Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ayesha - Sie kehrt zurück

Ayesha - Sie kehrt zurück

Titel: Ayesha - Sie kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
Vom Netzwerk:
habe ihm noch gesagt, daß mein Herz mir verrate, ich sei die Frau, die er suche.«
    »Hör auf, Nichte!« sagte der alte Mann ungeduldig. »Ich will nichts von den weiblichen Künsten hören, die du verwandt hast – mit Erfolg, nehme ich an. Was dann?«
    »Dann sagte er, daß dem so sein möge, da er glaube, diese Frau sei wiedergeboren worden, sah mich eine Weile prüfend an und fragte, ob ich ›durch das Feuer gegangen‹ sei. Darauf antwortete ich, daß die einzigen Feuer, durch die ich gegangen sei die der Seele gewesen seien, und daß ich mich noch immer in diesen Feuern befände. Darauf sagte er: ›Zeige mir dein Haar!‹, und ich legte eine Strähne meines Haars in seine Hand. Er ließ es sofort wieder los und zog aus dem Lederbeutel, den er vor seiner Brust trägt, eine andere Haarsträhne – oh! Simbri, mein Onkel, es war das schönste Haar, das meine Augen je gesehen haben, denn es war weich wie Seide und so lang, daß es von meiner Krone bis auf den Boden reichen würde. Und keine Rabenschwinge im Licht der Sonne kann so glänzen wie dieses Haar.
    ›Dein Haar ist schön‹, sagte er, ›doch du siehst selbst, daß es nicht das gleiche ist.‹
    ›Vielleicht‹, antwortete ich, ›doch es gibt keine Frau, die so ein Haar hat.‹
    ›Du hast recht‹, antwortete er, ›denn sie, die ich suche, war mehr als nur eine Frau.‹
    Und dann – und dann – obwohl ich es mit allen Mitteln versuchte, weigerte er sich, mehr über sie zu sagen, und mit einem aufsteigenden Haßgefühl auf diese Unbekannte in meinem Herzen, das mich vielleicht dazu verleiten mochte, Dinge zu sagen, die besser ungesagt blieben, verließ ich ihn. Nun bitte ich dich, suche in den Büchern, die deiner Weisheit offen liegen, und erzähle mir von dieser Frau, die er sucht, wer sie ist, und wo sie lebt. O suche schnell, damit ich sie finden – und töten kann.«
    »Falls du es kannst«, antwortete der Schamane. »Doch sag mir, wo wir mit unserer Suche beginnen sollen. – Da war doch ein Brief, den der Haupt-Priester Oros vor einiger Zeit an unseren Hof geschickt hat ...« Er zog ein Pergament aus dem Stapel von Schriftstücken, die auf seinem Tisch lagen und sah sie durch.
    »Lies!« sagte sie. »Ich möchte es noch einmal hören.«
    Also las er: »Von der Hesea des Feuerhauses an Atene, Khania von Kaloon.
    MEINE SCHWESTER – Mir ist kund geworden, daß zwei Fremde einer westlichen Rasse in dein Land kommen werden, um mein Orakel aufzusuchen, dem sie eine Frage stellen wollen. Ich befehle, daß du am ersten Tag des nächsten Mondes, zusammen mit deinem Groß-Onkel Simbri, dem Wächter des Tores, am Ufer des Flusses in der Schlucht, am Ende der alten Straße, warten sollst, denn über diesen steilen Weg werden die Fremden ins Land kommen. Helft ihnen auf jede Weise und bringt sie sicher zum Berg und wisset, daß ich dich und ihn in dieser Angelegenheit in die Verantwortung nehme. Ich kann sie nicht selbst erwarten, da das den Bruch des zwischen unseren beiden Mächten abgeschlossenen Vertrages bedeuten würde, der bestimmt, daß die Hesea des Tempels das Gebiet von Kaloon nicht betreten darf, es sei denn, im Kriege. Auch ist ihr Kommen anderweitig vorausgesagt worden.«
    »Es scheint«, sagte Simbri, als er das Pergament aus der Hand legte, »daß dies keine Wanderer sind, die der Zufall in unser Land geführt hat, da Hes sie erwartet.«
    »Ja, sie sind keine Wanderer, die der Zufall hergeführt hat«, stimmte sie zu, »da mein Herz einen von ihnen ebenfalls erwartete. Aber die Hesea kann aus Gründen, die du sehr genau kennst, nicht jene Frau sein.«
    »Es leben viele Frauen auf dem Berg«, bemerkte der Schamane trocken, »falls überhaupt eine Frau mit dieser Sache zu tun haben sollte.«
    »Zumindest ich habe damit zu tun, und er wird nicht zum Berg gehen.«
    »Hes ist mächtig, meine Nichte, und hinter ihren glatten Worten verbirgt sich eine entsetzliche Drohung. Ich sage dir, daß sie von altersher eine Macht besitzt und Diener in der Erde und in der Luft ihr das Kommen dieser Männer angekündigt haben, und sie werden ihr auch berichten, was mit diesen Männern geschieht. Ich, der sie haßt, weiß das, und deinem königlichen Haus von Rassen ist es seit vielen Generationen bekannt. Deshalb stelle dich ihren Plänen nicht entgegen, auf daß du nicht uns alle in Unglück stürzt, denn sie ist ein Geist und von entsetzlicher Macht. Sie sagt, es sei bestimmt, daß sie zum Berg gehen ...«
    »Und ich sage, es ist bestimmt, daß er

Weitere Kostenlose Bücher