird, um resorbiert zu werden und das wieder herzustellen, was durch Entropie verlorengegangen ist. Es ist keine Erinnerung im passiven Sinne – es ist ein Akt des Erinnerns. Und Organismen erinnern sich, um ihr Verhalten zu stabilisieren – oder anzupassen.«
    »Aber wenn das die Art ist, wie das Netzwerk der Hypothetischen sich erinnert, dann…«
    »Dann muss es irgendeine Form von Willen besitzen, zumindest ein rudimentäres Bewusstsein seiner selbst. Also das, was Dvali sich vorgestellt hat – ein transzendentes Wesen von so gewaltigen Ausmaßen, dass selbst das Zeugnis eines menschlichen Lebens nur ein infinitesimaler Bruchteil seines kleinsten Bauelementes ist.«
    Das Zeugnis eines menschlichen Lebens. Das von Esh zum Beispiel. Oder…
    »Und daraus folgt noch etwas. Etwas vielleicht noch Schrecklicheres. Denken Sie an Jason Lawton. Dadurch, dass das Netzwerk der Hypothetischen sich an ihn erinnert, hat er eine Art Existenz über den Tod hinaus erlangt. Passiv vielleicht, aber dennoch eine Existenz. Wie werden wir damit umgehen, wenn das erst einmal bekannt geworden ist? Um es ganz einfach auszudrücken: Es gibt einen Gott, und dieser Gott bewirkt Unsterblichkeit, und diese Unsterblichkeit wird von einem Medikament vermittelt – dem Medikament, das Jason Lawton genommen hat. Das ihn mit den Hypothetischen verband, bevor es ihn tötete.«
    »Aber wenn es tödlich ist…«
    »Physisch tödlich, doch wenn man dadurch in Erinnerung bleibt, wenn man vom Tod direkt in das Bewusstsein eines sehr realen Gottes übergeht…«
    »Es wird eine große Versuchung sein.«
    »Mehr als eine Versuchung. Man wird es als Fünftes Alter bezeichnen. Merken Sie sich meine Worte. Man wird es das Fünfte Alter nennen – nicht ein Erwachsensein jenseits des Erwachsenseins, sondern eine Geburt jenseits des Todes. Man wird ihm huldigen, man wird sich Kämpfe darum liefern, man wird ein Ministerium für Spirituelle Sicherheit schaffen. Und was das alles langfristig mit uns anstellen wird, daran wage ich nicht zu denken.« Die Marsianerin schloss die Augen, als wollte sie diese Vision der Zukunft ausblenden.
    Lise versuchte noch immer zu verstehen, was Sulean über die Hypothetischen gesagt hatte: dass sie, wenn sie sich erinnern können, etwas sein müssen, das sich selbst wahrnehmen

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