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Ayesha - Sie kehrt zurück

Ayesha - Sie kehrt zurück

Titel: Ayesha - Sie kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Leben wie einen abgenutzten, wertlosen Gegenstand fortzuwerfen, ein Verbrechen, das eine Strafe nach sich zieht, die schlimmer ist, als du sie dir vorzustellen vermagst; vielleicht sogar die Strafe ewiger Trennung.«
    »Begeht ein Mann, der in der Folterkammer gequält wird, ein Verbrechen, wenn er ein Messer ergreift und sich umbringt? Vielleicht; aber sicher ist das eine Sünde, die vergeben werden kann – wenn zerfetztes Fleisch und zerrissene Nerven nach Erlösung schreien. Ich bin so ein Mann, Horace, und ich werde das Messer benutzen und das Risiko der Verdammnis auf mich nehmen. Sie ist tot, und im Tode werde ich ihr zumindest nahe sein.«
    »Wer sagt, daß sie tot ist, Leo? Vielleicht ist Ayesha noch am Leben.«
    »Nein. Wenn sie lebte, hätte sie mir irgendein Zeichen gegeben. Mein Entschluß steht fest, also spare dir deine Worte; wenn wir unbedingt reden müssen, so wollen wir wenigstens das Thema wechseln.«
    Ich sprach weiter beschwörend auf ihn ein, obwohl ich kaum hoffte, ihn umstimmen zu können, denn ich sah, daß meine seit langem gehegte Befürchtung eingetroffen war: Leo war verrückt geworden! Schock und Trauer hatten seinen Verstand zerstört. Wenn dem nicht so wäre, würde er, der auf seine Weise ein sehr religiöser Mensch war und in diesen Fragen eine sehr strikte Auffassung hatte, wie ich wußte, niemals auch nur dem Gedanken an einen Selbstmord Raum geben.
    »Leo«, sagte ich, »bist du so herzlos, daß du mich allein zurücklassen könntest? Vergiltst du mir so all die Liebe und Sorge für dich? Willst du mich in den Tod treiben? Wenn du das tust, besudelst du deine Hände mit meinem Blut.«
    »Mit deinem Blut? Warum mit deinem Blut, Horace?«
    »Weil der Weg in den Tod breit genug ist, daß zwei ihn gehen können. Wir haben lange Jahre miteinander gelebt und gemeinsam vieles erlitten. Ich bin sicher, daß wir nicht für lange getrennt sein werden.«
    Damit hatte ich ihn in die Enge getrieben, und jetzt bekam er Angst um mich.
    »Wenn du dich tötest, werde ich auch sterben«, antwortete ich nur auf seine Einwände. »Dein Tod wäre auch mein Ende.«
    Nun gab Leo nach. »Also gut!« rief er plötzlich. »Ich verspreche dir, daß es nicht heute nacht geschehen wird. Wir wollen dem Leben eine zweite Chance geben.«
    »Danke«, sagte ich. Doch die Angst schnürte mir noch immer die Kehle zu, als ich an diesem Abend zu Bett ging. Denn ich war sicher, daß sein Todeswunsch, nachdem er einmal von ihm Besitz ergriffen hatte, wachsen und wachsen würde, bis er eines Tages übermächtig geworden war, und dann ... dann würde auch ich, der ich nicht allein leben konnte, welken und sterben. In meiner Verzweiflung schickte ich meine Seele der entgegen, die von uns gegangen war.
    »Ayesha!« rief ich. »Wenn du irgendwelche Macht hast, wenn es dir irgendwie möglich ist, gib uns ein Zeichen, daß du noch lebst; rette deinen Geliebten vor der Sünde und mich vor dem Tod an gebrochenem Herzen. Habe Mitleid mit seiner Trauer und gib ihm Hoffnung, denn ohne Hoffnung kann Leo nicht leben, und ohne ihn kann ich nicht leben.«
    Völlig erschöpft schlief ich ein.
     
    Leos Stimme riß mich aus dem unruhigen Schlaf.
    »Horace«, sagte er leise und erregt aus dem Dunkel, »Horace, mein Freund, mein Vater, höre mich an!«
    Ich war sofort hellwach, denn der Ton seiner Stimme verriet mir, daß etwas geschehen war, das unser beider Schicksal bestimmen würde.
    »Laß mich zuerst eine Kerze anzünden«, sagte ich.
    »Laß doch die Kerze, Horace! Mir ist es lieber, im Dunkeln mit dir zu sprechen. Ich bin eingeschlafen und habe den lebhaftesten Traum gehabt, den ich je geträumt habe. Ich stand unter dem Himmelsgewölbe, und es war schwarz, schwarz, schwarz; nicht ein einziger Stern schien, und ich wurde von einem unerträglichen Gefühl der Verlassenheit ergriffen. Doch plötzlich sah ich, weit oben an dem schwarzen Gewölbe, viele hundert Meilen entfernt, ein winziges Licht und glaubte, daß ein Planet aufgetaucht sei, um mir Gesellschaft zu leisten. Das Licht kam langsam näher, wie ein herabschwebendes, brennendes Papier. Tiefer und tiefer und tiefer sank es, bis es direkt über mir stand, und ich erkannte, daß es wie eine Feuerzunge aussah. In der Höhe meines Kopfes verharrte diese Feuerzunge, und ich sah, daß sich unter ihr eine Frauengestalt befand, auf deren Stirn dieses Fanal brannte. Die Flamme wurde heller, und jetzt erkannte ich die Frauengestalt.
    Horace, es war Ayesha! Ihre Augen, ihr

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