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Ayesha - Sie kehrt zurück

Ayesha - Sie kehrt zurück

Titel: Ayesha - Sie kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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zwanzig Stufen erreichten wir eine Plattform. Als Leo, der vor mir ging, hinaustrat, packten ihn Oros und ein anderer Priester bei den Armen, und es sah aus, als wollten sie ihn überwältigen.
    »Keine Angst«, rief er mir zu, als ich ihn fragte, was los sei, »es ist nur ein bißchen schwindelerregend hier oben, und sie haben Angst, daß ich fallen könnte. Sei vorsichtig, Horace!« Er streckte mir seine Hand entgegen.
    Ich trat hinaus, und wenn ich nicht Halt an Leos Hand gefunden hätte, wäre ich sicher auf den felsigen Boden der Plattform gesunken, denn der Anblick der sich mir bot, schien mein Gehirn zu paralysieren. Und das ist auch nicht verwunderlich, da ich kaum glaube, daß es auf der ganzen Welt ein Panorama gibt, das diesem gleichkommt.
    Wir standen auf dem oberen Rand des gigantischen Ringes, einer flachen Felsplattform von etwa achtzig Metern Länge und dreißig Metern Breite. Über uns wölbte sich der sternenübersäte Himmel; südlich lagen zwanzigtausend Fuß tiefer die weiten Ebenen Kaloons; im Westen und im Osten erstreckten sich die schneebedeckten Schultern des Bergmassivs, darunter braune Hänge. Der Blick nach Norden bot ein anderes, grausiges Bild: Direkt unter uns, wie es schien, da der Pfeiler ein wenig nach innen geneigt stand, lag der riesige Krater des Vulkans, und in seiner Mitte ein brodelnder Lavasee, aus dem hin und wieder grelle Flammen emporschossen.
    Rauch und Gase, die von der glühenden Masse ausgestoßen wurden, entzündeten sich, wenn sie emporstiegen und bildeten eine gewaltige Feuerwolke. Diese Wolke flammte genau gegenüber von uns, am anderen Rand des Kraters, und ihr Licht fiel durch das Auge des Pfeilers, auf dessen oberem Rand wir standen, warf eine breite, feurige Bahn über das Land Kaloon und auf die fernen Gebirge.
    Der Wind wehte aus Norden, pfiff durch das Auge des Pfeilers, wurde von dem feurigen Atem des Vulkanfeuers aufgesogen und riß Flammenfetzen von der brennenden Wolke, die nach Lee verweht wurden, wie Segelfetzen eines brennenden Schiffs.
    Wenn dieser starke Wind nicht gewesen wäre, hätten wir es dort oben wohl kaum aushalten können; die aufsteigenden Gase hätten uns vergiftet. Doch durch den kräftigen, regelmäßig wehenden Wind wurden sie nach Norden getrieben. Ohne den Wind wäre auch die aufsteigende Hitze der glühenden Lava unerträglich gewesen.
    Überwältigt von dem furchtbaren Anblick, der eher zu den Schrecken der Hölle zu passen schien als zu dieser, unserer Erde, und in ständiger Angst, von einer Bö wie ein welkes Blatt in die kochende Glut hinabgeweht zu werden, hockte ich mich auf den Boden und rief Leo zu, es ebenso zu machen. Jetzt sah ich mich um und entdeckte eine große Zahl von Priestern, in dicke Umhänge gekleidet, die auf dem felsigen Boden knieten und anscheinend im Gebet versunken waren. Doch Hes, die Mutter, oder Atene, oder den Leichnam des Khan konnte ich nirgends entdecken.
    Während ich mich fragte, wo sie sein mochten, traten Oros, der vor der grausigen Szenerie völlig unbeeindruckt schien, und mehrere andere Priester auf uns zu und führten uns einen Weg entlang, der gefährlich nahe der runden Kante des Felsens verlief. Nach ein paar abwärts führenden Stufen waren wir in Sicherheit, und der Wind heulte über uns hinweg.
    Durch einen leicht abwärts führenden Gang gelangten wir in einen Raum, den man so in den Fels gehauen hatte, daß er zur Hälfte überdacht war, die andere Hälfte jedoch frei lag.
    Diese Felsenkammer, die sehr geräumig war, betraten wir und entdeckten, daß bereits mehrere andere Menschen anwesend waren. Auf einem Thron, der aus dem Felsen gehauen worden war, saß die Hesea, die jetzt einen Purpurmantel über die Kleider und Schleier gelegt hatte, die sie von Kopf bis Fuß verhüllten. In ihrer Nähe standen die Khania Atene und ihr Onkel, der alte Schamane, der sehr unglücklich wirkte, und zu Füßen der Hesea stand die Bahre, auf der der tote Khan Rassen ruhte, über dessen Gesicht der Widerschein der Vulkanfeuer zuckte.
    Wir traten vor den Thron und verneigten uns. Die Hesea hob ihr verhülltes Gesicht, das ihr auf die Brust gesunken war, als ob sie von Gedanken oder von Sorge überwältigt worden wäre, und sprach den Priester Oros an. Im Schutz der massiven Felsenmauern war es still, und man konnte normal miteinander sprechen.
    »Du hast sie also sicher heraufgeführt, mein Diener«, sagte sie, »und ich bin froh darüber, denn für jene, die den Weg nicht kennen, ist er furchtbar.

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