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Ayesha - Sie kehrt zurück

Ayesha - Sie kehrt zurück

Titel: Ayesha - Sie kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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sagte sie bestimmt, »denn es ist gegen das Gesetz, und ich will nicht euer Blut an meinen Händen haben.«
    »Wer von euch ist mächtiger, Khania«, fragte ich sie, »du oder die Priesterin des Berges?«
    »Ich bin mächtiger, Holly, so heißt du doch, nicht wahr? Wenn ich will, kann ich sechzigtausend Männer zum Krieg zusammenrufen, und sie hat niemanden, außer ihren Priestern und die wilden, undisziplinierten Stämme.«
    »Das Schwert ist nicht die einzige Macht auf dieser Welt«, sagte ich. »Sag mir, kommt diese Priesterin jemals in das Land Kaloon?«
    »Niemals, niemals, denn es gibt einen alten Pakt, der vor vielen Jahrhunderten abgeschlossen wurde, nach dem letzten, großen Krieg zwischen dem Tempel und dem Volk der Ebene, in dem bestimmt wurde, daß sie niemals mehr ihren Fuß auf das Land jenseits des Flusses setzen darf. Sollte sie diesen Pakt brechen, so würde es Krieg bis zur endgültigen Entscheidung bedeuten, und die Herrschaft des Siegers über beide Völker. Genauso darf kein Khan und keine Khania von Kaloon den Berg betreten, außer zur Bestattung von Toten oder einem ähnlichen, rituellen Zweck.«
    »Wer ist dann der wirkliche Herrscher, der Khan von Kaloon oder die Herrin des Tempels der Hes?«
    »In geistlichen Angelegenheiten die Priesterin der Hes, die unser Orakel und die Stimme des Himmels ist; in weltlichen Belangen der Khan von Kaloon.«
    »Der Khan. Ah! Du bist verehelicht, Khania?«
    »Ja«, antwortete sie und ihr Gesicht errötete sich. »Und ich will dir etwas sagen, was du ohnehin bald erfahren wirst, falls du es nicht bereits weißt: ich bin die Frau eines Wahnsinnigen – und ich hasse ihn.«
    »Das letztere habe ich bereits erfahren, Khania.«
    Sie sah mich mit ihren durchdringenden Blicken an. »Wie? Hat es dir mein Onkel, der Schamane, gesagt? Nein, du hast gesehen, und ich wußte, daß du gesehen hast, und ich hätte dich töten sollen. Oh! Was mußt du von mir denken?«
    Ich antwortete nicht, denn ich wußte nicht, was ich von ihr denken sollte, und ich befürchtete, daß jede weitere unvorsichtige Antwort ihre Rache herausfordern könnte.
    »Du mußt glauben«, fuhr sie fort, »daß ich, die ich Männer immer gehaßt habe, daß ich – und ich schwöre, daß es wahr ist –, deren Lippen keuscher sind als der Schnee der Berge, ich, die Khania von Kaloon, die sie die Frau mit dem Herzen aus Eis nennen, nur eine schamlose Person bin.« Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und stöhnte verzweifelt.
    »Nein«, sagte ich. »Es gibt sicher Gründe, Erklärungen dafür.«
    »Wanderer, es gibt solche Gründe, und da du ohnehin schon so viel weißt, will ich sie dir nennen. Ich bin wahnsinnig geworden, genau wie mein Mann. Als ich das Gesicht deines Begleiters zum ersten Mal sah, als ich ihn aus dem Wasser zog, packte mich der Wahnsinn, und ich ... ich ...«
    »Liebte ihn von diesem Augenblick an«, brachte ich den Satz zu Ende. »So etwas kommt vor, und dazu braucht man nicht wahnsinnig zu sein.«
    »Oh!« fuhr sie fort. »Es war mehr als Liebe; ich war besessen, und in jener Nacht wußte ich nicht, was ich tat. Eine unbekannte Macht zwang mich dazu, eine Bestimmung drängte mich, ihm zu gehören, nur ihm allein. Ja, ich bin sein, und ich schwöre, daß er mir gehören wird.« Und mit dieser Erklärung drehte sie sich heftig um und floh aus dem Zimmer.
    Als sie fort war, sank ich, erschöpft von diesem Kampf – denn es war ein Kampf gewesen – in die Kissen. Wie konnte es dazu kommen, daß sie von einer so verzehrenden Leidenschaft gepackt worden war? Wer und was war diese Khania? fragte ich mich erneut, und – dies war viel wichtiger – für wen oder was würde Leo sie halten? Wenn ich nur eine Möglichkeit fände, mit ihm zu sprechen, bevor er etwas sagte oder tat, das nicht rückgängig zu machen war.
     
    Drei Tage vergingen, ohne daß ich Khania wiedersah, die, wie ich von Simbri, dem Schamanen, erfuhr, in ihre Stadt zurückgekehrt war, um Vorbereitungen für uns, ihre Gäste, zu treffen. Ich bat ihn, mich wieder mit Leo zusammen sein zu lassen, aber er erklärte mir höflich, doch sehr bestimmt, daß er ohne mich besser aufgehoben sei. Jetzt wurde ich sehr unruhig, da ich befürchten mußte, daß Leo etwas geschehen war, oder noch geschehen könnte, doch ich wußte nicht, wie ich die Wahrheit feststellen sollte. In meiner Not versuchte ich, ihm eine Mitteilung zukommen zu lassen, die ich auf ein Blatt meines wasserfleckigen Notizbuches geschrieben hatte, doch der

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