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Ayesha - Sie kehrt zurück

Ayesha - Sie kehrt zurück

Titel: Ayesha - Sie kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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mir, wird sie auch heute noch verehrt? Ich frage danach, weil ihr Kult in Ägypten, ihrer Heimat, erloschen ist.«
    »Es gibt einen Tempel auf dem Berg dort drüben«, sagte er gleichgültig, »in dem Priester und Priesterinnen leben, die einen alten Kult praktizieren. Doch der wirkliche Gott dieses Volkes – wie schon lange vor den Tagen von Rassen, dem Eroberer – ist das Feuer, das in demselben Berg lodert und von Zeit zu Zeit ausbricht und sie tötet.«
    »Und wohnt eine Göttin in diesem Feuer?«
    Er blickte eine Weile mit seinen kalten grauen Augen in mein Gesicht, dann sagte er: »Fremder Holly, ich weiß nichts von einer Göttin. Der Berg ist heilig, und wer versucht, seine Geheimnisse zu enthüllen, ist des Todes. Warum stellst du mir eine solche Frage?«
    »Nur weil ich mich für alte Religionen interessiere, und als ich das Symbol des Lebens auf dem Gipfel jenes Berges entdeckte, bin ich hergekommen, um die eure zu studieren.«
    »Dann gib dein Vorhaben auf, Freund Holly, denn die Straße, die zum Wissen führt, verläuft durch die Rachen der Hunde des Todes und zwischen den Speeren von Wilden hindurch. Und es gibt auch nichts zu lernen.«
    »Und was, o Arzt, sind die Hunde des Todes?«
    »Bestimmte Hunde, denen nach den Regeln unserer alten Bräuche alle Menschen, die ein Verbrechen gegen die Gesetze oder gegen den Willen des Khans begehen, vorgeworfen und von ihnen zerfleischt werden.«
    »Der Wille des Khan! Hat eure Khania einen Ehemann?«
    »Ja«, antwortete er. »Sie ist mit ihrem Cousin verheiratet, der über die Hälfte des Landes herrschte. Jetzt sind sie und das Land vereint. Doch du hast genug gesprochen. Ich bin nur gekommen, um dir zu sagen, daß dein Essen bereitsteht.« Er wandte sich um und wollte den Raum verlassen.
    »Noch eine letzte Frage, Freund Simbri. Wie bin ich in dieses Zimmer gekommen, und wo ist mein Gefährte?«
    »Du wurdest hergebracht, während du schliefst, und du siehst, daß der Wechsel dir wohlgetan hat. Kannst du dich denn an nichts erinnern?«
    »An gar nichts«, antwortete ich ernsthaft. »Doch wie geht es meinem Freund?«
    »Auch besser. Die Khania Atene kümmert sich um ihn.«
    »Atene? Das ist ein alter, ägyptischer Name. Er bedeutet ›Sonnenscheibe‹, und die Frau, die ihn vor Tausenden von Jahren trug, war berühmt ob ihrer Schönheit.«
    »Ist meine Nichte Atene nicht auch schön?«
    »Woher soll ich das wissen, o Onkel der Khania«, antwortete ich müde, »da ich sie kaum gesehen habe?«
    Dann ging er, und kurz darauf brachten mir seine schweigsamen, gelbgesichtigen Diener das Essen.
    Später an diesem Vormittag öffnete sich die Tür wieder, und Khania Atene trat ins Zimmer. Sie schloß die Tür hinter sich und schob den Riegel vor. Diese Vorsicht trug nicht gerade dazu bei mich zu beruhigen, trotzdem richtete ich mich in meinem Bett auf und begrüßte sie ehrerbietig, soweit mir das möglich war, doch in meinem Herzen breitete sich Angst aus.
    Sie schien meine Zweifel zu erahnen, denn sie sagte: »Du brauchst dich nicht zu fürchten. Zur Zeit droht dir keine Gefahr von mir. Sage mir, in welcher Beziehung steht dieser Mann, der Leo genannt wird, zu dir? Ist er dein Sohn? Nein, das ist nicht möglich, da – entschuldige – Licht nicht aus dem Dunkel geboren werden kann.«
    »Ich hatte immer geglaubt, das dem so sei Khania. Doch du hast recht; er ist nur mein adoptierter Sohn, und ein Mann, den ich liebe.«
    »Und was sucht ihr hier?«
    »Wir suchen, Khania, was immer das Schicksal uns bringen mag, auf jenem Berg, der von einer Flamme gekrönt ist.«
    Sie erbleichte bei diesen Worten, antwortete jedoch mit fester, klarer Stimme: »Dann werdet ihr dort nichts anderes finden, als euer Verderben, falls ihr nicht schon sterbt, bevor ihr seine Hänge erreicht, die von Wilden bewacht werden. Auf dem Berg befindet sich der Tempel der Hes, und jede Verletzung des Heiligen Bezirks bedeutet den Tod, den Tod im ewig brennenden Feuer.«
    »Und wer herrscht in dem Tempel, Khania – eine Priesterin?«
    »Ja, eine Priesterin, deren Gesicht ich nie gesehen habe, denn sie ist so alt, daß sie sich mit einem Schleier gegen neugierige Blicke schützt.«
    »Ah! Sie verschleiert sich, wie?« sagte ich und spürte mein Herz schneller schlagen, da ich an eine andere dachte, die ebenfalls so alt war, daß sie ständig einen Schleier trug. »Nun, Schleier oder kein Schleier, wir werden sie aufsuchen und darauf hoffen, ihr willkommen zu sein.«
    »Das werdet ihr nicht tun«,

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